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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1938
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- 1938-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1938
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Bohuslav Lobkowitz von Hassenstein, aus ältestem böhmischen Adel, der zu Komotau ein Schloß und eine große Bücherei besaß, war um 1500 ein bedeutender Gelehrter; er bekannte sich als Deutscher. Der Meistergesang hat in verschiedenen fudelendeut- schen Städten, so in Jglau, rege Pflege gesunden. Von den Exulanten während des Dreißigjährigen Krieges waren Zehntausende Deutsche, die nicht katholisch werden woll ten: vor allem Lutheraner, Calviner, -Brüder- und »Tauf- gesinntc«. Unter den damals, Ausgewanderten waren viele Pre diger und Künstler, so auch Wenzel Hollar, der in Diensten des englischen Grafen von Arundel als Kupferstecher Weltruhm er rang. Er hatte vorher bei Matthias Merian, dem großen Geo graphen, gearbeitet und für dessen in Frankfurt am Main erschie nenen Atlas auch die 1636 gezeichnete, 1649 in Antwerpen ge stochene schöne Ansicht der Stadt Prag geliefert. Einer der größten Prediger der Reformationszeit, Johann Mathesius, hat in Joachimsthal in Böhmen gewirkt. Diese Berg stadt war um 1550 ein Mittelpunkt geistigen Lebens gewesen, von der, wie Joses Nadler schreibt, fast jedes Jahr neue Er oberer ausgczogen waren: -Die Jugendfreunde, Altersgenossen und Dichter Elias Corvinus und der Wittenberger Hochschullehrer Johann Major, der die Fabeldichtung Pflegte; Michael Nean- der, der Vielwisser, Mathematiklehrer und Arzt; Johann Prae- torius, der zu Nürnberg Erdkugeln baute und Meßtische erfand. Alle waren echte Joachimsthaler, abenteuerlich im Leben, wie die Männer, die ihre Heimat gebaut, Weise des Sachwissens, die der Runenberg ihrer Vaterstadt mit seinen magischen Tafeln zum grübelnden Lesen gezwungen.- Jn den Gegenreformationstagcn haben die Jesuiten die Baukunst nach Kräften gefördert und in ihren Dienst gestellt. An mehreren ihrer Kirchen hat der geniale Baumeister der deut schen Barockzeit, Kilian Dientzenhofer, seine Meisterschaft bewie sen. Er ist 1690 zu Prag geboren worden. Schon sein Vater Christoph, aus Franken zugewandert, hat in Prag bedeutende Bauten geschaffen, so die Nikolauskirche der Jesuiten aus der Klcinseite. Der bedeutende Barockbaumeistcr Balthasar Neu mann stammt aus Eger, der nicht unwichtige Barockmaler Georg A-legel aus Olmütz. k Sudetendcutsche Kupferstecher wie Johann Balzer im 18. Jahrhundert, ebendamals auch sudetendeutsche Bildhauer wie der Prager Matthias Braun, Maler wie Peter Brandl und wie Mengs aus Aussig, zwei Jahrhunderte früher schon Goldschmiede wie Michael Baumgartner zu Olmütz und andere wirkten auf die gesamtdeutsche Kultur ein, doch auch aus die tschechische, die von ihnen eifrig gelernt hat. Umgekehrt sind sie ohne Anregun gen und Einflüsse vom Alpendcutschtum und von Mitteldeutsch land her nicht zu verstehen. Ähnliches gilt von den vielen und stolzen deutschen Baudenkmälern in Prag, von denen Oskar Schürer in seinem herrlich bebilderten Buch über diese Stadt einen schwachen Abglanz vermittelt. Im 18. Jahrhundert wirkte als künstlerisch nicht unbedeutender Maler zu Olmütz Handke aus Römcrstadt in Nordmähren. Der Schulmann Kindermann, der Begründer der Industrie schule im 18. Jahrhundert, war ein Deutschböhme; gleich ihm war Priester der deutschböhmische Eulcnspiegel Wenzel Hocke, als Hockewanzl bekannt. Aus den verschiedensten Zeiten des deutschen Kulturlebens und aus nahezu all seinen Zweigen wäre da noch viel nachzutragen: so war ein Dcutschböhme Hans von Prachatitz der Erbauer des Stephansdoms in Wien; Sudetendeutscher fer ner der erfolgreiche Naturforscher Thaddeus Hänke; ebenso der Tondichter W. H. Veit. Goethes Vcrkehrskreis in Böhmen, soweit dieser dem Deutschtum des Landes entstammte, ist von ihm als angenehm und wohltätig empfunden worden. Das hat er zum Beispiel im Jahre 1787 bekundet, als er sich in Neapel, im schönen Süden, der Karlsbader Geselligkeit mit folgenden Worten erinnerte: -Schnell fühlten wir uns auf deutschem Boden, in der besten deutschen Gesellschaft, eingeschränkt von Felswänden, durch ein seltsames Lokal zusammengehalten, mehr noch durch Hochachtung und Freundschaft und Neigung vereinigt.