Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200831
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192008311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200831
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-31
- Monat1920-08
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
trägt die »Bugra«, besonders die Herbstmesse 1919 und die Früh jahrsmesse 1920, auf der Nichtbuchhändler in großer Zahl ge kauft haben. Die Kontrolle muß viel schärfer werden. Nun richte ich aber die Frage an den wissenschaftlichen und an den schönwissenschaftlichen Nerlag ersten Ranges: wird er von diesen neuen Existenzen im Sortiment berührt oder wenn, glaubt er, daß diese neuen Kunden ihm auch in Zukunft treu bleiben? Ich bestreite dies; diese neuen Firmen, abgesehen von einigen wirk lichen Neugründungen von Buchhändlern^ auf die ich noch zurück komme, werden bald die Erfahrung machen, daß sie mit einer Literatur, die nur für einen kleinen Kreis bestimmt ist, keine Ge schäfte machen können und sich auf Alltagswaren und volkstüm liche Sachen beschränken. Ich versiehe nun nicht Herrn vr. Druckenmüllers Forderung: »Stärkung des Sortiments durch Fernhaltung jeder Konkurrenz, die dem Verleger nichts nützt und den Sortimenter schädigt«, sie wäre dem Sortimenter wohl will kommen, aber dem Verleger dürfte heute schon die Macht fehlen, diese Forderung durchzudrücken, da ich der Frage der Beseitigung des Grossobuchhandels, der Vereinssortimente, der Barsortimente sehr skeptisch gegenüberstehe. Der Verleger ist in sehr vielen Fällen, ich rede hier von den großen Verlegern, die nicht nur ein Spezialgebiet Pflegen, gar nicht in der Lage, sein Absatz gebiet zu beschränken; manches, was sich am grünen Tisch als leicht durchführbar ansieht, ist in Wirklichkeit nur mit großen Schwierigkeiten oder gar nicht zu bewerkstelligen; ich werde später auch noch auf diese Frage zurückkommen. Vorerst noch einmal zur Frage der großen Vermehrung der Sortimentsbetriebe, und da möchte ich vor allem die Universitätsstädte berücksichtigen. Die Großstädte Berlin, Leipzig, München, Hamburg, Frankfurt a. M., Breslau, Köln möchte ich ansscheiden, da mir die Verhältnisse dort zu wenig bekannt sind und dort auch viele andere Umstände mitspielen. Nehmen wir aber einmal Marburg, Göttingen, Tü bingen, Freiburg, Heidelberg, Gießen, Bonn, Rostock und selbst Städte wie Kiel, Stuttgart, Hannover, Königsberg an, ich glaube getrost behaupten zu können, daß sich die Zahl derwirklichen Buchhandlungen in diesen Städten nur ganz unwesentlich ver ändert hat, im Gegenteil, es dürfte sogar manchmal eine Ver minderung eingetreten sein; Neugründungen ansehnlicher Ge schäfte jetzt vorzunehmen, ist doch ein zu großes Risiko; die Geld opfer, welche allein für eine Ladeneinrichtung aufgebracht werden müssen, sind enorm, ganz abgesehen von der Anschaffung des Lagers usw. Vielleicht stellt einer der Herren Syndici des Bör- senvcreins einmal zusammen, wie sich die Zahl der Buchhandlun gen gerade in Universitätsstädten seit 30 Jahren geändert hat. ich glaube, die alten Firmen sind die gleichen geblieben, und für die Schaffung neuer waren vielleicht besondere Umstände, schlechte Geschäftsführung einer alten Firma, eine Nebeneigen schaft der Universitätsstadt, sei es Fremdenplatz, wie Freiburg, Heidelberg, Bonn, Kiel u. a., maßgebend; meiner Kenntnis der Sachlage nach wage ich zu behaupten, daß in den meisten klei neren Universitätsstädten die Namen der Firmen sich nicht ge ändert und manche seit ihrer Gründung erst den vierten oder fünften Besitzer haben, trotzdem sie oft 100 Jahre und länger bestehen.. Ob der Verlag, wenn er nun, wie die großen wissen schaftlichen Verleger es Vorschlägen, nur mit einer beschränkten Anzahl von Sortimentern weiter in Verbindung tritt, auch unter diesen alten Universitätsbuchhandlungen eine Auslese treffen will und kann, erscheint mir zweifelhaft, denn dabei ist doch mancherlei zu berücksichtigen. Gewiß, ich stimme dem zu, daß viel an Spesen und viel an Arbeit gespart werden könnte, und daß cs ein Un ding ist, wenn von einer schwerwissenschaftlichen Neuigkeit zu teurem Preise vielleicht 10 Exemplare an einen Ort gehen, wo nur ein oder zwei Abnehmer sitzen, gewöhnlich aber nur einer, denn der andere Interessent erhält das Werk sicherlich kostenfrei als Geschenk des Verfassers, als Herausgeber einer Zeitschrift oder zur Besprechung, neun Exemplare fehlen also dem Verleger, füllen die Lager der Sortimente und verursachen große Kosten für Hin- und Rücksendung. Hier wäre ein Wandel dringend notwendig, wenn nicht die Kundschaft des Sortimenters wäre, die sich den Kauf in diesem und jenem Geschäft nicht vorschreiben läßt, und die Bibliotheken, die von allen Handlungen An sichtssendungen wünschen und vor allem den berücksichtigen, de» zuerst liefert. Dies wäre ein Punkt, über den eine gründlich« Aussprache nötig, der aber nicht leicht zu lösen wäre, denn der Begriff »Spezialbuchhandlung«, der, dies betone ich ausdrück lich, das einzig Zweckmäßige wäre, läßt sich in manchen kleinere« Universitätsstädten beim besten Willen nicht durchführen und wäre nur bei Neugründungen im vollen Umfange möglich, wie ich in einem späteren Aufsatze ausführen werde. Daß der wissenschaftliche Verlag in der Lage ist, an manche« andern Orten seine Bezieher sich zu wählen, und daß er mit einer verhältnismäßig nur kleinen Anzahl von Sortimentern zu Verkehren braucht, wird nicht abzustreiten sein, obwohl ich auch hier vor einer Schablonisierung dringend warnen möchte. Gerade Handlungen in kleinen Orten haben manchmal ein sehr wiß begieriges, kauflustiges Publikum und setzen oft mehr an guten wissenschaftlichen Sachen ab, als große Sortimente in der Haupt stadt, und sehr oft hat hier der Sortimenter durch persönlich« Beziehungen mit das Hauptverdienst, daß gute Werke gelaust werden. Man unterschätze überhaupt die persönlichen Beziehungen des Sortimenters nicht; sie sind vielleicht nicht überall mehr so rege wie vor 30 Jahren, wo besonders in Universitätsstädten die Buchläden der gegebene Sammel- und Treffpunkt der Gelehrten waren, wo Meinungen ausgetauscht und zu mancher wissenschaft lichen Arbeit von großer Bedeutung der erste Gedanke gefaßt wurde, aber sie sind noch vorhanden und werden vielleicht wieder von größerer Bedeutung werden. Dem Sortimenter ist es aber manchmal beim besten Willen nicht möglich, trotz des Persönlichen Interesses, das er an diesem und jenem Werke nimmt, und trotz des Interesses, das er für diesen oder jenen Verlag hat, ein Werk abzusetzen. Ansichts sendungen wünschen manche Kunden nicht mehr, seine Schau fenster sind beschränkt, sein Laden ist eng und klein, und er kann die Werke dort nicht zur Auslage bringen, und so kommt es, daß manches gute Werk unverkauft bleibt, von dem der Verleger annahm, daß es in der betreffenden Stadt sicherlich abgesetzt werden würde. Ich erwähnte schon die Geschenkexem plare ; die Unsitte hat sehr um sich gegriffen, nachdem fast jeder Gelehrte von Ruf Mitherausgeber einer Zeitschrift ist oder jeder junge Gelehrte der Autorität auf seinem Gebiete sein Werk glaubt überweisen zu müssen, ganz abgesehen von der Unsitte mancher bekannten Verleger, ihren Autoren die sämtlichen Werke ihres Verlags zum ermäßigten Preis zur Verfügung zu stellen. Mir haben viele gute Kunden gesagt, und zwar schon vor dem Kriege: es ist uns peinlich, daß wir nichts mehr kaufen, aber alles Wertvolle aus unserm Gebiete erhalten wir geschenkt. Das wäre auch ein Punkt, welcher der Besprechung zwischen Verlag und Sortiment Vorbehalten bliebe; es ist nicht zu leugnen, daß hier ein Krebsschaden vorliegt, der das Mißgeschick manches Sortimenters beim Absatz wissenschaftlicher Werke erklärlich macht. Ein weiterer übelstand ist der, daß der Verleger zu oft den Einflüsterungen des Publikums traut. »Bitte, senden Sie mir doch das Werk aus Ihrem Verlage; ich habe es hier nirgends vorgefunden!« In Wirklichkeit ist es fast in allen Läden vor rätig; es ist vielleicht auch einmal danach gefragt worden, zum Kaufe hat man sich aber nicht entschließen können. Das sind so genannte Fälle, über die jeder Sortimenter, und besonders der Sortimenter, der mit Universitätskundschaft zu tun hat, berichten kann; auch hier wäre es gut, wenn der Verleger sich manchmal die Mühe nehmen würde, mit dem Sortimenter mehr Fühlung zu nehmen. Die Verteuerung der wissenschaftlichen Bücher, gewiß, sie ist sehr bedauerlich, aber trägt denn der 20°/»ige Teuerungszuschlag des Sortimenters Schuld daran und hat dieser das Publikum erbittert? Ich behaupte, dieser Vorwurf ist von Leuten erhoben, die auch ohne den Sortimenterzuschlag die Bücher nicht kaufen, Leute, ich kenne sie aus meiner Praxis wohl, die immer reden, über alles nörgeln, sich mit allem vertraut zeigen und alles besser wissen wollen; bei der großen Masse der Käufer habe ich, das
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder