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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1938
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- Deutsch
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Die Leidenszeit des sudetendeutschen Buchhandels Ein Brief aus dem Sudetengau Herr Rudolf Helm in Eger schreibt uns: Unfaßbar ist uns Sudetendeutschen noch das große Ge schehen. Unser aller Traum, von dem wir uns zwanzig Jahre nur im Flüsterton unterhalten konnten, ist Wirklichkeit gewor den. Was das bedeutet, das kann nur der Deutsche ermessen, der diese Leidenszeit mitgemacht und sie nun, Gott sei Lob und Dank, durch die großherzige Arbeit unseres Führers, hinter sich hat. Was uns beim Einzug des Führers und seiner Truppen bewegte, das konnten wir nur mit Tränen ausdrücken. Das sagt alles. Für diese Gefühle gibt es keine Worte. Daß Sie unsere Kulturarbeit in mehreren Aufsätzen zu wür digen Wichten, hat uns mit Genugtuung erfüllt und wir haben sie mit Interesse verfolgt. Für uns Buchhändler in Sudeten deutschland gibt es jetzt nur einen Grundsatz: treu dem Führer und seinem Großdeutschland! Wir gehen mit frischem Mut und tiefer Dankbarkeit an die Arbeit. Über die Zeit unserer tiefsten Schmach und Unterdrückung wäre soviel Wichtiges und beinahe Unglaubliches zu berichten, daß man das Schrifttum um ein neues Buch bereichern könnte. Was wir in diesen zwanzig Jahren als deutsche Kulturapostel erdulden mußten, war, um bildlich zu sprechen, in seelischer Be ziehung die Zeitlupe der Greueltaten und Grausamkeiten der vergangenen Tage tschechischer Gewaltherrschaft. Wie Sie ja sel ber wissen, war uns alles verboten, alles, was deutsche Wieder geburt und Einigkeit vermittelte. Und dieses Verbot war nicht au die Zentralstelle der Prager Behörden gebunden. Es konnte jedes örtliche Polizeikommissariat ein Verbot herausgeben. Was in der einen Stadt staatsgesährlich war, stand in einer anderen im Schaufenster. Ein Heer von ziviler Geheimpolizei spitzelte Tag und Nacht um unsere Auslagen und wehe dem, der darin zu sehr seinem deutschen Empfinden Lauf ließ. Er bekam einen schwarzen Punkt und ganz ohne Berechtigung wurden ihm die Bücher, die irgendeinem »Geheimen- nicht Paßten, beschlagnahmt. Was wir auf diese Weise an Schaden erlitten, geht in viele tausend Kro nen. Man mußte dann nachher noch froh sein, nicht verhaftet zu werden. Auch Konzessionsentzug war angedroht. Ich will nur einen Fall aus meiner Praxis anführen. Wegen eines einzigen Satzes wurde ein größeres Geschichtswerk verboten. Als dieses Verbot herauskam, hatte ich drei Stück auf Lager. Ich hatte keine Lust, das wertvolle Buch den Tschechen auszuliefern und ver steckte sie so gut ich konnte. Das war immer ein gefährliches Unternehmen, denn man konnte stündlich gewärtig sein, daß »Ge heime- vorsprechen und dann rücksichtslos den Laden durch suchen. Und das gleiche wiederholte sich mit vielen anderen Bü chern. So manche unruhige Stunde ist auf dieses Konto zu buchen. Was für einen Aufschwung hätte der sudetendeutsche Buchhandel die Jahre hindurch nehmen können, wenn nicht diese gehässigen, ungerechten Verbote gewesen wären. Man hat klar daraus ersehen können, daß es nur darauf abgesehen war, uns zu ruinieren und dem Deutschtum in der Tscheche! seinen völki schen Nährboden zu entziehen. Sie können daraus ermessen, was uns die Tat des Führers bedeutet. Wie schon einmal er wähnt, es gibt keine Worte dafür. Wir sind überfroh, nun einer lichteren Zukunft entgegenzu gehen. Das Vergangene sei vergangen. Es war so erniedrigend und traurig, daß wir es nicht gerne in die Erinnerung zurück rufen. Heil Hitler! Was kann der Sortimenter zum Vertrieb