gosclnnähtc Christiane Vulpius. Eg ist dasselbe menschlich warme Herz, das jahrelang heim lich und still für den Lebensunterhalt eines notleidenden Schriftstellers sorgte, das einen Schweizer Knaben erziehen lieh, was ihm ebensowenig Dank einbrachke wie die Sorge für seinen bicbling Fritz, den Cohn der Frau non Stein. Es ist derselbe Goethe, der auch ein Herz für die Armen und Ärmsten hatte: „Wie soll der König von Tauris reden, solange die Strumpfwirker von Apolda hungern!" — klnd dann ein anderer Goethe: Stillinq wurde einmal eines Morgens in einen Gasthof gerufen. Ein Patient sei da. Man führte ihn ins Schlafzimmer: hier fand er nun den Kranken mit einem dicken Tuch um den Hals und den Kops in Tücher verhüllt. Der Fremde streckte die Hand aus: „Herr Doktor füh len Sie mir den Puls, ich bin gar krank und schwach." Grilling fand den Puls regelmäßig; er erwiderte also: „Ick) finde gar nichts Krankes, der Puls geht ordentlich." Sowie er das sagte, hing ihm Goethe am Hals, der die TLiedersehenssreude des Freundes durch diese kleine Neckerei erhöhen wollte. Dann wieder ganz anders: Der weltberühmt gewordene Dichter kehrt nach Fahren nochmals in dem Pfarrhaus von Sescnheim ein. Endlich erlöst von drückendem Schuldgefühl Mid Goethchak sich nie irgendwelcher Verantwortung entzogen— l clireibt er über dieses Erlebnis: DiezwciteTochker vom Hanse hakte mich ehemals geliebt, schöner, als ichs verdiente, und mehr als andre, an die ich viel Leiden schaft und Treue verwendet habe, ich mußte sie in einem Augenblick verlassen, wo es ihr fast das Leben kostete, sie ging leise darüber hinweg. Ich blieb die Nacht und schied den andern Morgen bei Sonnen aufgang, von freundlichen Gesichter verabschiedet, daß ich nun auch wieder mit Zufriedenheit an das Eckchen der 28elt hindcnken und in Friede mit den Geistern dieser Ansgesöhnkcn in mir leben kann.— Kleine Episoden ans einem grohen Leben! Sorg fältig zusauiiuengcstcllt aus Goethes Gesamtwert und ans der fast unübersehbaren Goethe-Literatur, so wie es lWolsgang Goetz in seinem Goethe- Werk tat, ergibt die Fülle solcher Einzelzüge ein lebendiges Abbild Goethes, dieses vielgcsichkigen großen Deutschen, dessen Dderk wir dann ganz verstehen, wenistwir ihn auch als Minsch erkennen. „Als schritte Apollo durch den Saal, so war es, wenn Hölderlin aus- und abging", erzählt ein Skudiengenossc aus dem Tübinger Stift von dem schönen, zarten und verjchlostcnen Füng ling, „seine regelmäßige Gesichksbildung, der sanfte Ausdruck, sein schöner Wuchs, sein sorgfältiger reinlicher Anzug und jener Ausdruck des Höheren in seinem ganzen iWcsen sind mir immer gegenwärtig gewesen." Und dann knapp zwanzig Fahre später . . . Abgerissen, hohlwangig, bleich, mit flackern dem Blick taucht Hölderlin im Frühsommcr 1802 in Nürtingen aus und jagt die Seinen scheltend und tobend aus der Ntukter Haus. Nur schwer und immer nur für kurze Zeit kann man ihn beruhigen. Schwab berichtet aus dieser Zeit: „Der Trübstnn kehrte immer wieder und steigerte sich oster zu den heftigsten Anfällen, so daß der Kranke sogar den Pöbel gegen sich ausgebracht hak." Dazwischen liegt ein Leben der Einsamkeit, der bittersten Entbehrungen, ein armseliges, demütigendes Hofmeister - Dasein. „Die schöne versprochene iWeste werd ich mit großem Dank annehmen", so schreibt er an die Mmtter. „Vielleicht nimmt es aber die liebe Nsukter nicht ungütig, wenn ich das Geständnis tue, daß ich noch unverarbeitetes TLestenzeug im Koster habe, hingegen Beinkleider notwendig brauche." Nur Heute ersebeiuen die ersten drei Lände der neuen vielverspreebenden Lueb-Keibe „1>ebensdilder deutseber Oiebter". Das sind Lücber, die jedermann Freude bereiten, käst unbeKreort ersebeint der Kreis der Käufer! Lintaebe sebliekte Odense Iren und erfahrene läteraturbenner, >vil!I,eaieri>:e junKe I-eute, 1-iebbaber Kuter LioKrapbien, für alle sind die „Lebensbilder" unterlialtende und bildende, interessante und wertvolle 1>ebtüre. Und es sind ktUeber, die man Kern versebenbt, die stets villbommen sind! ^enn 8ie mit dem keuli»en A Ibre LestellunK auf-ieben, dann vergessen 8ie niebt, den neuen krospebt anLukordern; dieses seböne Werbemittel Iiilft Ilmen verbauten! LLLbllV 934 Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 108. Jahrgang. Nr. 261 Mittwoch, den 9. November 1938 «505