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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Digitalisat
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-06
- Tag1913-06-07
- Monat1913-06
- Jahr1913
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1913
- Autor
- No.
- [4] - 6070
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Redaktioneller Teil. ^ 129, 7. Juni 1913. Am 25. September 1912 wurden Fernerstehende durch die Bekannt machung überrascht, daß in Leipzig von dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler eine Deutsche Bücherei errichtet werde, der als Zweck ge setzt sei, einerseits ein Archiv des deutschen Schrifttums und des deutschen Buchhandels zu bilden, anderseits eine öffentliche, unent geltlich an Ort und Stelle zur Benutzung freistehende Bibliothek zu sein. Gleichzeitig wurde die Satzung veröffentlicht, wie sie zwischen dem Börsenverein, der Sächsischen Staatsregierung und der Stadt Leipzig vereinbart war. Diese Satzung darf ich wohl im wesentlichen als bekannt voraussetzen. Bald darauf bewilligten die Sächsischen Stände und die Leipziger Stadtverordneten einmütig die nach der Ver einbarung von dem Sächsischen Staat und der Stadt Leipzig zu zah lenden Summen. Der Plan fand, wie Sie wissen, bei dem gesamten deutschen Buch handel freudige Aufnahme. Uber 1300 deutsche Verleger erklärten sich nach und nach bereit, in den nächsten zehn Jahren ihre gesamten Ver lagserzeugnisse der Deutschen Bücherei unentgeltlich zu überweisen. Dieser bedeutsame Erfolg ist in erster Linie der unermüdlichen Agi tation des Kommerzienrats Siegismund zuzuschreiben; er ist aber zugleich ein imponierender Beweis dafür, wie groß der Gemeinsinn und das Gefühl der Solidarität in dem deutschen Buchhandel sind. Freilich sind unter den 1300 Verlegern über 500, die dem Deutschen Verlegerverein nicht angehören, meist kleinere Verleger und Sorti menter, deren Jahresproduktion nicht bedeutend ist. Anderseits fehlen von den rund 1000 Mitgliedern des Deutschen Verlegervereins noch etwa 250. Es ist jedoch anzunehmen, daß auch von diesen noch viele, wenn sie direkt aufgefordert werden, ihren Verlag der Deutschen Bücherei zur Verfügung stellen werden. Wieviel Verleger noch fehlen, die den? Verlegerverein nicht angehören, kann ich Ihnen nicht sagen. An der Spitze der Verwaltung der Deutschen Bücherei steht der Verwaltungsrat von 31 Mitgliedern, unter denen 10 im Buchwesen oder im Bibliothekswesen erfahrene Männer sein sollen, und der aus 8 Mitgliedern bestehende Geschäftsführende Ausschuß. In beiden Or ganen haben die Sächsische Staatsregierung und die Stadtgemeinde Leipzig ihre Vertreter. Zu den nächsten Aufgaben, die des Verwal- tnngsrats harren, der zum ersten Male am 9. Juni in Leipzig zu sammentreten wird, gehört die Feststellung der Grundsätze für die Umgrenzung des Sammelgebietes. Die Satzung enthält in dieser Be ziehung nur allgemeine Richtlinien, die noch der Ausführungsbestim- nnngen bedürfen. 8 2 der Satzung sagt, daß gesammelt werden soll die deutsche und die fremdsprachliche Literatur des Inlandes und die deutsche Literatur des Auslandes. Hieraus wird wohl der Schluß ge zogen werden müssen, daß die im Buchhandel erscheinenden Druck schriften vollzählig und ohne Ausnahme gesammelt werden müssen. Ausgeschlossen sind nur Musikalien, die ja in der Deutschen Musik sammlung gesammelt werden, und Tageszeitungen, die wegen ihrer großen Zahl und ihres Umfanges nur aus kleineren Bezirken voll zählig zusamengebracht werden können. Was die übrigen Erzeugnisse der Drnckerprcsse betrifft, die nicht zur eigentlichen Literatur zu rech nen sind, wie namentlich amtliche