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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Der vorstehende Passus fand, wie gesagt, in der eng lischen Presse schärfste Verurteilung. Man fühlt sich ver sucht, die Sache von der komischen Seite zu nehmen, zumal wenn man bedenkt, daß die Familie, die jetzt auf die Times abonniert ist, nicht drei Pence nur für das Blatt zahlt, sondern dafür noch ein paar Leihbibliotheksbände gratis erhält; man muß dann aber nicht vergessen, daß dieses Schriftstück nicht an Leute adressiert ist, die über die Sach lage orientiert sind und von der Times mit ihrem Looü Olub etwas wissen, sondern an harmlose Dienstboten. Diese sollen zu der Überzeugung gebracht werden, daß eine Stelle, die durch die Times vermittelt wird, unvergleichlich besser sei als der Dienst bei Durchschnittsleuten, die etwa nur den Daily Telegraph usw. Hallen, für Leute, die glauben für 1 sd 6 ä an die Times nicht nur leichten Dienst, gutes Essen und reichlich Gesellschaft haben zu können, sondern auch gegen Krankheit und im Alter geschützt zu sein, vielleicht auch noch in jemandes Testament bedacht zu werden. Die Times ist aber nicht engherzig und will nicht etwa nur Dienstboten rc. die Tore der Glückseligkeit eröffnen; sie will sich aller annehmen und sich auch dem Beutel eines jeden anpassen. Für 4 sb. pro Tag stehen den Schauspielern jetzt die Spalten der Times offen, wie das soeben von Lrivtiu^ Konus 8grmrs, der offiziellen Residenz der Times, verschickte Zirkular besagt. Es lautet etwa wie folgt: »Die Times veröffentlicht jetzt Inserate wie beiliegend sdie Times hatte die ständige Annonce eines Schauspielers aus einer Fachzeitung ausgeschnittenj auf der die Theater und Theateranzeigen enthaltenden Seite. Ihr beiliegendes Inserat würde zum Preise von 4 sb. pro Tag oder einmal wöchentlich zum Preise von ^ 2/12/0 pro Quartal aus genommen werden. »Es würde für Sie von größerm Vorteil sein, Ihren Namen in der Times zu inserieren als sonst irgendwo, da die Times so allgemein als das leitende Blatt und als die jenige Zeitung anerkannt ist, die von der besten Gesellschafts klasse des Reichs gelesen wird, daß schon die bloße Tatsache, Ihrer Anzeige in der Times jedem sagen würde, daß Ihre Leistungen sich an ganz erstklassige Kreise wenden. Das prak tische Resultat einer solchen Annonce wäre somit, Sie auf eine höhere Stufe zu stellen, als Sie sie durch Inserate in weniger wichtigen und weniger angesehenen Blättern erreichen können. Sie würden durch ein Inserat in der Times zeigen, daß Sie sich nicht fürchten, die Aufmerksamkeit der Leser der Times für sich in Anspruch zu nehmen.-- »Ein alter Name und ein historischer Ruf sind wert volle Schätze«, sagt »Truth« hierzu, »es fragt sich aber wohl, wie lange sie es vertragen, so durch den Schmutz gezogen zu werden, und wie lange sich die Times noch (außerhalb der Reklamebureaus) ihres Ranges und Rufes zu erfreuen haben wird. Wenn man zu solchen Mitteln greifen muß, um das Blatt zu drei Pence ans den Füßen zu halten, wird es den meisten scheinen, daß es an Würde weniger verloren haben würde, selbst wenn es zu einem Kslkpsrw^ verkauft worden wäre«. Die Fehde zwischen der Times und den Verlegern hat zu Betrachtungen über die Geschichte der »Times« Veran lassung gegeben. Dabei ist denn auch über den Stein des Anstoßes — den Oooir Olub — verschiedenes zutage gekommen. Mr. Hooper, der amerikanische Leiter und Organisator dieses Instituts, hat sich selbst in einem Interview mit einem Vertreter einer englischen Zeitung in New Uork eingehend über das Zustandekommen des Uwes Look Olub geäußert Der Times war es vor einiger Zeit sehr darum zu tun, ihren Abonnentenstamm zu erweitern; das hätte man durch Herabsetzung des Preises auf einen oder zwei Pence