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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1925
- Strukturtyp
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- 1925-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1925
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- Deutsch
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erhalten zu können glaubt. Im Börsenblatt ist wiederholt zu diesen Fragen Stellung genommen worden; mögen diese Stim men nicht ungehört im Lager der Hersteller verhallen! Erstaunlich bleibt auch für dieses Jahr die Höhe der Ver lagsproduktion. Die genauen Zahlen dafür stehen noch nicht fest. Selbst wenn zutreffen sollte, daß gegenüber 1923, das einen Rück gang von 35 859 Neuerscheinungen im Jahre 1922 auf 30 734 Neuheiten brachte, ein weiteres Nachlassen zu verzeichnen ist, wird dieses Wenig immer noch ein Zuviel im Vergleich zu der ge sunkenen Kaufkraft im In- und Ausland sein. Dem Wagemut des deutschen Verlegers stellt diese Fruchtbarkeit wohl ein gutes Zeugnis aus, die Frage ist aber am Platze, wohin der nicht ab setzbare Teil der Produktion fließen soll. Große Verluste sind unvermeidlich; die ohnehin schon durch die Waren aus der In flationszeit verstopften Absatzkanäle werden eine weitere Ab schnürung erfahren. Die auf dem Markt herumschwimmenden Bestände ganzer Auflagen auch neuester Werke zeigen, wie man sich zu helfen sucht. Sie bilden aber nicht nur eine Gefahr für das Sortiment, dem die Lagerware unverkäuflich liegen bleibt, sondern auch für den Verlag selbst, weil ihm das losgefchlagene Gut den Markt für die höher im Preis stehende Neuherstellung versperrt. So gingen zahlreiche Anfragen und Beschwerden bei uns ein, die Abhilfe gegen diese Entwicklung heischten. Die Orga nisation mußte aber ihre Ohnmacht bekennen. Vom allgeineinen wirtschaftlichen Standpunkt aus muß es immer noch als besser angesehen werden, wenn die Überproduktion mit einem Nutzen, sei er auch noch so gering, abgesetzt wird, als wenn sie makuliert werden muß und für den Verleger nur Verluste bringt. Wir bezeichneten es allerdings als unbedingt erforderlich, daß Be stände solcher Art nicht als Neusortiment mit Umgehung des Ladenpreises verschleudert werden dürfen. Verlag und Zwischen handel sind vielmehr verpflichtet, auf eine Unterscheidung, etwa durch die Bezeichnung als modernes Antiquariat, zu sehen. Völlige Freiheit in der Preisbildung hielten wir für die aus minderwertigem Material hergestellten Jnflationswaren als er forderlich. Deren Abstoßen aus den Lagern des Zwischenhandels und des Sortiments fand in reichlichstem Maße statt. Trotzdem scheinen aber noch erhebliche Bestände vorhanden zu sein. Es ist verständlich, daß sich das Sortiment nur zögernd und nur dem wirtschaftlichen Zwange folgend von solchen Waren trennt. Bedeuten sie doch für manchen das einzige Aktivum, das er aus der Inflationszeit herübergerettet hat. Das Losschlagen unterm Preis bedeutet aber Verlust, mag er auch tatsächlich nur buch mäßig sein. So stehen die gefüllten Lager. Der Umsatz fehlt, es fehlt infolgedessen auch das Geld für die Neubeschaffung. Die Klagen aus Verlegerkreisen über das Versagen des Sortiments, das den Verlag zwänge, unter Ausschaltung des Sortimenters an den Kun den heranzukommen, sind immer stärker geworden. Wir glauben, daß das Sortiment schon kaufen möchte, wenn es könnte So aber macht sich mehr und mehr ein Eingefrorensein des Geschäfts im Sortiment geltend, das wohl bei anhaltender Kapitalknappheit und mangelndem Umsatz andauern dürfte. Daß der Verlag des halb nicht in der Produktion aufhören kann, ist eine Binsenwahr heit. Sobald aber ein Auftauen des Geschäftes eintreten wird, dürfte auch das Sortiment wieder der altbewährte »beste« Propa gandist und Vertriebsapparat für den Verleger werden. Die Hemmungen im Absatz traten vor allen Dingen auf dem Auslandsmarkt hervor. Hier wirkten sich nicht nur die ge schwächte Kaufkraft, die auch in den sogenannten Siegerstaaten besteht, und die sich in einem Rückgang der Weltkonsumtion um etwa 20?L gegenüber dem Frieden ausdrückt, sondern gerade beim Buch noch andere Beeinflussungsmomente aus, die auf politischem und kulturpolitischem Gebiet liegen. Der Grund für den Rück- ^ gang kann jedenfalls nicht die Preishöhe sein, denn abgesehen von einzelnen Ausnahmen sind das Buch und die sonstigen Gegen- ! stände des Buchhandels, vor allem aber das wissenschaftliche Buch, ' das für das Auslandsgeschäft in erster Linie in Frage kommt, nicht teurer als die englische