Me, die sich ernstlich um das deutsche dichterische Schrifttum be mühen, werden an diesem Roman nicht Vorbeigehen können, weil in ihm nicht einfach nur die seltsame Geschichte eines kuriosen Mannes namens Kortüm erzählt wird, sondern weil dieses Werk einer jener großen Beiträge ist zu den Be mühungen, den deutschen Menschen, den ewigen Deutschen im Bilde der Dichtung sichtbar zu machen. Es gibt Kapitel in diesem Buche, die in ihrem zwingenden und befrei enden Humor unvergeßlich bleiben werden, weil dieser Humor mehr bietet als billrge und oberflächliche Komik oder gar derbe Possen, weil er hinter die Menschen und Dinge schauen läßt, weil er hintergründig ist. Es gibt jedoch auch Kapitel, deren ungewöhnlicher Ernst, mag er nun hinter schemenhaften Worten oder schwankhaft erscheinenden Handlungen verborgen sein oder nicht, den Leser wirklich und echt zu erschüttern und Himmel und Hölle vor ihm aufzureißen vermag. Die Gestalt des Kortüm aber, mag das zunächst auch merkwürdig er scheinen, wird in dem Roman, der seinen Namen trägt, unversehens zu einer symbolischen, ja mythischen Figur. Kortüm erscheint als der große Anreger seiner Umwelt, die nichts als Nutzen und Vorteil aus seinen Taten und Meinungen zieht, während er selbst immer wieder zu neuen Dingen vorstößt,, ohne je genießend besitzen zu können, was er selbst er schaffen. Kortüm, dieser welterfahrene Hamburger Gastwirt, der auf dem Schottengelände im Herzen Thüringens sein Feld und seine Welt fand, ist der unermüdliche Schaffer, der große Lebensbeweger, der um der Tat, nicht um des Nutzens willen schaffen muß und damit zum Gleichnis des schöpferischen Menschen wird, des deutschen Menschen schlechthin. I. Engelhornö Nachf. Stuttgart 813* Nr. 343 Montaa. ben 17. Oktober 1988