Aeber Soergels „Dichtun und Dichter der Aeit schreibt Chefredakteur H. Maushagsn im „Chemnitzer Tageblatt" vom iS. 12. 23 nach einer längeren Einleitung unter anderem: Wie erklärt sich überhaupt dis ungewöhnliche Wirkung dieses Buches auf das Publikum, dis in der hohen Auflagsziffer zum Ausdruck kommt? Es ist Geschichte der Gegen wart, gewiss, und wer seine Seit mit offenen Augen mitlebt, möchte ln diese» unmittel barste und oft ungeklärte Erlebnis gern Ordnung bringen. Soergel tut das für >hn nun allerdings, und zwar in einer Weise, dis eine geradezu märchenhafte Belesenheit und zu gleich sene seltene, aber hiev in einem Musterbeispiel betretene Mischung von wissenschaft licher «Unbestechlichkeit und tiefster Empfindungsfähigkeit verrät, die gerade von dem Historiker einer der schönen Künste verlangt wird. Auch über das Woher der zeit genössischen D chtung. über die Art ihrer Verwurzelung in früheren Epochen, über die Einflüsse aus dev grossen Weltliteratur, über die enge Verjchwisterung ihrer Entwicklung mit dem allgemeinen Geschehen wird hier so umfassend, so gründlich und so aufschluss reich Auskunft gegeben, wie sicher nirgend sonst. Aber jür den unvermindert anhaltenden Erfolg dieses Buches ist das noch keine erschöpfende Erklärung. Man hat sie wohl in dem unbegrenzten Vertrauen zu suchen, dos sich das Buch bei seinem Leser nach den ersten fünfzig Seiten gewonnen hat. Es will Geschichte geben und muss also ein System haben. Aber worin sonst die Literatur- und auch die Kunstgeschichten jo schwer sündigen, ist hier auf das peinlichste und glück lichste vermieden: die Einschichtung der einzelnen Persönlichkeit in sin blindes Schema. Soergsl spricht es in seinem Vorwort aus, dass er das Beste dev Dichtsrpsrsönlickßsit nicht ln dem mit anderen Gemeinsamen, sondern gerade in dem sie von den anderen Llnter- schsidenden siebt, dass er also den Dichter absichtlich nicht durch das berühmte „bezeich nende Werk" sondern möglichst durch all seine Schöpfungen, auch wenn sich das einzelne der Einordnung widerjetzt, zu charakterisieren strebt, sa dass er sich, wie er wörtlich sagt, gerade auch an solchen irrationalen Werken freut. And hiev lieat der grosse Vorzug des Soergelschen Duches vor jo vielen anderen. Diese irrationalen Werke! S>e sind es, die dem Schreiber der Literaturgeschichten sonst so viel Beschwerden verursachen, dass er sie für gewöhnlich kurzerhand übergeht, wenn er sie nicht einfach dem Schema zuliebe kritisch vergewaltigt. Noch eins mag hervorgehoben werden: der warmherzige Ton des Ganzen, die liebevolle Art der Kunstbetrachtung, die innerer Güte enispringende Neigung, den Dichier aus sich heraus zu verstehen, in ihm lieber das Karge Positivs zu sieden, als durch ele gante Mensurhiebe gegen seine ^Unzulänglichkeit einen billigen Triumph einzustecken. Die Literaturgeschichte ist durch eine nirgends so sehe wie auf diesem Gebiete an zutreffende besjerwisjsrijche Haltung ihrer Vertreter ein wenig in Misskredit gekommen. Hier ist ein Buch ganz anderer Art. Es ist, um einen modernen Buchtitel zu ge brauchen, ein „Buch zum Lustmachsn". Ein ganz besonders kostbarer Bestandteil des Duches sind seine zahllosen Dild- belaaben. Die Bildnisse, teils nach Photographien, zumeist aber nach gleichzeitigen Kunstwerken, gelegentlich auch die vortrefflichen Karikaturen und nicht zuletzt die Nach bildungen des Buchschmucks erster Ausgaben erhöhen den Wert des Werkes noch weit über den einer blossen Literaturgeschichte hinaus. Für die hervorragende technische Ausgestaltung dem Verlags B. Voigtländer in Leipzig ein besonders Kompliment!- Ich bitte mit dem beiliegenden Vsrlangzettel zu verlangen: AUbert Soergel- „Dichtung und Dichter der .Zeit" öS.—SO. Tausend. (XII, 8S2 Seiten mit 34S Abbildungen.) In Ganzleinen M. 18.— In Halbfranz M. 2S.— Lk. Doigtländer» Verlag in Leipzig