Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1934
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- 1934-04-07
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- 07.04.1934
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
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80, 7. April 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. ö. Dtschn Buchhandel. auch hätte fragen müssen, wer neben Karl May vor dem Geschmack der Leser sonst noch bestünde. Das wäre eine wertvolle Statistik für die Beurteilung der Leser-Psyche geworben. Einige Jahre später findet man dann im Börsenblatt von 183V (Nr. 238) einen Bericht über die Tagung der Arbeitsgemeinschaft des Rhein-Mainischen Jungbuchhändlerkreises und des Mitteldeut schen Buchhändler-Verbandes in Frankfurt a. M. Dort berichtete vr. Bergmann, der Inhaber einer großen Sortimentsbuchhandlung, über das Thema: »Was wird verkauft? An wen? Und was ist die Kaufveranlassung?- Ter Vortrag gipfelte in der Feststellung, daß der größte Werbefaktor für das deutsche Buch in äußeren, aktu ellen Einflüssen zu suchen sei. Die größte Leserschicht und damit auch Käuferklasse stelle der Mittelstand dar, der sich dann weiter nach oben zu verdünne, nach unten zu aber gänzlich verliere. Und aus diesem Mittelstand sei es wieder die junge Generation, die für alles Neue, Geistige und Ungewohnte empfänglich sei und damit der Autorenschast immer wieder den Weg für das Junge ebne. Weniger überzeugend ist aber die Käuseraualyse, die zu gering ist, um einiger maßen haltbare Schlüsse zuzulassen und außerdem mit den Augen des Sortimenters, und zwar des überragend einflußreichen, gesehen wurde. Danach wurden von 1MÜ verlausten Büchern in vr. Berg manns Laden 4M auf Empfehlung des Buchhändlers erstanden, IM durch Ausstellen !m Fenster, 38» aus Grund von Besprechungen ln Zeitungen und Zeitschriften und 15» durch Inserate beeinflußt. Trotzdem kommen diese Zahlen meiner Umfrage in den beiden Positionen »Rezension» und -Buchhändlerempfehlung« am nächsten, wie weiter unten zu erkennen sein wird. , Fesselnd ist auch die Umfrage, die Horst Kliemann für die wissenschaftlich« Verlagsproduktion anstellte sBörsenblatt 183», Nr. 168), und die noch deutlicher erweist, wie wichtig die Buch besprechung in der Tageszeitung und noch viel mehr in der Fach presse ist. Trotzdem haben diese Zahlen auch keinen Anspruch aus irgendwelche Rückschlüsse für die Allgemeingnltigkeit der Motio- statistik. — 704 Antworten standen zur Verfügung, die aus Kreisen kamen, die rein technische, philosophische, geschichtliche und geistes wissenschaftliche Lektüre benötigten oder bevorzugten. Davon ent fielen 22,6°/» aus Käufer, die durch Besprechungen in Zeitungen und Zeitschriften gewonnen worden waren: 20,6«/« durch Empfehlun gen von Kollegen, 8,9°/» durch Vorlesungen, 8,1«/» durch Prospekt beilagen, 6,3°/» durch Auslagen im Schaufenster, 8,8°/» durch Zitate und Fachliteratur, 4,4°/» durch Anzeigen, 3,9°/» durch Ansichtssendun gen, 2,9°/» durch Einsichtnahme in Bibliotheken, 2,5«/» durch Kata loge, 1,4°/° durch Werbebriefe. — Naturgemäß stehen hier die Re zensionen an erster Stelle, da sich die gesamte Wissenschaft ja vor zugsweise gegenseitig orientiert. Und noch eine Umfrage mag erwähnt werben, die 1932 im Börsen blatt sNr. 282) Platz fand: es ist jene des Engclhorn-Verlages, der in seiner Hauszettschrift, den »Literarischen Flugblättern», nach dem Kaufmotiv fragte. Auch hier gilt das, was von der Umfrage des