des landwirtschaftlichen Schrifttums tun? In voller Erkenntnis der Lebensbedeutung des Vierjahres planes und der zu erringenden völligen Unabhängigkeit Deutsch lands von ausländischer Nahrungsmitteleinfuhr haben sich die deutschen Verleger landwirtschaftlicher Literatur seit Jahr und Tag bemüht, die Bestrebungen der Reichsregierung zur Errei chung des gesteckten Zieles durch die Herausgabe richtungweisen der Bücher und Schriften zu unterstützen. Der Sinn dieser Buchveröffentlichungen konnte es natürlich nicht sein, in den Lagerräumen der Verleger ein geruhsames Leben zu führen. Sollten sie ihren Zweck erfüllen, so mußten sie hinaus auf das Land, hinein in das letzte Bauerngehöft. Hier bei konnte und wollte der Verleger nicht aus die tatkräftige Unterstützung durch den Sortimentsbuchhandel verzichten. In großen Anzeigen im Börsenblatt wurde das Sortiment immer wieder um seine Mithilfe gebeten; kostspielige Prospekte wurden in großen Mengen ohne Berechnung zur Verfügung gestellt; in zahllosen Werbebricfen wurden die Buchhändler auf die Bedeu tung der Neuerscheinungen und auf die dafür in Betracht kom menden Interessentenkreise aufmerksam gemacht. Der Erfolg all dieser Bemühungen war indessen sehr gering und entsprach meist auch nicht entfernt den aufgewandten Mühen und Kosten. Sollte das erwähnte Schrifttum seiner Bestimmung zuge führt werden und im Lebenskampf des deutschen Volkes die Aus wirkungen erzielen, die man von ihm erwartete, so mußten daher die Verleger zu einer Art Selbsthilfe schreiten. Sie mußten nach Mitteln und Wegen suchen, um diese Veröffentlichungen, die viel fach im direkten Aufträge maßgeblicher Reichsstellen heraus- aegeben wurden, an alle Volksgenossen auf dem Lande hcranzu- tragen. So wurden gewissermaßen aus einem Notstand heraus Wege angebahnt, die an der Organisation des Berufsstandes der deutschen Buchhändler vorbeiführten. Die Verleger sahen sich ge zwungen, in der Millionenpresse des Reichsnährstandes für ihre Erzeugnisse zu werben und bei besonders wichtigen Büchern die Organisation des Reichsnährstandes einzuspannen. Das alles, weil eben der Sortimentsbuchhandel sich, sehr zum Bedauern der Verleger, nicht in der wünschenswerten Weise einschaltete und durchsetzte. Dieses Vorgehen ist den Verlegern seitens der Buchhändler vielfach verübelt worden. Dieses llbelnehmen hätte aber nur dann einen Sinn, wenn sich das Sortiment nachdrücklich bemüht hätte, den Weg zum Bauern zu finden. Das war aber nachgewiesenermaßen nicht der Fall. Es soll kein Vorwurf sondern nur eine tatsächliche Feststellung sein, wenn hier gesagt wird, daß der Buchhändler landwirtschaftliches Schrifttum meist nur an Landwirtschaftsschulen und ähnliche Institute verkauft, daß er sich also in der Hauptsache da für das genannte Schrift tum einsetzt, wo ohne allzu große Mühe eine Verbindung zu den interessierten Stellen anzuknüpfen ist. Die Bewohner des flachen Landes dagegen werden vom Sortiment nur in den allerselten sten Fällen bearbeitet und ersaßt. Als Beispiel mögen die An gaben eines in vorderster Front stehenden landwirtschaftlichen Großverlages dienen, die beweisen, daß z. B. eine Schulbuch- rcihe dieses Verlages zu 90°/« durch das Sortiment verkauft wird, während ein im gleichen Verlag erschienenes, im amtlichen Auftrag herausgegebencs wichtiges Jahrbuch nur zu etwa 5"/» durch den Buchhandel abgesctzt wird. Und bei unendlich vielen sonstigen Erscheinungen dieses Verlages liegt es gleich ungünstig. Es soll nicht verkannt werden, daß sich für den Buchhändler bei einer Werbung auf dem Lande große Schwierigkeiten er- Nr. 2S7 Dienstag, den U. Oktober IMS 78?
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