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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1906
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- 1906-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1906
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- Deutsch
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275, 27. November 1906. Nichtamtlicher Teil. 12199 hergestellt wird. Das früher dazu verwendete Nußöl ist besser, aber erheblich teurer. Je nach der Bedeutung des Druckwerks (Zeitungsdruck, Werkdruck — Isdsure, Jllustrations- druck) werden natürlich die verschiedensten Qualitäten ver wendet. Die erste Fabrik für die industrielle Herstellung der Druckfarbe wurde von Lorilleux pd>-s im Jahre 1818 in Paris gegründet, dem Benjamin Foster mit der Gründung der ersten englischen Fabrik zwei Jahre später nachfolgte. Bis dahin hatten die Buchdrucker ihren Bedarf stets selbst zubereitet. Daß wie das damalige Papier auch die von den ersten Druckern angewandte Druckerschwärze der heutigen überlegen sei, wie Cim nach Ambroise Firmin-Didot zitiert, dürfte nicht ohne Prüfung hinzu nehmen sein. Die Farbe in den alten Drucken ist von durchaus ungleicher Güte, und die tiefe Schwärze der Buchstaben ist nach Lorck dadurch zu erklären, daß die letztem in jener Zeit bedeutend größere Druckflächen darboten und bei dem langsamen Hantieren mit der Hand presse die Farbe verhältnismäßig viel stärker aufgetragen wurde. Wer übrigens der eigentliche Erfinder der Druckfarbe ist, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen; jedoch dürfte die Urheberschaft Gutenbergs oder eines seiner Mitarbeiter kaum in Zweifel zu ziehen sein. Hier findet sich nun eine um so merkwürdigere Lücke im vorliegenden Werk, als der Verfasser die schon beim Übergehen der Geschichte der Erfindung des Buchdrucks vor gebrachte Erklärung kaum mit Recht zu wiederholen in der Lage sein dürfte. Er geht nämlich nach der Darstellung der zum Buchdruck erforderlichen Materialien — Papier, Lettern, Farbe — sofort zur Stereotypie und den modernen ameri kanischen Setzmaschinen über, ohne die eigentliche Technik des Buchdrucks, d h die Arbeit der Druckpresse, auch nur mit einer Silbe zu erwähnen. Wißbegierige Leser müssen also unbedingt wieder auf andre Werke zurückgreifen, um einen vollständigen Begriff der gesamten Buchherstellung zu gewinnen. Es ist dies um so verwunderlicher, als der Ver fasser die alten und neuen Verfahren der Papierfabrikation z. B ganz genau beschrieben hat, — als ob die Kenntnis der Entwicklung des Druckverfahrens nicht interessanter und wichtiger wäre! Man kann sich des Eindrucks nicht er wehren, als ob die Energie des Bibliothekars davor zurück geschreckt sei, sich in die technischen Kenntnisse der heutigentags allerdings kompliziert gewordenen Druckmethoden hinein zuarbeiten. Aber auch wenn er hierauf nicht eingehen wollte, mußte er wenigstens die wichtigen Epochen verzeichnen, die durch die Verwendung der Dampfkraft stufenweise zur all mählichen großen Vervollkommnung der heutigen Druck maschinen emporführten: die Erfindung der Schnellpresse durch den Sachsen König in den Jahren 1811—1814; deren erste Leistungen in England, wo der Besitzer der »Times« (die heute wieder so viel von sich reden macht) der erste war, Königs geniale Erfindung praktisch zu verwerten, ohne die das Zeitungswesen seine heutige enorme Bedeutung ohne Zweifel nicht erlangt haben würde; den Lebenslauf Königs und seines Freundes und Sozius Bauer, ihre sonderbaren, an Widerwärtigkeiten reichen Schicksale; das Aufblühen ihrer mit kleinen Mitteln angefangenen Fabrik in Oberzell zu dem Weltetablissement, als welche sie jetzt dasteht; die weitre Vervollkommung der Königschen Er findung durch die »Endlosen« (Rotationsmaschinen mit end losem Papier); die ebenfalls außerordentlich vervollkommneten Hilfsmaschinen und vieles andre hätten an dieser Stelle meines Erachtens nicht übergangen werden sollen. Die Stereotypie (für