Eugen Dieberichs Verlages gesagt werden mußte: man hat es schon mit literarischen Voraussetzungen zu tun, was um so deutlicher wird, als auf die Frage, ob man sich von seinem Buchhändler »be raten« lasse, von 609 Antworten 868 mit einem entrüsteten »Nein oder »Niemals» reagierten. Nur 24 machten dem Sortimenter die Konzession des Ratgebers und 8V antworteten mit einem »teil weise«. Zum Schluß die Umfrage der Hanseatischen Verlagsanstalt von diesem Jahre sBörsenblatt 1934, 43), die wiederum im Ergebnis daran krankt, daß die Produktion dieses Verlages genau umgrenzt ist und Leser voraussetzt, die politische oder wirtfchasts-wissenschast- liche Bücher bevorzugen, bzw. bereits wissen, was sie kaufen wollen. Daher auch der hohe Prozentsatz von Käufern, die durch Rezensionen beeinflußt wurden, nämlich 32,1°/»; ferner die Quote von 93,8«/° für Käufer mit festem Kaufentschluß. Dieses Resultat scheint ganz dazu angetan swenn man es mit den übrigen Ergebnissen vergleicht), um all die Bemühungen, einmal ein ungefähres, allgemein gültiges Motivbild zu erreichen, vergeblich wirken zu lassen, dennoch glaube ich, daß meine weder durch einseitige Verlagsumfragen noch durch Sortimenter-Feststellungen beschwerte Umfrage eine wertvolle Er gänzung zu der Marktanalyse ist und vor allen Dingen einige Klar heit in die Frage zu bringen vermag, welche Rolle die Zeitung für di« Buchwerbung spielt. Als Feuilleton-Redakteur einer Großstadt-Zeitung unternahm ich den Versuch, einmal die Erfolge zu kontrollieren, die unser sehr gepflegtes Feuilleton, mit wöchentlich einer Seite Buchbesprechun gen, bei der Leserschaft ausllbe. Denn es hieß meistens von Vcr- lagsseite aus: »Rezensionen haben keine Wirkung für oder wider ein Buch». Meine Umfrage, die durch die Zeitung ging, lieferte ver hältnismäßig reichliches, wenn auch überraschendes Material zutage. Die Leserschaft setzte sich aus allen Schichten der Bevölkerung zu sammen, vom Handwerker bis zum Großindustriellen und seiner Familie, von der akademischen bis zur beruflich tätigen Jugend. Die Fragen lauteten, auf einen Generalnenner gebracht: »Aus welchen Gründen kaufen Sie dieses oder jenes Buch? Was hat Sie dazu bewogen? Wer hat Sie irgendwie sllr den Erwerb oder die Lektüre just jenes gewählten Buches beeinflußt?» Wenn ich nun den vielen Hunderten von Antworten (die immer wieder gesiebt wurden) die Zahl IM zugrunde lege ses waren etwa 1666 Briefe und Karten eingegangen), so komme ich aus einen Prozentsatz, der schnell übersichtlich wird. Ausdrücklich sei bemerkt, daß die Antworte» nicht so präzise gehalten waren, baß man sie ohne weiteres in diese oder jene Kategorie hätte einordnen können, aber es wurde nach dem Grundsatz verfahren, daß der Wille für die Tat galt, also alle Zwischenredereien und Einschränkungen zu nächst beiseite gelassen. Das Ergebnis sah (Sie werden staunen!) so aus: 72°/» aller Bücherkäuser gehen in den Laben und lassen sich beraten oder suchen aus oder werden von de» Auslagen, Einbänden oder Verkäufern beeinflußt. Diese Prozentschicht (also meistens Leute, die literarisch nicht beschlagen sind) weiß in dem Augenblick, in dem sie den Laden betritt, noch nicht, was sie will. Hier setzt die gewaltige Macht des Sortimenters ein, denn diese Ahnungslosen, die wenig Zeit haben, verlasse» sich ganz aus den Mann, der »alles gelesen haben muß». Er vermag nun diese oder jene Neuerscheinung in den Vordergrund zu stellen, vermag das alte Gute und das neue Gute zu empfehlen, und man wird, wie die Zahl beweist, aus ihn hören. Eine kleine Bemerkung über den Autor, das Werk oder diesen und jenen Zeitungsartikel genügt oft, um den Käufer zu erinnern. Auch jetzt folgt noch, der Ziffer nach, nicht der Bücherkäuser, der von einer Besprechung in der Zeitschrift beeinflußt ist. Rein, die nächste Gruppe stellen jene dar, die auf das aktuelle Tagesgespräch hin kaufen, von Mund zu Mund, vom Gerede, Geraune oder der Salon-Debatte bewogen, aus Neugier, Wißbegier ober eben der Mode wegen. 