12116 Künftig erscheinende Bücher. 273, 24. November 1906 Rechtzeitig vor Weihnachten erscheint: Ein Menschenleben « Alltagsbriese unserer Klassiker « Herausgegeben von Ol*. Wilhelm ÄNeHner n Llmfang ca. 15 Vogen. Preis: geb. ca. 4—5 Mark. Aus der Einleitung des Verfassers: Diese Briefauswahl soll keinen gelehrten Neigungen dienen, sondern dem Leben selbst. Der Herausgeber wünscht ihm Leser, denen es darum zu tun ist, für sich selbst zu lernen, nicht zur Befriedigung irgend eines wissenschaftlichen Ehrgeizes. Die Briese unserer Klassiker haben lange genug nur den Germanisten interessiert, aber es steckt in ihnen auch ein all- gemeiner Bildungswert, ihn wollte ich heben. Wer einmal in irgend einer Phase seines Lebens in Goethes „Wahrheit und Dichtung" die parallele Stelle aufgeschlagen, als junger Student etwa die Leipziger Semester Goethes nachgelesen hat, dem ist vielleicht auch schon einmal der Gedanke an eine Lausbibel aus Goethes Werken gekommen, eine Art Andachtsbuch, in dem jeder Tag des Jahres seine Predigt hat, wie sie unsere Groß mütter lasen oder sich von uns vorlesen ließen. Etwas ähnliches schwebte mir bei dieser Briefzusammenstellung vor. Briefe, die sich auf das beziehen, was auch jedem von uns begegnet, Briefe, auf den Etappenstationen des Lebens geschrieben, die uns unter- richten, was Lerder bei der Geburt seines Sohnes, was La- mann über Kindererziehung gedacht hat, was Goethes Mutter ihren Enkeln Liebes zu sagen weiß, wie Wieland und Klopstock von ihrer Braut schwärmen, wie vernünftig sich Lessing in der gleichen Lebenslage benimmt, Briefe, die uns so weiter bis an das Ende des Lebens begleiten, über Krankheit und Tod hinweg ein klein Stück in die Ewigkeit hinein. . . . . . . Drei Ziele verfolgt diese Zustammenstellung von klassischen Alltagsbriefen, die Frucht einer Reihe angenehmer Mußestunden, ein Spiel des im achtzehnten Jahrhundert sich um hertummelnden Geistes. Sie will eine Sammlung von Muster briesen geben für die Situationen, in die fast jeder von uns einmal hineingerät, und dadurch das Auge des Lesers für alles Persönlichste schärfen, den Geschmack und die Kultur des Briefes in unserer Zeit rege machen. Sie will zweitens die Lebensstadien selbst mit Glossen versehen aus unseren geachtetsten Schriftstellern. — Die Briefe sind unter dem Gesichtspunkt des Typischen und Bedeutsamen, des Unterrichtenden, oder sagen wir ruhig Lehrhaften in ihnen, zusammengestellt. Drittens ver bindet sich für den Leser damit auf das angenehmste eine un mittelbare Bekanntschaft mit Männern, deren Werke er viel leicht weniger kennt, als er sie hat anpreisen hören. Wilhelm Mießners Buch dürste zweifellos berufen sein, eine Lücke in der Literatur aus zufüllen und ein —Brotartikel ^ für das Sortiment zu werden. Als Geschenk eignet es sich für alle Altersstufen und wird stets gern gekauft werden. Zur Einführung liefern wir Probe-Exemplare mit 40°/«, falls auf beiliegendem Zettel bestellt. Berlin, November 1906. Verlag l)r. Wedekind 6c Co., « m b §>, Berlin 8VV. 19, Kommandantenstr. 14.