Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200821
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192008218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200821
- Bemerkung
- Umschlagrückseite und Titelseite aufgrund der Vorlage nicht digitalisierbar
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-21
- Monat1920-08
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-s 187. 21. August 1920. Redaktioneller LeU. «rscnblatt f. ». Dttchn. »uchhandrl. langen. Davon sind wir noch weit entfernt. Die Preußische In. struklion stellt den ersten meisterhaften Versuch der Vereinheitli chung dieser Regeln dar; sie hat die über Dezennien sich hinziehen, ten Erörterungen über das wichtigste bibliothekarische Problem in einem gewissen vorläufigen Abschluß gebracht. Sie beschränkt aber ihre Regeln auf die reinen Druckschriften, wozu gewisser, matzen als Ergänzung § 48 (über die Werke bildender Künstler) tritt, in dem schon die etwas unklare Fassung des zweiten Satzes ausfällt. Das illustrierte Buch. d. h. das Buch mit eingestreuten Illustrationen, sei es in der Form von ganzseitigen Tafeln oder Textabbildungen oder Titeleinfassungen, diese äußerst umfang reiche, wichtige und interessante Buchgattung, wird in dem be rühmten Verweisungsparagraphen, § 20, 3«, nur mit wenigen Worten und in vorsichtig abgewägten Adjektiven und Adverbien kurz gestreift: »Verwiesen wird nur, wenn es zweck mäßig erscheint,... von Illustratoren ..., soweit Bilderschmuck ... einen wichtigen Bestandteil der Schrift ausmach(t)...- (von mir gesperrt). Hier erhebt sich doch im Einzelfall die Frage, s was »wichtiger- ist: der Text oder die Illustrationen? Ein Blick auf das illustrierte Buch des 16. Jahrhunderts etwa zeigt uns, s daß wir oft dem Illustrator vor dem Autor den Vorzug geben müssen, daß das illustrative Material des Buches eminente Be deutung für die kunsthistorische Forschung, der Text aber höchstens noch typographischen Wert besitzt. Nun unterliegt ja das künstlerische Urteil nicht allein Persönlichen, sondern auch zeit- lichen Geschmacksrichtungen und -Wandlungen. Aber gerade im Hinblick daraus erweist sich auch der Ausdruck »wichtig- der Preu ßischen Instruktion als ein sehr deutungsfähiger und — da es sich doch um Regeln handelt — nichtssagender Begriff. Die Kenntnis des illustrierten Buches setzt außerdem ein so großes Spezialwissen voraus, daß wohl nur die wenigsten in der Lage sind, über größere und geringere Wichtigkeit der Illu strationen zu entscheiden. Um noch einmal das Beispiel des 16. Jahrhunderts heranzuziehen: Wie wenige haben eine Ahnung von dem Reichtum an illustrierten Büchern — man braucht nur Lyon, Paris, Venedig, Basel, Nürnberg, Frankfurt a. M. zu nennen - in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts! Ich möchte also eine Katalogisierung dieser illustrierten Bücher in Vorschlag bringen, die nur der Fachkenner mit Mühe aus den großen Bi bliotheken hervorzusuchen versteht, die aber der buchkünstlerisch interessierte, nicht historisch gebildete Bibliotheksbenutzer — ich denke vor allen auch an den graphischen Künstler — kaum kennen lernt, weil sie oft unter dem Namen eines heute interesselos ge- wordenen Autors mit ihren Schätzen in den Magazinen still ihr Leben vertrauern. Aber selbst der Fachmann wird kaum oder nur unter allergrößter Müheaufwendung ohne Hilfsmittel in der Lage sein, das für ihn wertvolle Material in seinem ganzen Umfange zu erfassen. Ein Katalog, der von den wichtigen Illustratoren nur eine Verweisung bringt, ist für ihn völlig wertlos. Die Katalogisierung dieser Bücher wird nun aber außer ordentlich erschwert, erstens dadurch, daß die Namen vieler Buch künstler, vor allem der Jnkunabelzeit (H. Kögler s1911j kennt etwa 2500 illustrierte Wiegendrucke) und des 16. Jahrhunderts, un bekannt — oder noch unbekannt sind, dann, daß gerade auf die sem Gebiete in der Forschung noch vieles umstritten ist. wir brauchen nur an die erst ganz neuerdings festgcstellte Bedeutung eines Künstlers wie Hans Weiditz zu denken, dessen Werke früher bekanntlich meistens Hans Vurgkmaier zugeschrieben wurden. Im ersten Fall würde, wie es Proctor in seinem Incksx to Ws sai-ly pnnteck dooks getan hat, der einfache Hinweis in der Titelauf nahme, daß das Buch mit Holzschnitten oder Kupferstichen illu striert ist, genügen. Diesen Hinweis im alphabetischen Katalog SU bringen, wäre aber gänzlich verfehlt, weil man damit auf die Illustrierten Bücher eben gar nicht aufmerksam würde; es verbietet