- Daß das tschechische Nationalmuscum in Prag seine Entstehung keinem Geringeren als Goethe verdankt, der in feinem Briefwechsel mit dem Grafen Sternberg, einem eifrigen Naturforscher, die Gründung angeregt hatte, sei erwähnt, ebenso, daß dieser Sternberg sich noch als Deutscher bekannt hat, was dann Palacky durch eine Fälschung zu verbergen versuchte. Der spätromantische Maler Josef Führich, geboren 1800 in Kratzau in Rordböhmen, namentlich berühmt durch seine religiö sen Fresken, hat dreimal die vollständige Folge der vierzehn Leidenstationen Christi, den -Kreuzweg-, gezeichnet: für Schön- waldc bei Tcllnitz, dann für den Weg von der Kleinseite Prags zu der Wallfahrtskirche auf dem Laurenziberg und für die Jo hanneskirche in Wien. Josef Ressel, der Erfinder der Schiffsschraube, und Alois Senefclder, der Erfinder des Steindrucks, waren gebürtige Su detendeutsche. Der aus dem Kreuzherrnstift zu Prag entsprungene frühere Ordensgcistliche Karl Postl (Sealsfield), aus dem deutschen Süd- mährcn stammend, hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch seine frischen Romane, Novellen und Schilderungen, die amerikanisches Leben dargestellt haben, die deutsche Dichtung be reichert. Der Sudetendeutschc Johann Gregor Mendel, aus dem Kuh- ländchcn stammend, Augustiner-Mönch und dann Abt, ist jener Mann, der die Vererbungsgcsetze herausgefundcn hat, nach denen heute in aller Welt Pflanz- und Züchtungsanstaltcn be trieben werden. Seine Versuche mit selbstbesruchtenden Pflanzen, so Erbsen und Bohnen, und die mit Bienen haben viel aufge hellt. Ans seine Forschungsergebnisse gehen die großfrüchtigen Obstartcn Kaliforniens, die edlen Pferde- und Hunderassen Eng lands und andere zurück. Als 1890 der Gclbrost in Deutschland am Getreide 400 Millionen Mark Schaden verursachte, gelang es durch Ausnützung der Mcndelschen Gesetze, rostfreie Getreide arten ohne schlechte Eigenschaften zu züchten. Ein Zeitgenosse Mendels war der Sudetendeutschc Schmal fuß, von dem 1851 das Werk erschienen ist »Die Deutschen in Böhmen», eine gediegene Geschichtsdarstellung, die auch die Volkskunde und das Kulturleben sowie die Siedlungsverhältnisse berücksichtigt. Von sudetendeutschen Geschichtsforschern sei hier gleich noch Julius Lippert genannt, der eine »Sozialgeschichke Böhmens in vorhussitischer Zeit- und eine Stadtgeschichte von Leitmeritz verfaßt hat, dann der Brünner Christian d'Elvert, ferner Johann Loscrt aus Fulnek in Mähren, der die Geschichte der Täufer in ein neues Licht gerückt hat, namentlich auch jener deutschen Täufer, die in Südmähren im 16. Jahrhundert zu Tausenden sich angesicdelt und durch Gewerbefleiß sich ausge zeichnet haben. Auch durch seine -Geschichte des späteren Mittel alters- hat er sich Verdienste erworben. Heinrich Hcrkner, der als Volkswirt zu Berlin gelehrt und dessen Werk »Die Arbeiter frage- Berühmtheit erlangt hatte, war gebürtiger Reichenberger. Herbert Cysarz, Germanist der Prager deutschen Universi tät, ist wohl einer der feurigsten und geistvollsten lebenden Deu ter der Geistcsgeschichte. Auch Joses Nadler, dessen -Literatur geschichte der deutschen Stämme- die Wissenschaft vom Schrift tum stark bereichert hat, ist Sudetendcutscher, stark angeregt von seinem Lehrer Sauer, dem unvergessenen Prager Germanisten. Bemerkt sei, daß auch der bedeutende lebende Literaturhistoriker Heinz Kindcrmann zu Danzig ein Sudetendeutscher ist. Der Bildhauer Franz Metzner, dem das Völkerschlachtdcnk- mal zu Leipzig die Bildhauerei verdankt, so den erwachenden Krieger, war ein Deutscher aus Westböhmcn. Er hat nnt seinem Seherblick und seiner Gestaltungskraft auch sonst manch Starkes und Wertvolles geschaffen, so das Denkmal für Stclzhamer in Linz und viele monumental wuchtigen Gestalten, die in Berlin stehen, wo er in seinen letzten Lebensjahren gewirkt hat, auch das Denkmal für Kaiser Josef in Teplitz, den Ribclungcnbrunnen mit seiner Krönungsfigur »Rüdiger von Bechlarn« in Gablonz und andere. Der Schöpfer des Bismarckdenkmals zu Hamburg,
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