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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1925
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- 1925-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1925
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- Deutsch
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mehr zu entblößen, Australien immer stärker öer Übermacht der Ja paner schutzlos zu überlassen. Wäre Deutschland nicht gewesen, so kalkulierte Morrison, so wäre England die unbedingte Beherrscherin des fernen Ostens geblieben und Japan hätte sich niemals zu solch bedrohlicher Macht entwickeln können. Dem geistigen Deutschland brachte Morrison alle Achtung entgegen, die junge Frau, die er schon in vorgerücktem Lebensalter heiratete und die ihm zuvor schon eine treue und verständige Helferin in seinen politischen und wissenschaft lichen Arbeiten gewesen war, war auch in Deutschland erzogen und sprach vorzüglich deutsch, sie teilte mit ihm die Achtung vor deutscher Bildung und Wissenschaft, aber auch die Geringschätzung deutscher weltpolitischer und diplomatischer Fähigkeiten. So konnte man als Deutscher in vr. Morrison einen der beachtlichsten Gegner Deutsch lands im fernen Osten erblicken, gleichzeitig aber doch auch den Mann in seiner meisterlichen journalistischen und politischen Arbeit und inmitten seiner Bücherei schätzen lernen. Das fürstliche Gehalt, das Morrison bezog, gestattete ihm die Sammlung seiner Bücherei, die sich bald den Ruf der schönsten und reichhaltigsten Ostasienbibliothek der Welt erwarb. Hier sind in verschwenderischer Fülle Werke in allen Sprachen zusammengetragen, soweit sie China und die Mongolei, die Mandschurei und Tibet, Sibi rien, Japan, Korea, Formosa und die angrenzenden Länder des fern östlichen Kampfgebietes behandeln. Alles, was über den britisch- russischen, den japanisch-amerikanischen und andere Gegensätze über haupt je geschrieben wurde, war in Morrisons Besitz, über 4V0 Wör terbücher gab es allein, die zum Teil nur von ganz wenigen Euro päern überhaupt benutzt werden konnten, weil nur wenige diese seltenen Sprachen verstanden. Der Sammler war entzückt von sel tenen Erstausgaben wichtiger Ostasienliteratur, die sich hier fanden. Hier gab es z. B. eine Originalausgabe von Marco Polo — von dem sich allein 41 verschiedene Ausgaben in der Bücherei fanden, ein schließlich der seltenen italienischen Erstausgabe von 1466, der ersten englischen Ausgabe, verschiedener Jahrhundert-Jubiläumsausgaben und so fort —, die Originalreisewerke früher englischer Ostasien- fayrcr, Kartenwerke und Bildwerke längst verschollener Pioniere der Geographie und der Wirtschaft. Hunderte, ja Tausende von Werken trugen die Widmungen ihrer Verfasser an den ihnen persönlich be kannten Bibliophilen, vr. Morrison; die Fürsten der Throne und die Fürsten öer Wissenschaft wetteiferten darum, sich dem Politiker und dem Wissenschaftler vr. Morrison damit erkenntlich zu zeigen. Hier !lab es auch fünf der seltensten Bücher in ganz China, die in Makao ans Rcispapicr mit Holzlettcrn gedruckten Werke aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. vr. Morrison baute im Gesandtschaftsviertel in Peking ein eigenes Hans für seine Bücherei, in dessen Mauern zu weilen und Stunden restloser Freude zu erleben niemand versäumte, der über China und fernöstliche Gebiete wirklich arbeiten wollte. Bereitwillig öffnete der Besitzer seine Schätze all denen, die ernstlichen Willens waren, wirk lich zu studieren. Empfing er doch auch von diesen Benutzern manche Anregung zu Neuanschaffungen und Nachforschungen. Am 1. August 1912 wurde vr. Morrison vom Präsidenten der Republik China zum politischen Berater ernannt. Es war einer der größten Siege Englands über Japan, dessen Auswirkung nur der Weltkrieg und die dadurch erfolgte europäische und asiatische Umwertung aller politischen Begriffe und Werte verhinderte, vr. Morrison wurde damit der Exponent Englands in Ostasien, seine Macht stieg ins Angemessene, er erntete die Früchte jahrzehntelanger diplomatischer und journalistischer Vorarbeit. Aus dieser Zeit datiert wohl der Gedanke, die ihm licbgewordcne Bücherei, die er nun doch nicht mehr im alten Mnßstabc verwalten und weiter bearbeiten konnte, für deren Sicherheit im neuen Peking und im neuen China wohl der kluge und in die Zukunft blickende Politiker fürchten mochte, abzn- steben. Die Verhandlungen darüber zogen sich in die Länge. Erst >m Jahre 1916, als er schon voll trüber Vorahnungen die politischen Umwälzungen im Osten, die Minderung des englischen Ansehens, die Fehler der Ostasicnkricgspolitik Englands, das Aufkommen Japans, vor allem aber die tiefen Veränderungen in der politischen und psycho logischen Struktur Chinas erkannte, entschloß sich vr. Morrison, seine Bücherei wirklich zu verkaufen. Und er verkaufte sic an einen Ja paner, jetzt nicht als der Politiker, öer auch damals die Japaner vicht lieber gewonnen hatte, sondern als der Bibliophile vr. Morrison, öer wußte, daß niemand ängstlicher seine Schätze hüten und sic zu vermehren trachten würde als das politisch wie wissenschaftlich ehr geizige Volk der Inseln. Baron Jwasaki war der glückliche Käu fer, jener berühmte japanische Millionär, der Präsident der Mitsubischi- Gesellschast, deren Gründer sein Vater gewesen war. Was der in Amerika graduierte Baron dafür bezahlt hat, ist bekannt geworden: 35066 Pfund, also ein verhältnismäßig bescheidener Preis für diese Börsenblatt s. den Deutschen Buchhandel. S2. Jahrgana. Fülle seltenster Werke und Ausgaben. Allein in echt japanischer Mil lionärsart ward diese Anlage geschätzt und vermehrt. Man kann das ungefähr ermessen, wenn man hört, daß sich Jwasaki nicht nur ver pflichtete, die Bücherei zusammenzuhalten und sie als »vr. G. E. Mor risons Bücherei« weiter zu führen, sie ferner allen wirklichen Inter essenten und Studierenden zur Benutzung zur Verfügung zu stellen,, sondern ihr auch ein würdiges neues Gebäude zu errichten. Jwasaki baute dieses Büchereigebäude für 1)4 Millionen Den, mehr als 3 Millionen Goldmark, »feuer- und erdbebensicher«, wie es heißt, aus einem Hügel hoch über Tokio, und er stiftete ein-Kapital von 2 Mil lionen Aen, nahezu 4)4 Millionen Goldmark, Lessen Zinsen zum Unter halt und zum Ausbau der Bücherei verwendet werden sollten. Ein Komitee von Treuhändern wurde zur Überwachung eingesetzt. Seit dieser Zeit hat die Bücherei um ungefähr 25 000 Bände zugenommen und ist heute damit an der Spitze aller Ostasienbüchereien geblieben. Bon diesem Zugang von 25 666 Büchern sind etwa 26 660 in chine sischer und japanischer Sprache geschrieben, während Morrison selbst Hauptwert auf die Vervollständigung in Werken europäischer Sprachen gelegt hatte. Mit der Jwasakifchen Ergänzung ist also die Bücherei tatsächlich verbessert und vervollständigt worden. Die Bücherei hat, worauf der Verfasser des erwähnten Berichts verweist, verschiedene große Gefahren hinter sich. Die erste entstand in der Boxerzeit, als es nötig war, mit dem Fortschreiten öer Be lagerung und öer Brände die Bücherei aus dem im Gesandtschasts- viertel gelegenen Hause Morrisons in die innere Verteidigungslinie der fremden Gesandtschaften zurückzunehmen. Chinesische Flüchtlinge bildeten damals eine Kette von der Bücherei bis zum Hause des Prin zen Su, und die Bücher wanderten wie Feuereimer von Hand zu Hand. In wenigen Stunden war bas Werk geschehen, und kaum war Las letzte Buch weggeräumt, ergriffen die Flammen das alte Bibliotheks gebäude Morrisons. Als die Bücher dann im Jahre 1917 nach Tokio transportiert waren, wurden sic zunächst in einem Warenhause auf gestapelt, das in den tiefer gelegenen Vierteln Tokios stand. Ein Taifun verbunden mit einer Springflut verheerte damals Tokio und das ganze Warenhaus. Da aber die Bücher zufälligerweise nicht ausgepackt waren, sondern in ihren Kisten standen, überdauerten sie auch dieses Unglück. Als dann im September 1923 das große Erd bebenfeuer Tokio verheerte, wurde Sie Bibliothek abermals wie durch ein Wunder gerettet. Sie war damals im Distrikt Marunouchi unter gebracht, und dieser kleine Bezirk mitten im Herzen der Unterstadt Tokio wurde wie eine Insel im Flammenmeer verschont. Heute steht das neue Büchereigebäude aus einem Hügel hoch oben über der Stadt, und man glaubt, daß es damit gegen alle möglichen Gefahren geschützt sei. Jedenfalls können die Japaner stolz darauf sein, diese pracht volle Bücherei ihr Eigen nennen zu dürfen, umso mehr, als ihre eigene kostbare Universitätsbibliothek ja vom Erdbeben völlig zerstört wurde. vsiäinAsi, OsorZ: Mniaturen LU8 ttsnäscliriften 6er ks^erkckien 8tgst8d>'b1iv1kieii ln lALncUen. vawi VIII Die irsAönodurZsr-vrükoniNZor Lueümalsioi äss XII. u. XIII. Istirkunckorts. DarZsstsIIt von vr. X I d e r t v o s e!r I s r. Uit 172 XbdilclunAsn in Ilelitckruelr auk 112 Daksln. dlünebsn 1924, vueb- rmck XunstvsrlsA X. llsusek. Zr. 4". 135 8. u. 112 Daksln. Osk>. dlk. 125.—. Georg Leidinger fährt fort, seiner Sammlung Schritt um Schritt weitere Bände hinzuzufügen, die alle immer wieder überraschendes Material bringen. Der 8. Band fällt schon rein äußerlich durch seinen Umfang auf. Der Inhalt übertrifft aber bei weitem das, was man erwartet. Auf die Ausstattung in Bild und Druck braucht nicht be sonders aufmerksam gemocht zu werden; der Verlag bürgt in dieser Beziehung für nur einwandfreie Wiedergabe. Albert Boeckler bietet in dem Band mehr, als man erwartet. Daß er uns über die Geschichte der Bibliotheken von Prüfening und St. Emmeram orientiert, ist außerordentlich wertvoll. Und dann die Behandlung der Handschriften. Eine große Malschule des 12. Jahrhunderts, eine der wichtigsten auf deutschem Gebiet, wird vor uns lebendig. Boeckler stand das reiche Material der Bayerischen Staatsbibliothek zur Verfügung; Bayerisches Hauptstaatsarchiv und Graphische Sammlung in München waren eben falls erreichbar. Was außerhalb Münchens vorhanden ist, ist, soweit möglich, berücksichtigt. Boeckler hat sich's nicht leicht gemacht. Seite um Seite spürt man die intensive Arbeit. Den Problemen ist er nicht aus dem Wege gegangen, vieler Schwierigkeiten ist er Herr geworden, soöaß seine Arbeit für immer bedeutungsvoll bleibt. Albert Schramm. 86«
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