Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1925
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19250519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192505193
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19250519
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1925
- Monat1925-05
- Tag1925-05-19
- Monat1925-05
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
116, 19. Mai 1925. Redaktioneller Teil. «örtinil»« s. d. DNchn Nu^bandkk 8235 Redaktioneller Teil. (Nr. 67.) Zur Sommerakademiefrage! Von Eugen Dieder ichs. Kantate 1924 wurde von der Hauptversammlung des Bör- senvereins folgender Antrag angenommen: Auf die Kreisvcreine ist dahin zu wirken, daß sie geeignete praktische Einrichtungen sür die Entwicklung der Berufssrcudig- keit unter ihren jüngeren Mitarbeitern trcsfcn. Als geeignetes Mittel schlagen wir die landschastsweise Durchführung von Sommcrakadcmien im Zeitraum von lO—12 Tagen sür jeden Teilnehmer vor. Die Jubiläumshauplversammlung dieses Jahres hat erneut eine Entschließung gleichen Sinnes einstimmig angenommen. Dazu kommen die Spenden der Gilde und des Börscnvcrcins als erste erfreuliche -Taten». Aber cs muß noch ganz anders werden. Wo bleibt die allgemeine Betätigung aller derjenigen, die es in erster Linie angeht? Man scheint immer noch zu glauben, wenigstens von seiten so mancher Chefs, die Sommcrakademicfrage sei eine persönliche Marotte von mir, und sich diese Meinung gern zu bilden, um gleich von vornherein eine ablehnende Stellung zu gewinnen. Als wolle ich unpraktische, lebensfremde junge Idealisten zusammcn- trommcln und eine Art Halbbildung hcranzüchtcn, denn was könne man in 8—14 Tagen wirklich lernen? Ja, man liest meine Börscnblattaussätze so oberflächlich, daß mich kürzlich ein gar nicht unbekannter Kollege aus dem Rheinland in einem Briefe hcruntcrmachte, wie ich jungen Leuten zumutcn könne, über die Bildungs- und Kullurmöglichkcitcn des deutschen Volkes zu de battieren, das sei ja Quatsch. Er hatte noch nicht beim Lesen gemerkt, daß dieses Thema den Chefs zum ersten Versuch einer Sommerakademic in Lauenftein Vorbehalten war, gewissermaßen als geistiger Austakt zu den Kantatescstlichkeitcn des Jubiläums- jahrcs. Vielleicht kann man die Sommerakadcmiefrage überhaupt den geistigen Auftakt zu der zukünftigen inneren Haltung des deutschen Buchhandels nennen, zu einer Zeit, wo sich der ein zelne nicht mehr mißtrauisch gegenüber dem andern verhält, sondern ein ausgeprägtes Gesühl für das Gemeinsame unseres schönen Berufes hat. Denn Buchhändler sein heißt: Dienst am Buche und damit an der Volksgemein schaft tun. Die Sommcrakademie ist grundsätzlich etwas anderes als belehrende Buchhändlerkurse oder Fachsimpele! in Gruppen, s i e bedeutet einen praktischen Ansatz zum neuen Werde n. Sie ist auch nichts absolut Neues, sondern sic hat so manche Parallele in der Volksbildung?- und auch in der modernen Jugendbewegung. Es ist nur auffallend, wie wenig der Sorti menter im allgemeinen über diese Bewegungen weiß, trotzdem er die Bücher über sic verkauft. Er scheint sich grundsätzlich nur über Romane persönlich zu orientieren, wenn er sich überhaupt nicht auf Kenntnis der Büchcrtitel beschränkt. Es ist bisher nur ein kleiner Kreis von Chefs und auch des Jungbuchhandels, der der Sommcrakademicfrage Interesse und Verständnis entgcgcnbringt, immerhin schreitet der Gedanke lang sam vorwärts. Ich will nicht von den christlichen Buchhändlern reden, die mit dem Interesse für ihre »Frcizeitwochc» den ganzen anderen Buchhandel in den Sack stecken. Sie sind ihm eben manche Pferdelänge in Gemeinschaftsdingcn voraus, das soll mit Freude hier ausgesprochen werden. Ich höre, sie können sich zu ihrer diesjährigen schlesischen Frcizeitwochc vor Anmeldungen nicht retten. Wo liegen nun die psychologischen Gründe für das langsame Eingehen des Gesamtbuch Handels ans den neuen Gedanken? Den Chefs liegt die Vorstellung, sich um die geistige