Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1923
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KKS2 MrskNdlaU >. d. Dtlch». «»chh-nd-I. Redaktioneller Teil. X: 220, 20. September 1923. Steigerung der Wirkungskraft menschlicher Anstrengungen durch planmäßiges Zusammenordnen von Menschen und Einrichtungen«. Man kann den Begriff noch anders bestimmen, und ich möchte das Wesen der Organisation lieber sehen im Bewußt« und Wirklich machen latent und potentiell vorhandener Zusammenhänge. Das erklärt Berechtigung wie Aiacht der Organisation. Zusammenhänge bestehen überall, zwischen Mensch und Mensch in tausendfältiger Be ziehung, zwischen Menschen und Einrichtungen, Einrichtungen unter einander, hin und her zwischen Stoff, Produktionsmittel, Erzeug nis. Di« Welt ist ein Kosmos. Insofern ist Organisation nichts Ge künsteltes, Unnatürliches, vielmehr geradezu eine Notwendigkeit, der Organisator dem Künstler verwandt. Schon Klopstock rühmt den Geist, der die großen Gedanken der Natur noch einmal zu denken vermag, d. h. eben sich der naturgegebenen Zusammenhänge bewußt wird, als das Höchste nächst dem «Schöpfer selbst. Wissen aber ist Macht. Wo man sich der Zusammenhänge bewußt wird, wird dies selbst zur Kraft. Steigerung der Wirkungskraft menschlicher Anstren gungen ist deshalb das selbstverständliche Ergebnis richtiger Organi sation. Allein nur ober das Bewußt- und Wirklichmachen natur gegebener Zusammenhänge wirkt so und ist richtige Organisation. Wo man Zusammenhänge erzwingen will oder gar widernatür liche Bindungen schafft, kommt man auf falsche, auf Überorganisa tion hinaus. Die Grenzen gesunder Organisation sind sogar noch enger gezogen. Das lebendige Leben ist an sich irrational. Es re st- l o s rationalisieren wollen — und daraus kommt alles Organi sieren hinaus —, heißt ihm di« wahre Lebenslust, die innerste Na tur rauben. Die letzte, ganze Wahrheit ist der Tod. Die Durch organisierung bis ins Letzte würde daher eine Erstarrung bringen, die schließlich an die Stelle der lebendigen wirklichen Welt eine zweite andere unlebendige eines bloßen Spiegelbildes zu setzen drohte und allen Fortschritt, alle Weiterentwicklung hemmen müßte. Hier enthüllt sich zugleich eine weitere Schwäche der Organisations idee. Liegt das Wesen der Organisation im Bowußtmachen vorhan dener Zusammenhänge, so ergibt sich daraus leicht die Gefahr, daß es bei dem Bewußtmachen sein Bewenden behält, d. h. das Orga nisieren sich Selbstzweck wird und sich selbst genügt. Auch das führt zum Erstarren und im weiteren Verfolg zum leistungslosen, hem menden Leerlauf der Organisation. In Wirklichkeit weist jede Orga nisation über sich hinaus. Denn als Ganzes steht sie sofort in neuen Zusammenhängen, denen sie gerecht werden «muß, soll sie Daseinsberechtigung behalten. Ja. die Zusammenhänge selbst, die sie erlebt und darstellt, sind lebendig, wie alles Leben in stetem Wandel begriffen. So muß sich auch jede Organisation stets neu den veränderten Zeiten anpassen oder sjp überlebt sich sehr bald. Das rationalistisch« Moment aber, «das aller Organisation zugrunde liegt, ist überhaupt nicht zuletzt die schwächste Seit« des Ganzen. Die menschliche ratto, die sich der Lebenszusammenhäng« bewußt wird und sie danach in Organisationen Gestalt werden zu lassen sucht, ist menschlich unvollkommen, so daher auch von Natur aus all« menschlich« Organisation. Und hier scheidet sich nun auch der Wirtschaftsführer meinem Gefühl nach vom bloßen Organisator. Dieser erfüllt eben seinen Beruf im Bewußtmachen bereits erreichter Zusammenhangszustände. Jener ahnt kommende Zusammenhänge voraus und strebt ihnen oft unter überspringung einer oder mehrerer Zwischenstufen zu. Dieser kann sich nur von der r->tio leiten lassen und schafft daher letzten Endes nur Bindungen, Formeln und Fes seln, obwohl das bewußte Zusammensassen des zuvor blind neben einanderher und manchmal sogar durcheinander Laufenden zunächst kraftsteigernd wirkt und belebt. Jener dagegen folgt dem Instinkt und der Intuition und verzichtet-um der Zukunft willen oft darauf, di« Gegenwart erst noch im letzten Kleinsten zu vollenden. Daher das überraschende, Begeisternde, Befreiend« jetwr echten Führertat, die alles vermeidet, was in der Geburtsstunde schon überlebt wäre. Das bloß« Organisieren hat das Gesicht in Wahrheit stets nur rück wärts gewandt. Es «wird dem Gestern, wohl auch dem Heute, nur selten wirklich dem Morgen gerecht. Durch bloßes Organisieren sind daher auch gerade Zeiten wie die gegenwärtigen nicht zu meistern. Es reizt naturgemäß, die durch das Schultzesche Buch angereg ten Gedanken auf die den Buchhandel gegenwärtig beschäftigenden Fragen anzuwenden oder wenigstens beide aneinander zu prüfen. Das eine ist ohne weiteres klar: selbst die vollendetste Organisation würde auch für den Buchhandel noch nicht die tatsächliche Über windung aller Not bedeuten, könnte ihn vielmehr für den Kampf gegen die Not nur stärken. Klar ist auch, daß der Buchhandel unorganisiert die Not weniger leicht bestehen könnte, daß es also nicht etwa darauf hinauskommen darf, alle Organisation — und dabei ist nicht nur an die bestehenden Vereine, sondern auch an das in ihren Ordnungen Niedergelegt« und an ihre «mannigfachen Ein richtungen zu denken — zu zerschlagen. Im Gegenteil, wo noch unorganisches Chaos herrscht, ist nach bestmöglicher Organisierung zu streben. Nur darf eben dieses Organisieren nicht Selbstzweck sein. Mit den besten Satzungen und schönsten Richtlinien allein ist es nicht getan. Unter Umständen erweist sich schon ein« nicht, ganz voll- lommene-Organisation als ausreichendes Instrument für den Kampf ums Dasein. Der Erfolg in diesem Kampf ist ja letzten Endes doch das allein, worauf es ankommt. Die befreiende Tat wird daher vielleicht «weit eher dem gelingen, der nicht bloß danach strebt, die gegenwärtigen Probleme bestmöglich zu lösen und die vorhandenen, in den letzten kampfreichen Jahren immer in den Vordergrund ge zogenen Gegensätze auszugleichen und zu versöhnen, der vielmehr intuitiv die Ausgaben vielleicht nicht einmal mehr der nächsten sondern schon der übernächsten Zukunst erfaßt und den richtigen Weg findet, sie zu meistern. In diesem Zusammenhang scheint gerade auch auf den oft be tonten Gegensatz zwischen Verlag und Sortiment ein bezeichnendes Licht zu fallen. Freilich muß ich mich auch hier mit Rücksicht auf den Raum auf kurz« allgemeine Andeutungen beschränken. Ein näheres Eingehen verlangte eine eigene ausführlichere Darstellung. Das Verhältnis von Produzent und Händler, auf das der Gegensatz zwi schen Verlag und Sortiment meist abgestellt wird, ist keineswegs «in notwendig feindliches. Im Gegenteil, Produzenten und Händler kommen, auf einander angewiesen, oft genug sehr gut miteinander aus. Werden die Beziehungen zwischen beiden und ihr Verkehr organisiert, d. h. organisch zusammengefaßt und geordnet, so braucht das nur auf Rationalisierung und damit auf Erleichterung und Vereinfachung der Zusanrmenhänge, die ja an sich gegeben sind, hinauszukommen. Das Zusammenleben beider in einer Organisa tion ist also an sich noch nichts Unnatürliches oder gar Unmögliches. Auch di« Frage der Rechtsverteilung innerhalb der Organisation wäre nur von sekundärer Bedeutung, sofern nur in der Organisation jedes Element an seinem Platze bliebe, der Produzent nur produ zierte, der .Händler nur Vertriebsarbeit leistete. Hier aber hat der Buchhandel mit geschichtlich gegebenen, besonderen Schwierigkeiten zu rechnen. Die Scheidung zwischen Produzent und Händler ist im Buchhandel gar nicht so scharf und klar, wie nran gemeinhin an- nehmen möchte. Früher bestand ja überhaupt in weitestem Umsang Personalunion beider. Der Produzent im Buchhandel ist von je am Vertrieb weit stärker und unmittelbarer interessiert und dafür tätig als jeder andere Produzent. Das hat ja sogar im Verlags gesetz seinen Niederschlag gefunden. Di« Organisation des Buch handels vor «allem aber ist ganz eigentlich überhaupt nur auf de» Vertrieb des Buches abgestellt, nicht aber etwa auch auf die Her stellung. Die Aufgabe ist daher in der Tat nur die bestmöglich« Vcr- triebsorganisation. Im Streit darum stehen sich nur scheinbar Ver lag und Sortiment gegenüber. In Wirklichkeit sind beide auch heute noch «wie «früher gemeinsam nur Buchhändler. Statt der vermeint lich zwischen ihnen bestehenden «dürften sich weit eher innerhalb des Verlags «allerhand Gegensätze aufweisen lassen, die von grundlegen der Bedeutung sind. Denn die tatsächlich vorhandenen Schwierig keiten dürften in «den sehr verschiedenartigen Vertriebsmethoden und Vertriebsnotwendigkeiten je nach dem Charakter des Buches liegen — das wissenschaftlich« Buch verlangt andere Lösungen als das belletristische, als «das Schulbuch usw. usw. —, nicht aber im Gegen satz von reiner Herstellung und reinem Vertrieb. Der Gegensatz zwischen Verlag und Sortiment in der Stellungnahme zu den bejd« gemeinsam und gleichmäßig beschäftigenden Fragen löst sich, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, dahin, daß der Sortimenter die Organisation zugeschnitten sehen will auf »das« Buch, d. h. die Ge- samtbüchermong« verschiedenartigster Zusammensetzung, die sein Lager darstellt und seinen Umsatz ausmacht, der Verleger aber je nach seinem viel stärker individualisierten Sonderinteresse ans »sein Buch, d. h. die Literaturgattung, der er sich speziell widmet. Be! tieferem Zusehen wird sich vermutlich Herausstellen, daß die äugen-
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