erreichen können; die Qualität der Zeitung würde aber darunter gelitten haben, lim die Abonnentenzahl nun zu erhöhen, entschieden wir, sagt Mr. Hooper, daß es die Pflicht der Times sei, die direkt oder indirekt mehr literarische Größen zu ihren Mitarbeitern zählt als irgend eine andere Zeitung, eine Methode einzu führen, gewissen Abonnenten Standardwerke kostenlos zu gänglich zu machen. — Die interessierte Presse hat dieses Interview entsprechend kritisiert und kommentiert. »Es ist nicht ganz klar,« sagt die »Truth«, »wie die vorgenannte Pflicht entsteht. Mr. Hooper meint wahrscheinlich, daß es die Pflicht der Times war, ihren Abonnentenkreis zu erweitern, das wäre aber nur eine Pflicht gegen sich selbst, die mit der Pflicht gegen den Nächsten durchaus nichts zu tun hat.« Mr. Hooper verkündet in seinem Interview also ganz freimütig, daß die Times sehr besorgt war, ihren Abonnenten kreis zu vergrößern, als sie sich entschloß, den Loolr-Olub zu gründen, und daß dieser geschaffen wurde, um der Preisherab setzung vorzubeugen, mit andern Worten, daß man sich ent schloß, etwas wegzugeben, um das Publikum zu veranlassen, auf die Times zu abonnieren. Das war allen Kundigen ja von Anfang an klar; immerhin ist die offizielle Ver kündigung des Zwecks des Unternehmens für die Öffentlich keit sehr interessant; sie zeigt, daß es nicht der Endzweck des 1ims8 Look Olub ist, den Marktpreis der Bücher herabzu setzen, sondern den Preis der Times zu erhalten, und daß der jetzt bestehende Konflikt überall hervorgerufen worden wäre — ob nun die Zeitung Bilder, Tee oder sonst irgend etwas wegschenkte —, sobald sie irgend einen Handel tödlich bedroht hätte, um ihn zur Hebung ihres Leserkreises aus zuspielen. Über die Times einst und jetzt veröffentlicht die »Truth«, eine kritische Wochenschrift, die sich durch die Veröffentlichung einer Reihe geistreicher und gehaltvoller Aufsätze über die schwebende Differenz sehr verdient gemacht hat, soeben einen weiteren interessanten Artikel. Die jetzige Generation kann es sich kaum vergegenwärtigen, welchen Einfluß die Times unter Mowbray Morris und Delane, den ersten Leitern, hatte. Vor der Zeit der Penny-Presse war ihre Abonnentenzahl vielleicht so groß wie die aller Lon doner Tageszeitungen zusammen, während die Leserzahl diese noch überstieg, da die Times oft die einzige Zei tung war, die in provinzialen Lesezimmern gehalten wurde, und dieses Blatt außerdem von Zeitungshänd lern für soundsoviel pro Stunde verliehen wurde. Die Times war in jenen Tagen von allen Partcifesseln unab hängig; sie brachte es aber meistens fertig, das offizielle Sprachrohr der leitenden Kreise zu sein. Die Artikel waren parteiisch, aber so geschickt geschrieben, daß sie den Eindruck eines unparteiischen Richters machten, der zu einem Urteil zu kommen sucht, ohne die Jury das merken zu lassen, und selbst wenn die Zeitung ihren ganzen Einfluß auf die eine oder die andre Seite warf, wenn irgend eine Sache den Staat ernstlich zu gefährden schien, tat sie es mit einer solchen patriotischen Würde, daß sie damit die Wirkung auf die öffentliche Meinung verdoppelte Das Anschwellen der Penny-Presse führte den ersten Schlag auf diese Preß- autokratie. Nach der Aufhebung der Zeitungssteuer erreichten die Pennyblätter bald große Verbreitung; aber die Times behielt als das einflußreichste Organ lange das Übergewicht; sie galt für so vornehm. Die ausländischen Korrespondenten des Blattes waren den neuen Rivalen weit überlegen, und das Blatt selbst war auch nach verschiedenen Richtungen hin besser. Obgleich sehr geschwächt, erhielt sich die Times ihre Vorherrschaft, bis sie in einer unglücklichen Stunde die berühmten Parnell-Briefe veröffentlichte. Die Untersuchung,
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