Druckschriften und Privatdrucke aller Art, ferner bildliche Darstellungen mit und ohne Schrift, so bestimmt 8 2, daß sie gesammelt werden können. Hier wird es also Sache des Verwaltungsrats sein, den Kreis der anfzunehmenden Kategorien genau zu umschreiben. Der Geschäftsführende Ausschuß, der nach der Satzung die Aufgabe hat, die Vorlagen für den Verwaltungsrat vor zubereiten, ist, wie ich Ihnen Mitteilen kann, davon ausgegangen, daß die amtlichen Druckschriften, die innerhalb des Deutschen Reiches er scheinen, und wo möglich auch die deutschen amtlichen Druckschriften aus Österreich und der Schweiz so vollständig gesammelt werden sollten, wie man sie erhalten kann. Dagegen wird bei den Privatdrucken, na mentlich den Vereinsschriften, nach bestimmten Grundsätzen eine Aus wahl zu treffen sein. Hier die richtige Grenze zu finden, wird nicht immer leicht sein. Die kleinen Akzidenzdrücke werden im allgemeinen nicht ausgenommen werden können. Auch die Sammlung von Theater zetteln, politischen Flugblättern und Einblattdruckcn aller Art wird man Bibliotheken mit lokal beschränktem Sammelgebiet überlassen müssen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf einen Gedanken zurück kommen, den Herr Kollege Prof. Keysser in Köln in seiner kleinen Schrift über die Sammlung der rheinischen Landesliteratur ausge sprochen hat, daß cs not tut, die Sammelgebiete und die Sammelauf- gabcn für die einzelnen Bibliotheken nach einem einheitlichen Plane abzugrenzen, damit alles, was gesammelt zu werden verdient, auch wirklich an irgendeiner Stelle gesammelt wird. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Gründung der Deutschen Bücherei hierzu den An stoß gäbe. Auch für die Katalogisierung der Deutschen Bücherei und die Auf stellung der Bücher wird der Verwaltungsrat die Fundamente legen müssen. Bei der Aufstellung wird in Betracht zu ziehen sein, daß die Büchermagazine erst allmählich ausgebaut werden können. Vielleicht wird die Aufstellung nach der laufenden Nummer das Richtige sein. Bei der Katalogisierung wird es sich namentlich darum handeln, ob ein Realkatalog angelegt werden soll und in welcher Art. Der Ge schäftsführende Ausschuß ist der Meinung, daß diese Frage prinzipiell schon durch die Satzung entschieden ist, die in § 2 bestimmt, daß die Bücher nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu verzeichnen sind. Eine Hauptaufgabe der Deutschen Bücherei liegt auf dem Gebiete der Bibliographie. Der Vorstand des Börscnvereins hat bereits im September 1912 beschlossen, die jetzt von der Hinrichs'schen Buchhand lung hergestellte Bibliographie der Neuerscheinungen des deutschen Buchhandels in enger Verbindung mit der Deutschen Bücherei durch den Börsenverein zu übernehmen, und zwar spätestens am 1. Januar 1917. Das ist nämlich der früheste Termin, zu dem der mit der Hinrichs'schen Buchhandlung geschlossene Vertrag gekündigt werden kann. Ob die Übernahme der Bibliographie durch die Deutsche Bücherei schon früher stattfindet, wird davon abhängen, ob zwischen dem Börsen verein und Hinrichs eine entsprechende Einigung erfolgt. Wird aber die Bibliographie des Börsenblattes und des Wöchentlichen Verzeichnisses von der Deutschen Bücherei übernommen, so liegt es nahe, daß der alte Plan, die Hinrichs sche Bibliographie für die Katalogisierung der deut schen Bibliotheken nutzbar zu machen, wieder erwogen wird. Schon im Jahre 1891, bevor die Titeldrucke der Königlichen Bibliothek in Berlin zu erscheinen begannen, prüfte die Preußische Unterrichtsverwaltung die Möglichkeit, von dem Satz des Wöchentlichen Verzeichnisses einen besonderen Abdruck zu veranstalten, der den Bibliotheken als Katalogi sierungsmaterial zu liefern wäre. Die Verhandlungen mit der Hin richs'schen Buchhandlung verliefen jedoch ergebnislos. Im Jahre 1895 veröffentlichte unser verehrter Vorsitzender Herr Direktor Schnorr v. Carolsfeld im Einvernehmen mit der Hinrichs'schen Buchhandlung einen Aufsatz über diesen Gegenstand im Zentralblatt für Bibliotheks wesen. Es wurde daran gedacht, entweder den Satz des Wöchentlichen Verzeichnisses auscinanderzurücken oder einen neuen Satz mit größeren Typen herzustellen. Der Ministerialdirektor Althoff griff diesen Plan sofort auf und verhandelte in Leipzig mit der Hinrichs'schen Buchhand lung, jedoch wieder ohne Erfolg. Die Hinrichs'sche Buchhandlung er klärte es für unmöglich, in ihren Räumen ein Arbeitszimmer bereitzu stellen (Heiterkeit). Im Jahre 1904 kam Althoff auf den Gedanken wieder zurück. Doch haben auch die damaligen Erörterungen zu keinem Ziele geführt. Die Frage, ob es möglich ist, von der buchhänölerischen Bibliographie Titeldrucke, sei es auf einseitig bedruckten Blättern, sei es auf Zetteln, zu gewinnen, die zur Herstellung von Katalogen ver wendet werden können, bedarf sorgfältiger Untersuchung. Es ist zwar nicht zu verkennen, daß die Bedürfnisse des Buchhandels und der Biblio theken in bezug auf die Verzeichnung der Büchertitel etwas voneinander abweichen, bei gegenseitigem guten Willen müßte es aber doch wohl möglich sein, in dieser Frage zu einem befriedigenden Ergebnis zu ge langen. Mit der Deutschen Bücherei wirb zweckmäßigerweise eine bibliographische Auskunftsstelle verbunden werden. Auch an die An fertigung von kleinen Spezialbibliographien aller Art könnte man denken, ähnlich wie sie für aktuelle Fragen von der Kongreßbibliothek in Washington verfaßt werden. Die Deutsche Bücherei soll die in ihr vereinigten Bücher nicht nur anfbewahren und verzeichnen, sondern auch an Ort und Stelle Be nutzern zur Verfügung halten; sie tritt damit als eine neue Bibliothek in den Kreis der Leipziger Bibliotheken ein. Von dem ursprünglichen Gedanken, die Deutsche Bücherei als Verleih- und Versendungsbibliothek zu konstruieren, ist man zurückgekommen und will jetzt an dem Präsenz prinzip festhalten. Natürlich muß dann für Lesesäle reichlich gesorgt werden. In dem geplanten Neubau ist denn auch ein großer Lesesaal und ein großer Zeitschriftensaal neben mehreren kleinen Leseräumen vorgesehen. Die Benutzung soll jedermann freistehen und unentgelt lich sein. Sollten Romane und andere belletristische Schriften so stark verlangt werden, daß ihre Konservierung für die Zukunft gefährdet wird, so dürfte es nötig werden, dieser Gefahr durch eine Beschränkung der Benutzung oder durch eine Leihgebühr vorzubeugen. Im übrigen muß man abwarten, wie die Benutzung sich entwickeln wird. Sollte sie zunächst nur schwach sein, so ist das kein Unglück, da der Benutzungs zweck der Deutschen Bücherei durchaus in zweiter Linie steht. In der öffentlichen Erörterung ist wiederholt behauptet worden, daß bei einer Sammlung der deutschen Nationalliteratur, die mit dem Jahre 1913 anhebt, viele Jahre vergehen würden, ehe sie einen ge wissen Gebrauchswert erlangt. Ich kann mich dieser Ansicht nicht an schließen, wobei ich ganz davon absehe, daß voraussichtlich der Deutschen Bücherei in den nächsten Jahren noch große Massen älterer deutscher Literatur als Geschenke zugehen werden. Zahlreiche wichtige ältere Werke werden fortwährend neu gedruckt. Vor allen Dingen darf aber nicht vergessen werden, daß gerade die neuesten Werke in allen Biblio theken von den Benutzern am stärksten begehr^ werden. Dies gilt nicht
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