die die Franzosen sich jetzt fast nur noch des Ausdrucks »alivbsAs« bedienen) ist eine Er findung des Schotten William Ged (oder Gedd). Nach Kamphausen hat sich schon in den Jahren 1700—1710 der holländische Prediger Johannes Müller damit beschäftigt. Geds Versuche fallen in das Jahr 1736, wurden jedoch wegen ihrer Unvollkommenheit, vielleicht aber auch infolge der Feindseligkeit der Buchdrucker des Landes fallen gelassen. Im Jahre 1784 wurden sie in Paris durch den Straß burger Joseph Hoffmann und dessen Sohn wieder aus genommen, die ein Patent auf 15 Jahre für ihre Erfin dung erwarben, jedoch auch hier wieder einem so großen Mißtrauen von seiten ihrer Berufsgenossen begegneten, daß ihre »lmprimsris polztt^ps« durch ein königliches Dekret schon im Jahre 1787 wieder geschlossen werden mußte. Der Buchdrucker Joseph Carez in Toul setzte die Versuche seiner Vorgänger fort, bis das neue Verfahren schließlich allgemein adoptiert und gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts namentlich von Herhan und den Gebrüdern Didot auf ver- schiednen Wegen in ihre noch jetzt gebräuchliche Form über geleitet wurde. Die Stereotypie ist überall da unentbehrlich, wo große Auflagen nötig sind, für deren Abdruck die be weglichen Lettern nicht widerstandsfähig genug wären. Sie wird bei Auflagen von mehr als 5000 Exemplaren an gewandt und erlaubt Abzüge von dem in einem Gemisch von Blei und Antimon stereotypierten Text bis zu 15 000 Exemplaren. Um noch größere Auflagen herzustellen, bedient man sich zur Herstellung der Klischees der Galvanoplastik, vermittelst deren man die Druckplatten aus dem bedeutend härtern und widerstandsfähigern Kupfer durch den elektrischen Strom gewinnt. — Ein weiteres Hilfsmittel der Buchdrucker kunst stellt der Anastatische Neudruck dar (v^äar«0ts — Auf erstehung); er wurde 1844 von Baldermus (?) in Berlin*) er funden, der sich chemischer Mittel bediente, um Faksimile drücke ohne Satz herzustellen (— Umdruck). Auch dieses Verfahren wurde später ausgebildet, doch ist es heute in den meisten Fällen durch die photomechanischen Reproduktions verfahren abgelöst worden, die zumal bei Wiedergabe von Uniken vorgezogen werden, da sie diese absolut intakt lassen. Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet des Buchdrucks, die der nie rastende Menschengeist zu ver zeichnen hat, sind die Setzmaschinen, also diejenigen Pressen, die nicht nur den Druck, sondern bis zu gewissem Grade auch den Satz und das Ausschließen durch die Maschine vollziehen lassen Die ersten Versuche datieren aus dem Jahre 1822 und wurden durch den Engländer Church gemacht, hatten jedoch nicht viel mehr praktischen Erfolg als die »Pianotype«, die von Dornig und Delcambre hergestellt und auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1844 prämiiert wurde. Zu erwähnen find noch andre ähnliche Versuche zur Vereinfachung der Satzmechanik, der »Gerotype« von Gobcrt, der »Pianotype« von Pierre Leroux, aus dem Jahre 1820, die Logotypen von Henri Johnson, dem Mitbegründer der »Times«, dessen Experimente sogar bis auf das Jahr 1783 zurückceichen. Alle diese Ver suche scheiterten daran, daß sie stets nur das Setzen der be weglichen Lettern im Auge hatten. Von dem Augenblick aber, wo der Württemberger Otto Mergenthaler in Amerika eine Setzmaschine erfand, die auch das Gießen der Buchstaben übernahm, war das große Problem gelöst, und die im Jahre 1884 von ihm konstruierte Linotype-Zeilengießmaschine ist noch heute, nach entsprechender Vervollkommnung natürlich, die am meisten im Gebrauch stehende Setzmaschine Ihre automatischen Leistungen sind wunderbar; sie verrichtet selb ständig folgende einzelnen Manipulationen: Satz — Aus schließen — Guß der Zeilen — Ablegen, und ein einziger Arbeiter genügt zu ihrer Bedienung. Andre Maschinen, die denselben Zweck verfolgen, sind inzwischen aufgetaucht, da- *) Nach anderen von dem Schlesier Rudolf Appel. Red. 1598*
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