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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1925
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- 1925-04-30
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- 30.04.1925
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X- 100/101, 30. April 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtsch«. Buchhandel. 7135 aus das Geschäft versessene Gesellen gewesen, aber aus anderen Quellen weiß inan, daß man ihnen mit dieser Schlußfolgerung unrecht tun würde und daß sie so rühmlich bekannten Wirten wie dem alten Richter nicht aus dem Wege zu gehen pflegten. Das Kummersche Unternehmen hatte nur zwei Ostermessen Bestand, mit 'dem zweiten Jahre (1793) schon hatte, wie es hieß, die Herr lichkeit der gemeinsamen Abrechnung wieder ein Ende, weil das Richtersche Haus an einen Privatmann verkauft worden war, womit seine Verwendung als Kaffeehaus und für Gcsellschafts- zwecke aufhörte. Als dann Carl Christian Horvath aus Potsdam zur Ostermesse 1797 das große ^.uältoilum lüsologieum im Pau- linum der Universität zum ersten Male für die Abrechnung ge mietet hatte — bekanntlich wuchs aus dieser Horvathschen Ab rechnungs-Einrichtung, die bis zum Jahre 1824 Privatunter nehmen blieb, der »Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig« heraus (1825) —, waren stets »zwei Aufwärter bereit, jedem, der Frühstück, Bier oder Wasser (!?) verlangte, solches zu besorgen«. Horvath hatte also schon mehr Sinn dafür, daß das anstrengende, oft auch Arger erregende Geschäft des Abrechnens eine Auffrischung von Leib und Seele nötig hatte. Und wie gern hat inan sich doch später — das wird in der Erinnerung noch manches alten Buchhändlers lebendig sein — in der alten Buch händlerbörse in der Ritterstraße am Tage der Hauptversammlung und zur Abrechnung am Montag nach Kantate den kulinarischen Genüssen hingegeben, die der alte würdige Kastellan Bogen, unter dessen Obhut die Börse 45 Jahre lang stand, mit feinein Ver ständnis für die Bedürfnisse der meßfreudigen Buchhändler und unterstützt von seinen lieblichen Töchtern im Vorraum unverlangt, aber nicht nur zur Ansicht darbot. Wie es nun zu Zeiten der Horvathschen Abrechnung zuging, liest man in einem launigen Bericht eines Leipziger Chronisten vom Jahre 1802, in dem es heißt: »Hier sitzen nun in der Oster messe die deutschen Buchhändler und schließen ihre Jahresrech nungen und zahlen, wenn sie können, die Saldi in beschnittenen Dukaten, Goldgülden, Karolinen (welche bereits durch die sämt lichen Hände der getauften und ungetansten Kipper und Wipper gekrochen und zuletzt vor Angst sich in die Buchhändlerladen ge stürzt hatten), abgeschliffenen halben und ganzen Laubthalern, oder schreiben, wenn sie nicht zahlen können, solche auf neue Rech nung. Alsdann breiten sic wechselseitig die Aushängeschilder oder Titel der von ihnen verlegten neuen oder umgewandten Geistes- nnd Federprodukte deutscher Genies und Buchmacher vor sich hin, begleiten jedes dieser Schilder mit der Quintessenz eines ihnen vom Autor dazu aufgesetzten Avertissements, notieren wechsel seitig, was sie von des andern Artikeln für den Kreis ihrer Gegend, innerhalb dessen sie Handelsgeschäfte treiben, brauchen und fahren alsdann nach vorangeschickten Ballen mit Himmelfahrt in ihre respektiven Heimaten zurück.« Ein gefürchtetes, sehr häufiges Zahlungsmittel waren damals nuch die großen »Hundertthalertüten« mit lauter einzelnen Groschen, ganz bedeckt mit den Namen aller, durch deren Hände sie bereits gegangen waren. Wehe dem, in dessen Händen die morsch gewordene Hülle platzte und der dann den ganzen Groschen haufen durchzählen mutzte! Geht man weiter alten Berichten nach, die sich nicht nur auf die Schilderung des geschäftlichen Verkehrs beschränken, son dern auch etwas von dem geselligen Leben und Treiben der aus wärtigen Buchhändler in Leipzig zur Messe verraten, so kann nian zwar keine reiche Auslese halten, aber immerhin findet man gelegentliche Mitteilungen, die auf einen lebhaften freundschaft lichen Verkehr der Buchhändler untereinander während der Messe schließen lassen. Feste Freundschaftsbündnisse wurden geschlossen, und ein angenehmer geselliger Verkehr führte zu mancherlei Be kanntschaften, die nicht selten auch mit einer glücklichen Ehe einen fröhlichen Abschluß fanden. Schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts veranstalteten angesehene Leipziger Verleger, wie Fritsch, Gleditsch, ihren zu den Messen anwesenden Geschäfts freunden Festlichkeiten, und auch aus späteren Zeiten wird be richtet, daß sich die Buchhändler öfters nach den Anstrengungen und Mühseligkeiten der Messe bei einem Zusammensein gütlich taten. In der Ostermesse vom Jahre 1817 war das gemeinsame Buchhändlermittagsmahl am Sonntag nach der Zahlwoche, die von Sonntag Jubilate bis Sonntag Kantate gerechnet wurde, sehr zahlreich besucht, wie Horvath in seinen Lebenserinnerungen mit teilt; es nahmen 172 Personen teil. Aber auch sonst zwischen der Arbeit und besonders nach vollendetem Tagewerk suchte man gern Vergnügungen auf und pflegte geselligen Verkehr. Um 1800 ging man nach des Tages Last und Mühen in die musikalischen »Collegien« im neuen Richter- schen Kaffeehaus oder in Richters Garten in der Hintergasse. Nach mittags machte man, wenn es die vielen Meßarbeiten zuließen, zuweilen Ausflüge mit Frauen und Töchtern der Kollegen, und abends ging man Wohl ins Theater. Wer von seinen Geschäften festgehalten wurde und sich an den Ausflügen nicht beteiligen konnte, traf im Rosental oder in Schimmels Gut sicher stets gleichgesinnte, Erholung suchende Kollegen. Auswärtige Buch händler brachten auch oft ihre Frauen und erwachsenen Töchter zur Messe mit, und mit Rücksicht auf diese wurden dann wohl auch Buchhändlerbälle veranstaltet, gerade wie jetzt noch zur Buchhändlermesse in Stuttgart. Die von den Meßbesuchern be vorzugten Lokale wechselten natürlich in: Laufe der Zeit. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ging man gern zum Kaffee in Rudolfs Garten gegenüber der Pleißenburg, wo sich auch vorzugsweise die Leipziger Kollegen, wieder mit Frauen und Töchtern, cinfanden. Sonnabends nachmittags strömte dann alles aus Rudolfs Garten in die Thonraskirche zur Motette. Abends ließ man sich's mit lieben Kollegen dann wohl sein in Treibers (jetzt Aeckerleins) Keller, wenn man so glücklich war, einen Platz zu finden, denn es herrschte dort stets ein großer Meßtrubel, wie auch heute noch. Also schon über 100 Jahre ist Aeckerleins Keller ein Lieblingslokal der Meßbe sucher MtsI äs kussis und llotsl äs Lavisrs in der Petersstraße mit ihren welschen Namen errarigen erst später die Gunst der meßbesuchenden Buchhändler. Man war in diesen Hotels auf gut deutsch fidel, ließ sich, wie Fr. I. Frommann in seiner Ge schichte des Börsenvereins mitteilt, nichts abgehen, auch diejenigen nicht ausgenommen, die zu Hause das einfachste Leben führten. Es herrschte ein vertraulicher, kameradschaftlicher, fast burschikoser Ton, und einer unserer bedeutendsten Buchhändler, Friedrich Perthes, soll zu den Muntersten gehört haben. So wuchs die Buchhändlerwelt zusammen, Verleger und Sortimenter traten sich Persönlich nahe, und in dem alljährlichen, oft monatelangen Zu sammenlebcn erwuchsen viele Freundschaften fürs Leben. Die Leipziger Buchhändler ließen sich auch nicht lumpen und be schränkten sich vielmals nicht auf die bekannten üblichen Kommit tentenschmäuse; bei den Brüdern Brockhaus konnte man während der Messen immer lebhafte Gesellschaft finden, halb Leipzig, Pro fessoren und andere einheimische und fremde Notabilitäten Pfleg ten sich dort zu versammeln. An dem großen Meßsonntag Kan täte, an dem früher die Kommittentenschmäuse stattfanden, erging sich gegen Abend die ganze fremde Buchhandelswelt im Rosental und traf sich dort mit ihren zahlreichen Bekannten aus der ein heimischen Bevölkerung. Eine regelmäßige Erscheinung der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der alte Carl Duncker aus Berlin, der in militärischer Haltung, gehobenen Hauptes und mit ernstem Blick das junge Leipzig musterte. Ebenso ständig, wie verwachsen mit Leipzig erschien der joviale, ewig lachende Papa Dobler, der Geschäftsführer der seinerzeit berühm ten Musikalienhandlung Ant. Diabelli L Comp, in Wien, durch eine zeisiggrüne Weste mit vergoldeten Knöpfen schon von weitein erkennbar. Auch der kleine muntere Tobias Haslinger, der erste Verleger von Lanner und Strauß, war da oft mit seiner Gemahlin unter den Lustwandelnden zu finden. Alle Vergnügungen gingen damals ohne besondere Veran staltung von oben — das wäre zu jener Zeit wohl die tonangebende Deputation des Vereins der Leipziger Buchhändler gewesen , ganz ohne Zwang, ohne Programm und Fcstbeitrag vor sich. Die Grundsteinlegung zur alten Buchhändlerbörse am 26. Ok tober 1834 und die Weihe des vollendeten Hauses am 26. April 1836 wurden zwar durch sehr würdige Feiern vollzogen, aber sic waren der damaligen Zeit angemessen einfacher, als sie heute ausfallen würden. Von Festessen wird nichts berichtet. Auch sonst werden nur vereinzelt gemeinsame Mittagsmahle (wie oben 1817 949'
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