slch direkt im zweiten Fall, weil es eine übermäßige Belastung dieses Katalogs mit sich brächte. ES kann sich also nur um die Einrichtung eines Spezialkatalogs handeln. Denn die illustrier, ten Bücher sind auch eine Art Cimelien, deren Verzeichnung eben so viele spezielle Kenntnisse vvraussetzt wie die Verzeichnung der Inkunabeln und Handschriften. Einige wenige Beispiele aus der Alle des Materials mögen genügen. In dem 1515 bei Peypus in Nürnberg erschienenen Büchlein: Lucianus, ck« rslion« conserl- bsvclLs bistoriss, das die lateinische Übersetzung Willibald Pirk- heimers enthält, ist allein der Name des Humanisten von Inter esse, während der Text hinter der prachtvollen Titeleinfassung von der Hand Albrecht Dürers ganz zurücktritt. Daneben haben wir eine gewaltige Klasse von Büchern, in denen Illustrator und Autor gleich wichtige Rollen spielen, wie in Matth. Ningmanu», »der Text des Passions oder leydens christi«, dessen lateinische und deutsche Ausgaben (1507, 1509) mit den so charakteristischen blattgroßen Holzschnitten des Schweizers Urs Gras geschmückt sind, oder die berühmten Embleme des Juristen Andrea Alciati mit den Holzschnitten des Lyoner Buchkünstlers Vernarb Salo- mon (1548 und später). Die Wichtigkeit der Illustrationen, vor allem der Titeleinfassungen, zur Bestimmung der Drucker heimat von Schriften der frühen Reformationszeit, wo bekannt lich die Bestimmung nach Typen versagt, ist neuerdings betont ^ worden. Manche Antiquariatskataloge können als vorbildlich gellen. Ich weise z. B. auf den Katalog 441 von Hiersemann (April 1916) hin: die in diesem Katalog durchgeführte Anord nung nach Jahrhunderten und innerhalb der Jahrhunderte nach dem Alphabet der Künstler, die an sich vortrefflich ist, würde m. C. bei einem Spezialkatalog im bibliothekarischen Sinne durch eine für ständige Benutzer besser geeignete rein chronologische Anord nung zu ersetzen fein; allerdings müßte noch ein alphabetisch ge ordneter Index der Autoren oder Illustratoren hinzukom- !men. Was von den Büchern des 16. Jahrhunderts ge sagt ist, gilt ebenso von denen der späteren Zeit. Ein besonders schwieriges Gebiet für die Katalogisierung bieten die illustrierten Zeitschriften durch die Fülle des Materials; aber ! auch diese ließen sich durch Zusammenstellung der an den Einzel nummern beteiligten Künstler innerhalb eines gewissen Zeit raums der Benutzung zugänglicher machen. Schließlich wäre ^ den Bibliotheken eine neue Gelegenheit gegeben, ihre Schätze in Ausstellungen einem größeren Publikum zu erschließen, was ja leider mit Ausnahme der Deutschen Bücherei so sehr selten ge schieht. Das Signieren ist gewiß das wichtigste und notwendigste Ge schäft des Bibliothekars, ebenso wichtig ist aber auch die Verwal tung der ihm anvertrauten Bücher: hier böte sich eine neue, der Forschung außerordentlich dienliche Aufgabe für ihn und neben der formalen Titelaufnahme eine neue Beziehung zum lebendigen Buch. Wir hätten eine Vereinigung des formalen und des historisch-ästhetischen Gesichtspunktes. Dichter- und Künstlerbriefe. Von KuriLoele. Zacharias Werner. Adalbert Stifter. Wenn hier im Börsenblatt eine Reihe in letzter Zeit erschie nener Dichter- und Künstlerbriefe zum Gegenstand der Behand lung gemacht wird, so darf der Leser keine Besprechungen im landläufigen Sinne erwarten. Es kann sich dem Leserkreise, dem gegenüber wir uns befinden, erst in letzter Linie um Dinge handeln, für die der Literarhistoriker zuständig ist. Vielmehr muß das Augenmerk auf die Wechselbeziehungen zwischen dem Autor und dem Verleger, soweit solche aus Briefen und Brief wechseln erkennbar sind, gerichtet werden. Dabei wäre es von vornherein verfehlt, den Begriff Wechselbeziehungen in einen allzu engen Rahmen zu spannen. Der Verleger ist der Ge burtshelfer für die geistigen Erzeugnisse des Autors. Alles, was mit dem Vorgänge der Geburtshilfe zusammenhängt, ge hört in diesen Kreis gegenseitiger Beziehungen, vor allem auch der Einblick in die geistigen Werkstätten der Autoren, der Ein fluß ihrer Umgebung, sei dieser landschaftlicher, persönlicher oder anderer Art, auf ihr Schaffen, schließlich auch der Einfluß des Verlegers auf die Entstehung oder Gestaltung von Schrift werken. Des Ergebnis könnte unter Umständen geeignet sein, den deutschen Verleger vielfach über den Kreis seiner rein ma teriellen Interessen hinauszuheben und den geistigen Anteil, den er an der Arbeit seiner Autoren genommen hat, höher.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder