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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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kann ich eidlich beteuern, und das können mit mir Wohl die meisten meiner Kollegen in Universitätsstädten, keinen Wider spruch gegen den 207°igen Aufschlag, auch in letzter Zeit nicht, gefunden, wohl aber Klagen darüber, daß der Verlag seine alten Bestände, Werke, die oft eine Jahreszahl aus dem vorigen Jahr hundert tragen, mit so hohen Aufschlägen belegte. War für den Sortimenterzuschlag Verständnis vorhanden, und wer die Kosten der Geschäftsführung, der Lebenshaltung usw. kennt, hat dieses, für den Verlegerzuschlag auf alte Werke fehlte er, und das Wort »Wucher« ist dabei oft genug von gebildeten Kunden ge fallen. Aber hier ist der Verlag auch immer taub gewesen und hat auf die Stimmen des Sortiments nicht gehört und sich von seinen Autoren ein falsches Bild vorgaukeln lassen. Ich glaube nicht, daß auch nur ein wissenschaftliches Werk bei mir wegen des Teuerungszuschlags des Sortimenter weniger gekauft worden ist. Ich würde es trotzdem mit Genugtuung begrüßen, wenn der Verlag in der Lage wäre, uns seine Erzeugnisse mit einem Ra ßlern, an Kunstbüchern, an Luxusdrucken usw. usw. in den Hinter grund gedrängt, und vor allem hat der Sortimenter, besonders der immerhin etwas schwerfälligere wissenschaftliche Sortimenter, sich neu umstellen müssen, umlernen müssen und hat jetzt oft beim besten Willen keine Zeit, sich ausschließlich noch auf den Vertrieb wissenschaftlicher Bücher zu beschränken. Auch dies» Tatsache dürfte manches erklären; unsere Buchläden sind nicht mehr der Sammelpunkt der Gelehrten, diese haben, soweit sie über haupt seit 1914 noch Bücher kauften, über den Betrieb, der an der sonst so stillen Stätte herrschte, schaudernd ihr Haupt verhüllt und sind gegangen; trotz Käuferstreiks, den viele vom Gelehrten stand angeblich ob der hohen Bücherpreise androhten, haben sie nicht vermocht, daß sich die Käuferschar sehr vermindert hat. Dies alles muß einmal gesagt werden, um dem Verlag nahe zulegen, daß er dem Sortiment in manchen Dingen ganz welt fremd gegenübersteht. In der Hauptversammlung meines Ver bandes Baden-Pfalz wurde kürzlich gepredigt: meh» batt zur Verfügung zu stellen, der uns ermöglichte, auskömmlich Verständnis auf beiden Seiten, und dies ist durch- zu leben und auf den Sortimenterzuschlag zu verzichten, einen aus notwendig. Der Verleger sehe sich doch einmal die Be- Zuschlag, den wir nur durch die Not gezwungen anfänglich ohne triebe an und lasse sich nicht von einigen wenigen falsch unter große Freude und Befriedigung genommen haben. Die Gefahr der Gründung von Buchhandlungen oder Bü> richten. Wir sind doch wahrlich auch nicht auf den Kopf gefallen und wissen, was uns und was dem Verlag nottut, kennen di« chereien seitens der Akademiker unterschätze ich nicht und stehe Wunsche und Note des Publikums und sind vielleicht manchmal darin vielleicht im Gegensatz zu manchen meiner Kollegen; solche > tvemger weltfremd, als mancher Verleger von gutem Klang, Gründungen hat es aber zu allen Zeiten gegeben und wird es ich zum Schlug noch kurz die Thesen des Herrn immer geben, ein einiges Zusammengehen zwischen Verlag und Würdigung unterziehen. Sre sollen sich zwar an Sortiment wird sie aber ungefährlich machen; übrigens richten ^ Vorschläge des Herrn I)r. Druckenmuller anlehnen, ich habe sie sich ebensowohl, darin täusche man sich nicht, gegen den Mr lag wie gegen das Sortiment. Ich weiß nun nicht, ob der wissenschaftliche Verlag tatsäch lich Klage darüber erhebt, daß seine Erzeugnisse schlechteren Ab satz haben. Gewiß, während der ersten Kriegsjahre hat der Ver lag schwer gelitten, und mit ihm das wissenschaftliche Sortiment, aber jetzt deutet doch vieles nicht darauf hin, daß gewisse schwer wissenschaftliche Verlagsfirmen schlechte Geschäfte machen; es sind selten so viele wissenschaftliche Werke angezeigt wie in letzter Zeit; ich erinnere nur an die fast buchähnlichen Ankündigungen der Neuerscheinungen von Bergmann, Bornträger, Kreidel, Springer, Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Fischer-Jena und die vielen Neuauflagen, die gerade von wissenschaftlichen Werken erscheinen. Absatz ist also vorhanden. Daß die Preise der Herstellung ins Ungemessene steigen und das Buch enorm teuer werden muß, daran trägt der Sortimenter doch wahrlich keine Schuld, und bis jetzt hat, wenigstens nach dem Absatz zu urteilen, das Publikum wenig Anstoß daran genommen. Daß aber das Lager des Sortimenters auch von wissenschaft lichen Werken gefüllt ist und sich dieses Lager nicht etwa, wie be hauptet wurde, aus wenigen Exemplaren zusammensetzt, ist eine Tatsache, über die sich der Herr Verleger, möge er nun Fischer, Springer, Thieme oder de Gruhter heißen, etwas näher unter richten sollte, ebenso darüber, daß der Sortimenter durch die vielen erfolgten Neuauflagen große Verluste durch unverkaufte Exemplare der alten Auflagen erleidet. Denn das ist eine Tatsache, die Wohl kein Verleger abstreiten dürfte: der Wagemut, die Tat kraft und die Kaufkraft des Sortimenters sind viel größer geworden, und statt der wenigen Exemplare, die er früher in Friedensjahren bestellte, hat er jetzt stets Partien bezogen und dadurch dem Verlag eine erheblich höhere Einnahmequelle ge schaffen. Der Sortimenter hat die Mehreinnahme, die er gehabt und die er dank den Teuerungszuschlägen für sein Geschäft verwenden konnte, fast ausschließlich dem Verlag zugewandt; es ist zu befürchten, daß er durch Schwinden der Zuschläge, durch schlechteren Geschäftsgang zum alten Sparsystem zurückgreifen und dann die Einnahmequelle für den Verlag sich erheblich verringern wird. »Man schlachte nicht die Henne, die goldene Eier legt!«, möchte ich dem Verlag zurufen. Hat sich auch in letzter Zeit wieder ein er höhter Absatz von wissenschaftlichen Werken, von Lehrbüchern bemerkbar gemacht, so ist er doch vielfach durch den Absatz an anderen Sachen, an schönwissenschaftlicher Literatur, an Klas- aber das Gefühl, daß Herr Dr. mehr Verständnis zeigt, und daß sich mit Hilfe seiner Grundsätze etwas erreichen ließe, während manche Ausführungen des Herm Marcus eine Verständigung ausschließen. Schon der Auftakt zu seinen Thesen: Abkehr von allen Teue rungszuschlägen, Spezialisierung des Sortiments ist, das möge ihm ein alter Sortimenter sagen, in dieser kategorischen Form un durchführbar. Ein völliges Fallenlassen der Sortimenterteue- rungszuschläge durch einen kategorischen Befehl ist ohne voll wertigen Ersatz unmöglich; ein allmählicher Abbau dagegen, allerdings ebenfalls unter Ersatz, denkbar und erwünscht; Vor aussetzung dabei ist, daß auch die Teuerungszuschläge des Ver lags fallen oder wenigstens vom Börsenverein geschützt und daher von jeden Sortimenter genommen werden müssen, denn diese sind es vor allem, welche den verschiedenartigen La denpreis, über den wohl niemand mehr klagt als der Sortimenter, Hervorrufen. Die Preise der Bücher müssen also steigen, der Rabatt erhöht werden. Über die Spezialisierung sprach ich mich auch bereits aus, sie ist für die größte Anzahl der großen und alteingeführten Ge schäfte nicht durchführbar, ich kann nicht um der schönen Augen eines Verlags oder der Gelehrten willen, die schließlich doch nichts kaufen, auf gute alte Kunden verzichten und kann nicht Kunden aus Gelehrtenkreisen, die dieses ode» jenes Werk von mir wünschen und es bei mir zu finden hoffen, sagen: so etwas führt nur mein Nachbar; die Grenzen müßten also schon sehr weit gezogen werden, und hier hat vor allem die Kundschaft, die man doch schließlich nicht zwingen kann, zu einem ihr nicht sympathischen Buchhändler zu gehen, ein Wart mitzusprechen. Ich habe ein wissenschaftliches Sortiment seinerzeit übernommen, das sich eines sehr guten Rufes beim Verlag wie beim Publikum erfreut; vom Geschäft konnte aber mein Vorgänger nicht leben, er hatte Privatvermögen und zog aus dem Geschäft für seinen Privatgebrauch herzlich wenig; bei einem Umsatz von etwa 55 000 ^ wäre es auch nicht gut mög lich gewesen. Das Lager war ganz unbedeutend; jeder Klassiker, jeder neue Roman, selbst von bedeutenden Verfassern, mußte be stellt werden, moderne Verleger, wie Diederichs, Insel-Verlag, G. Müller, waren kaum vertreten. So wurde ihm, der sich bei Ansichtssendungen nur auf seinen festen Kundenkreis beschränkte, allmählich das Wasser abgegraben, zumal da die alte Kundschaft wegstarb, die Auslandkunden von den großen wissenschaftlichen Spezialgeschäften kauften und die junge Generation, besonders auch unter den Professoren, auch anderes wünschte, als reim 10L»
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