Der Name Rickert hat einen guten Klang. In den trüben Jahren nach dem verlorenen Kriege ist die Reederei Rickert für viele das leuchtende Zeichen ungebrochener Kraft und unverzagten han seatischen Geistes. Auf den alten Rickert schaur man voll Stolz und Zuversicht, wie er rüstig und tätig sein Haus regiert, wie er in den wirren der Zeit mit fester Hand das Steuer hält. Unermüd lich ist sein wirken, unverdrossen tut er seine Pflicht, als ob nach ihm noch viele kämen, für die er schaffen müßte. Und doch ist er der letzte Rickert; mir ihm wird für immer der alce, stolze Name verlöschen. Schwer trägt der alte Wann daran, daß sein einziger Sohn, der vor Jahren wider den väterlichen Willen heiratete und nach Ubersee auswandcrte, während des Weltkrieges gefallen ist. . . Da bringt eines Tages ein Rickert-Dampfer die Witwe des Sohnes mir dem kleinen Herbert, der in Afrika geboren wurde, nach Hamburg zurück. An ihm, dem Enkelsohn, will der alte Rickert das längst bereute Unrecht vergelten, mir offenen Armen will er ihn und die Mutter in sein Haus aufnehmen. Aber er muß erleben, daß man seine Hilfe verschmäht, daß seine Schwieger tochter nicht vergessen will, was er dem Pater ihres Rindes antat. Soll er den Enkel auch noch verlieren? Darf die Frau Gesetz und Verpflichtung des Namens Rickert mißachten? Das erbitterte Ringen eines Alternden um die Liebe des Enkels schildert Otto Erich Kiesel in seinem Roman Vor einem farbigen, gestaltenreichen Bild aus dem Hamburg der Nachkriegszeit ziehen die lebens vollen, spannungsreichen Szenen einer Familiengeschichte vorüber. Mit feinem psychologischen Verstehen schildert Kiesel die Spannungen und Gegensätze der Generationen; mir sicherem Rönnen zeichnet er Welt und Umwelt des reichen Reeders wie das Leben in einem düsteren Hinterhaus. „Wieder am winde" erscheint am 22. September. Preis broschiert Z M 60, Ganzleinen 4 M 8o.Z) Deutscher Verlag Berlin 4554 Nr. 212 Montag, den 12. September 1938