und amerikanische Konkurrenz. ! Billiger dagegen ist das französische Buch, aus Gründen, die < schon oft erörtert worden sind. Seine Konkurrenz vor allem 1 sucht, gestützt aus die politischen Auswirkungen des Weltkrieges, ! l das deutsche Buch zu verdrängen, insbesondere in den auslän- ' dischen Gebieten, in denen der früher vorherrschende deutsche Einfluß durch den Ausgang des Weltkrieges geschwächt worden ist. Dort muß alles geschehen, was überhaupt in den Kräften des deutschen Buchhandels steht, um das Band nicht zerreißen zu lassen, das durch das Buch gebildet wird. Wir haben wiederholt Gelegenheit gehabt, uns der Interessen unserer Mitglieder und des deutschen Buchhandels im Ausland anzunehmcn und den reichsdeutschen Verlegern Entgegenkomimm in den Grenzen des Möglichen zu empfehlen. Wenn anläßlich der diesjährigen Hauptversammlung die Vertreter des Buchhan dels aus den Ländern, in denen deutsche Minderheiten sitzen, .Zu sammenkommen, um gemeinsam mit Vertretern des Börsenvereins und des Verlages ihre Nöte und Wünsche zu besprechen, so können sie gewiß sein, daß man bereit sein wird, auf ihre Wünsche nach Möglichkeit einzugchen. Nur darf dabei nicht vergessen werden, daß der reichsdeutsche Verlag nicht auf Rosen gebettet ist. Aus den einzelnen Zweigen des Buchhandels ist folgendes zu berichten: Das Weihnachtsgeschäft brachte für BuchVerlag und Buchsortiment nicht den gewünschten und erhofften Aus gleich für die während des ganzen Jahres vorhandene Stagna tion. Neuerschienene Geschenkbücher fanden guten Absatz, manche Literatnrgattungen schieden aber völlig aus. Im wissenschaft lichen Verlag war der Absatz andauernd nur schleppend, zumal da ihm so manche Absatzgebiete im Auslande noch nicht wieder er schlossen sind. Einzelne Bücher der Belletristik wurden sehr gut gekauft, wenn auch im Einzelfall ihre Verbreitung ihrem Inhalte nach nicht gerade begrüßenswert erscheinen mag. Ein Zeichen der Wandlung des Geschmackes unseres Lesepublikums dürfte auch das Hochkommen einer stattlichen Anzahl von Magazinen sein. Sie mögen in ihrer Kopierung amerikanischer Muster eine nicht unwillkommene Reiselektüre darstellen, und der Bahnhofsbuch handel scheint mit dem finanziellen Ergebnis aus ihrem Verkauf nicht unzufrieden zu sein. Von weiten Kreisen aber wird mit einem gewissen Recht geltend gemacht, daß sie das Buch sowohl als Reiselektüre als auch sonst aus der Hand des rasch lebenden modernen Menschen verdrängen — für alle guten Bücher eine bedenkliche Entwicklung. Das Jahr wird für Buchverlag und Sortiment als ein mäßiges Vorkricgsjahr bezeichnet werden können, aber nur den erzielten Umsätzen nach. Der verbleibende Gewinn ist zufolge der hohen Unkosten aller Art weit niedriger. Als unerfreulich wird von manchen Seiten die Belastung mit Werbcunkostcn emp funden. Der Kampf um den Kunden hat auch den Buchhandel ergriffen, und mehr als früher ist der Verleger zur Werbung durch Prospekte, der Sortimenter durch sein Schaufenster und andere Veranstaltungen gezwungen. Vielleicht ist das jetzt als drückend empfundene Mehr num zurückzuführcn auf ein früheres Zuwenig; sicher aber muß man sich vor einem Zuviel hüten, das nur geeignet ist, gute Wirkungen totzuschlagen und mit einer Übersättigung des Kunden dessen Gleichgültigkeit herbeizuführen. Das in der Inflationszeit zu beobachtende Gründungsfieber hat zwar nachgelassen, immerhin muß es als erstaunlich bezeichnet werden, wie dem Verlag und dem Sortiment immer neue Ange hörige Zuströmen. Das Verlegen vor allen Dingen scheint noch von vielen als die beste Möglichkeit zur nutzbringenden Anlegung von Kapitalien angesehen zu werden. Vielleicht wird schon die nächste Zukunft manchen Traum zerstören; bis jetzt ist ein Abbau noch nicht zu verzeichnen. Die Konkursstatistik meist für den pri vaten Buchhandel erstaunlich niedrige Zahlen auf, allerdings weiß man zufolge der Gesetzgebung über die Gcschäftsaufsicht nicht, wieviel lebcnsunwerte Betriebe künstlich weiter erhalten werden. Das Sortiment wird sich in jeder Weise rühren müs sen, um bei dem geschmälerten Absatz lebensfähig zu bleiben. Die Klagen des Berlages über sein Versagen beruhen zum Teil auf Ursachen, für das den einzelnen kein Verschulden trifft. Haben aber diejenigen ganz unrecht, die behaupten, daß manche Sortimenter die guten Zeiten der Inflation noch nicht vergessen haben, wo die Flucht in die Ware rasche und mühelose Umsätze brachte? Jetzt gilt es, sich in jeder Weise zu rühren. Das Sorti-
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