Ent wicklung ihrer Mitarbeiter zu kümmern, deswegen verhältnis mäßig fern, weil sie materialistisch — dies sei ganz ohne Vorwurf gesagt — eingestellt sind. Sie nennen dies real denken. Der Ehes ist eben ein Kind seiner Zeit. Ec bezahlt dem Angestellten sein Gehalt und verlangt Gegenleistungen. Er hat einfach, wenn das Geschäft sehr groß ist, auch keine Zeit dafür. Und doch wünscht ec Arbeitssrcudigkcit bei billigster Entlohnung! Meine Herren Kollegen, überlegen Sie sich einmal, ob zur Arbeitssreu- digkeit nicht auch geistige Reserven gehören? Sie haben sie vielleicht selbst zum Teil verkümmern lassen. Aber Sic wissen darum, denn Ihr Gewissen meldet sich in einzelnen Stunden. Dann reden Sie idealistische Phrasen. Sic haben auch mit Recht ein Mißtrauen gegen enge buch- händlerische Fachsimpele!. Gar oft sagen die Besten unseres Bc- ruscs: ich bin froh, wenn ich mit anderen Bcrufskreiscn möglichst viel verkehren kann, cs kommt dabei mehr heraus als mit den Herren Kollegen. Das soll gern zugegeben werden, aber muß buchhändlerische Geselligkeit und Geistesleben durchaus auf In zucht beruhen? Hat der Buchhändler nicht viel mehr als die anderen Berufe die Möglichkeit, sich korporativ Befruchtung von außen her zu holen? Warum z. B. wird die Hauptversammlung der Kantatefcier nicht durch eine Rede einer führenden geistigen Persönlichkeit des deutschen Kulturlebens eingeleitet und dadurch aus der Enge des Jnteresscnkreiscs in die deutsche allgemeine Geisteskultur gehoben? So liegt es auch beim Jungbuchhandel an einer gewissen Enge, wenn er den Gedanken nicht faßt, daß die schönste Erholung für einen gebildeten Menschen im freien Gedankenaustausch, in angeregtem geistigen Verkehr mit Kollegen liegt, die ihrem Leben ein Ziel stecken wollen. Die überhaupt etwas wollen und sich nicht damit begnügen, daß sie vom Leben ge knetet werden. Gerade die besten Elemente werden von dem Bierstumpssinn bnchhändlerischcr Vereinsmeierei angewidert und seinem Skat- und Gemütlichkcitsidcal. Wenn cs hoch kommt, hält dort einmal ein Mitglied über sein Steckenpferd einen Bor trag, dann sinkt sofort das ganze Niveau in sein schwammiges Einerlei zurück. Es könnte aber auch anders sein, und dieses Andere mutz ausprobiert und geschaffen wer den. Nicht sür alle, sondern sür die Entwickelungssähigcn. Wie formuliert Fritz K l a t t das Programm zu seiner diesjährigen S o m in e r a k a d c m t e in Prerow? Vom 18.—31. August 1925 findet t» dem Volkshochschnlhetm von I>r. Fritz Klatt t» Prerow sOstsees, wie auch tm vorigen Jahre, eine Sommcrakademie des Jungbnchhandels ihre Stätte. Ter Erholung und Entspannung diene» Wanderungen am Strand, Baden, gelegentliche Segelfahrten, überhaupt ein heiteres Gemein- schastslcbcn mit festlicher Gestaltung der Abende. Musik, Gymnastik und Zeichenunterricht werden sich hier nach Bedarf einstigen. Ans die ser Grundlage eines stigendsrohen und erholsamen Gemeinschafts lebens wird die gemeinsame geistige Arbeit anfgcbaut. Nur kurze Zeit, etwa zwei Stunden am Tage, ist für den Lehrgang festgesetzt, um eine möglichst intensive geistige Mitarbeit aller, aber ohne jede Überan strengung, sicherznstellen, Ter Lehrgang wird von vr. Alatt in Gemeinschaft mit einem Gast- lehrcr nach folgendem Plan geleitet werden: a) Die heutigen Probleme der Lebensknnde. Der Etnzclmcnsch und das Mas! seiner Selbständigkeit gegenüber den geistigen Vorgängen der Zeit / Denk- und Sprachschnlnng. Praktische und geistige Grundlagen für den Umgang mit Men sche» / Wesen und Formen der Gemeinschaft, d) Zeitgeschichte. Die geistigen Strömungen der heutigen Zelt nnd ihre geschicht lichen Ursachen, an Hand von Beispiele» nnd Vorbildern aus der Literatur nnd Kunst der Neuzeit, c> Politische Zeitfragcn, Schulung eines zielgerichteten, wenn auch nicht parteigcbundcncn politischen Denkens an Sand von Tageszeitungen nnd politischen Schriften der Zeit, 1091'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder