Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1938

Sitzung des Kleinen Rates des Börsenvereins in Weimar Anläßlich der Eröffnungsfeier der Woche des Deutschen Buches l938 fand in Weimar eine Sitzung des Kleinen Rates des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler statt. Der Vor steher, Hauptamtsleiter RL. Wilhelm Baur, gab zunächst einen Rückblick über die seit der letzten Sitzung geleistete Arbeit und befaßte sich dann mit den wichtigsten Tagesfragen. Die Tagesordnung enthielt überaus wichtige Punkte, welche eingehend beraten wurden. Hieraus seien angeführt: Sperrfrist für Antiquariat: Immer wieder mußte festgestellt werden, daß insbesondere die Mischkataloge selbst der größten Firmen nicht im Sinne der Vorschriften ge halten werden, und daß es deshalb geboten erscheint, die Be stimmungen der Verkaufsordnung über Antiquariat schärfer zu fassen. Der Kleine Rat kam zu dem Ergebnis, daß den Erforder nissen der Praxis durch verschiedene Ergänzungsbestimmungen zum K 14 der Verkaufsordnung genügt wird, die von der Leip ziger Geschäftsstelle noch endgültig ausgearbeitet werden. Auch zu den W II und 12 der Verkaufsordnung lagen Anderungs- und Ergänzungsanträge vor, die ebenfalls ab schließend beraten wurden. Für die Werbung durch ver lagseigene Buchhandlungen (§ 6u der Verkehrs- vrdnung) wurden Richtlinien für die Leipziger Geschäftsstelle aufgestellt. über den Wechsel einzelner Werke oder ganzer Verlagsgruppen von einem Verlag zum an deren sind Veröffentlichungen im Börsenblatt bisher nur sehr unregelmäßig erfolgt. Auch die Mitteilungen an die Deutsche Bücherei blieben lückenhaft. Der Kleine Rat erklärte sich mit einer Ergänzungsvorschrist zu tz 4d der Berkehrsordnung ein verstanden, damit in dieser Frage klare Verhältnisse geschaffen werden. Nachdem verschiedene Buchgemeinschaftssragen, die für den Gesamtbuchhandel von größter Wichtigkeit sind, ein gehend besprochen worden waren, sodaß sie zusammen mit der Fachgruppe Buchgemeinschaften nunmehr abschließend bearbeitet werden können, berichtete Herr Dicderich-Dresden eingehend über die Hauptversammlung des Verbandes der Buchhändler in Polen, an der er als Vertreter des Börsenvereins teilgenommen hatte. Die Hauptversammlung hatte verschiedene Fragen behandelt, die vom Börsenverein wei ter zu bearbeiten sind und die den Kleinen Rat eingehend be schäftigten. In den Punkten, wo die von den Buchhändlern in Polen erbetene Abhilfe möglich ist, werden die erforderlichen Maßnahmen sofort eingeleitet werden. Schließlich wurde der Punkt Rohbogenladenpreise der Tagesordnung des Kleinen Rates einer kleinen Kommission (Vertretern des Verlages und des Sortiments) zur endgültigen Ausarbeitung einer bindenden Bestimmung übergeben, die dem Vorsteher zur endgültigen Entscheidung vorzulegen ist. Buchwocheheft der Leipziger Zllustrirten Zeitung Die Nummer 4885 der »Illustrirten Zeitung Leipzig« (Verlag I. I. Weber, Leipzig) vom 27. Oktober ist aus Anlaß der »Woche des Deutschen Buches 1938« dem deutschen Buch, seinen Schöpfern und Mittlern gewidmet. In einem einleitenden Aufsatz spricht Ne gierungsrat Hein Schlecht iiber »Die Aufgaben des Buches im nationalsozialistischen Deutschland«: »Das gute deutsche Buch legt ein lebendiges Zeugnis dafür ab, daß unsere volkhaften Dichter den Nus der Zeit und ihre hohe Verpflichtung recht verstanden haben. Sie stehen wieder mitten in ihrem Volk unh empfinden das Glück, von der Nation gehört und verstanden zu werden. Sie wirken unter der Obhut eines Staates, der keine Mühe scheut, das wertvolle nationale Schriftgut zu fördern«. Dann berichtet Erich Langenbucher liber die »Lebendige Gemeinschaft der Dichter«, wie sie in diesem Jahre wieder in verschiedenen Tagungen zum Ausdruck kam und wie sie uns in Bildern von den Treffen in Travemünde, Buderose, Doberan, Eutin und Bamberg nähergebracht wird. Ein Beitrag »Bücher im Heim« bringt zahlreiche Vorschläge für eine dem je weiligen Nahmen angepaßte Unterbringung des Buches im Wohn- raum. »Das Stadion des Geistes« nennt vr. Halte die Staats bibliothek zu Berlin, die er mit dem Photoapparat durchstreift hat, um einige typische Ausbrucksformen wissenschaftlicher Arbeiter im Bilde festzuhalten. Benno Mäscher würdigt Emil Strauß' Leben und Werk. Der »Sudetendeutschen Dichtung der Gegenwart« ist ein großer Raum gewidmet. Ihre hervorragendsten Vertreter kommen in eigenen Beiträgen zu Wort. Uber den hohen Stand der Buchkunst des Mittelalters berichtet Alfred Dahlmann in seinem Aufsatz -Kunstschätze in alten Büchern. Deutsche Buchmalereien des Mittel alters-, den eine Anzahl Beispiele in hervorragender farbiger Wiedergabe näher erläutern. Dem Graphiker und Illustrator Karl Mahr ist ein illustrierter Beitrag gewidmet. Einem Bildbericht aus einer deutschen Pergamentwerkstatt schließt sich ein Beitrag von Dieter von der Schulenburg »Vom Papyrus zum Buch« an, dessen Abbildun gen dem Tätigkeitsbereich vr. d. c. Jbschers, des berühmten Papyri- Konservators, entnommen sind. Den Abschluß dieser reichhaltigen Sondernummer, deren lebendige Illustrationen die Beiträge aus den verschiedenen Bezirken des Buches reizvoll unterstreichen, bildet eine .Kamerastreife durch Leipziger Sortimentsbuchhandlungen, die die »Mittler zum Buch« in ihrem eigenen Bereich zeigt. Kl. Werksbücherei mit Leseraum u. Bücheromnibus In der Rheinisch-Westfälischen Zeitung vom IS. Oktober lesen wir: »Die Hoesch-A. G. in Dortmund hat ihre zahlreichen Fürsorgeeinrichtungen für ihre Gefolgschaft ... um eine weitere Einrichtung vermehrt, nämlich um eine große, prachtvoll eingerichtete und zweckmäßig gelegene Werkst, ilcherei. Welche Bedeutung auch die Werksleitung selbst der neuen Einrichtung beimitzt, bekundete die Feier, mit der sie die Werksbücherei eröfsnete. Generaldirektor Tgahrt unterstrich hierbei die Bedeutung, die das Buch sür die Bil dung einer lebendigen Werksgemeinschaft besitzt. ... Um auch den Gesolgschaftsmitglisdern, die zu Hause keine geeigneten Räume für ruhige Lektüre besitzen, Gelegenheit zu geben, sich mit einem Buch still zurllckzuzichen, ist Im Obergeschoß ein reizender Leseraum ein gerichtet worden. Die fachliche Bücherei, die zum Teil übernommen worden ist saus der seit zehn Jahren bestehenden alten Bücherei. D. Schrift!.), umfaßt 14V0Ü Bände. Für die unterhaltende Abteilung sind 10 0 0 0 Bücher neu beschafft worden. Gut eingerichtete übersichtliche Kataloge erleichtern den Benutzern die Auswahl. Kür die Lehrlinge ist eine besondere Abteilung geschaffen worben. Die Benutzung der Bücherei ist für alle Gcsolgschaftsmitglieder kostenlos. Um auch den Gefolgschaftsmitgliedern der nicht in Dortmund ge legenen Werke die Benutzung der Bücherei zu ermöglichen, ist beab sichtigt, einen Bücheromnibus einzusetzen, der von Werk zu Werk fährt. Kür jedes Werk wird ein Ausleihtag bestimmt». Deutsche Devisengesehgebung im Sudetengau Mit der »Verordnung über die Einführung der Gesetzgebung über die Devisenbewirtschaftung und den Zahlungsverkehr in den su detendeutschen Gebieten vom W. Oktober 1938 (Neichsgesetzblatt I, Seite 1511) ist hie gesamt« deutsche Devisengesetzgebung in den su- detenbeutschen Gebieten einschließlich der der Ostmark vorgelagerten Gebiete des Suöetengaues eingeführt worden. Damit ist die Devisen grenze zwischen dem bisherigen Reichsgebiet und dem Subetengau vollständig gefallen. Alle Neichsmarkzahlungen von dem bisherigen Reichsgebiet in die sudetendeutschen Gebiete und umgekehrt*) sowie *) Wir weisen dabei nochmals darauf hin, daß der Zahlungs verkehr der Post mit den sudetendeutschen Gebieten noch nicht ausgenommen ist. D. Schriftl. Nr. 255 Mittwoch, -cn 2. November 1938 855