14°/» nehmen diese Antworten ein, die allerdings auch vielfach in ihrem Grundmotiv aus eine Buchbesprechung zurllckgehen, über die man sich unterhält oder aufregt, falls sie nicht dem eigenen Urteil (denn dieses ist hier noch anzutressen) angenähert werden kann. 12°/° nur dürfen als ausgesprochene Jünger der Zeitungs kritik gelten, und das auch nur mit weisen Einschränkungen. Ein immerhin bedeutsamer Prozentsatz, weil hier nicht jene einbczogen sind, die Geschenke machen, die also bas Buch nur um einer billigen Gelegenheit willen lausen, sondern aus innerem Drang. Diese Men schen, die auf eine Besprechung hören, sind allerdings sehr fein fühlig, denn es läßt sich durch die ganze Reihe der Antworten eine gewisse Einschränkung vernehmen: »Jawohl, die Rezensionen in Ihrem Blatt interessieren mich sehr und ich pflege mich auch oft danach zu richten, aber es kommt daraus an, welcher von Ihren Re zensenten die Besprechung geschrieben hat. Eine unpersönliche Empfeh lung oder Ablehnung bedeutet mir nichts, zeichnet dagegen Herr ssolgt ein Name) für die Kritik, so ist mir sein Urteil sehr will kommen, wenn ich auch gewohnt bin, mir mein eigenes zu bilden ...». Ein anderes Zitat aus dieser Kategorie von einem Studenten: »Meistens sind ja die Rezensionen ,Schinus' oder .Waschzettel', aber neulich las ich in Ihrem Feuilleton einen Auszug aus KlabundS ,Moreau'. Ich habe mir das Buch bestellt». Und ein kleiner Beamter meint: »Was Sie in Ihrem geschätzten Blatt besprochen haben von Ricarda Huch: .Stein' hat mich zum Kaus dieses Werkes veranlaßt. Ich habe es nicht zu bereuen». Schließlich noch eine Stimme, die aus dem Munde eines ein fache» Handwerkers kommt: »Ihre Fragen haben mich interessiert. Ich habe mich bemüht, sie auszuknobeln, um mir darüber klar zu werden, weshalb ich zu Weihnachten Dahns .Kampf um Nom', das .Große Gartenbuch' von Trowitzsch und die Märchen von Sulamith Wülsing (gemeint ist wahrscheinlich ein JllustrationSwerk der Elber- felder Zeichnerin) kaufte. Ich habe mich bemüht, die Literalurbeilage Ihres Blattes zu studieren, habe mir Notizen gemacht, bin hin zu meinem Freund, dem Buchhändler (folgt Name) und der hat mir die gesammelten Werke besorgt. Bringen Sie einmal etwas von Herzog, der stammt aus unserer Gegend...» Man hört also, baß auch der einfache Mann auf Rezensionen reagiert und gerade daraus erwächst dem deutschen Referenten ein höchstes Verantwortungsbcwußtsein in kultureller Hinsicht. Außer diesen 98°/» müssen die restlichen 2"/« als undefinierbar bezeichnet werden, denn es sind wahrscheinlich solche, die, wie Eugen Diedcrichs feststellte, ein Buch des Einbandes wegen erstehen. Uns interessiert hauptsächlich die Frage, was die deutsche Tageszeitung für unser Buch leisten kann. Und durch eine neuerliche Überprüfung der Resultate im kleineren Kreise konnte bestätigt werden, daß beispiels weise der Rundfunk (so sehr er andererseits als Werbeinstrument 309
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