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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1938
- Strukturtyp
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- Band
- 1938-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1938
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- Deutsch
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Mutter-Roman »Der Ring des Lebens- vor, und Gerhard Uh de, der von Beruf Schauspieler ist, brachte eine Episode aus seiner Novelle »Veronika und Angela- zu mitreißender Wir kung. Die Lesungen der vier Dichter wurden eingcleitet von einer kurzen, aber sehr kundigen Einführung Di. Emil Wezcls in die Bedeutung des dichterischen Lebens des Schwa- bentums in der Gegenwart und waren umrahmt von musika lischen Darbietungen, durch die eine Reihe heute lebender und schaffender schwäbischer Komponisten vorgestellt wurden. — Die sehr aufnahmcwillige Hörerschaft folgte den Darbietungen in schöner Aufmerksamkeit und belohnte das Gebotene durch reichen Beifall. Man darf den Abend alles in allem als eine wirklich gelungene Veranstaltung bezeichnen, denn die Verbin dung von Dichter und Volk kam hier in schöner Weise zum Ausdruck. Am 6. November hatte das Reichspropagandaamt Würt temberg und die Landcsleitung der Rcichsschrifttumskammer zu einer Dichterfcicr stunde im Rahmen einer Morgenfeier im Kleinen Haus der Württembcrgis chen Staats- theatcrin Stuttgart eingeladen. Unter den zahlreichen Gästen des vollbesetzten Hauses bemerkte man außer vielen führenden Persönlichkeiten des Staates und der Partei, der Stadt Stutt gart und des schwäbischen Kulturlebens den Reichsstatthalter und Gauleiter Murr und den württembergischen Ministerprä sidenten und Kultminister M c r g c n t h a lc r. Den Fcstvor- trag hielt Georg S ch m ü ck l e, der bekannte Verfasser des großen Romanes »Engel Hiltensperger-. Er hatte sich das Thema gewählt: »H e r z o g K n r l E u g c n, S ch u b n r t u n d S ch i l - l e r«. In kühnen Gedankengängen, die den eigenwilligen Aus führungen Georg Schmücklcs das Gepräge gaben, unternahm es der Redner, einer neuen Auffassung des Verhältnisses zwischen dem Herzog Karl Eugen, dem Dichter Schubart und Friedrich von Schiller Bahn zu brechen. Das Problem, das sich uns in diesem Verhältnis darbietet, ist reich an Möglichkeiten der Deu tung und auch des Mißverständnisses. Von dem württembergi schen Herzog Karl Eugen weiß man, daß er Friedrich von Schil ler auf seiner Karlsschulc zu etwas gepreßt hat, was Schiller nicht werden wollte und nicht werden konnte; man weiß, daß er Schubart auf dem Hohenaspcrg bei Ludwigsburg in zehnjähriger schwerer Kerkerhaft gefangen gehalten hat; man weiß auch, daß Herzog Karl Eugen ein ganzes Regiment seiner Landcskinder - es ist als Kaprcgiment in die Geschichte cingegangcn — verkauft hat. Das sind jedoch nur wenige Beispiele, die Geschichte und die Literaturgeschichte berichten noch von einer Fülle von Ge schehnissen und Willensäußerungen, die es fast als völlig aus sichtslos erscheinen lassen, den Herzog Karl Eugen und die bei den Dichter Schubart und Schiller in ihrem Verhältnis zuein ander so darzustellen, daß man am Schluß ebenso freimütig, wie Schmückle es tat, zu allen dreien Ja sagen kann. Der Herzog Karl Eugen lebt gerade im Hinblick auf die Behandlung, die er Schubart und Schiller zuteil werden ließ, im Gedächtnis des deutschen Volkes und vor allem im Gedächtnis der Schwaben in einem Bild fort, das wesentlich von dein abweicht, das Schmückle in seinem Festvortrag zeichnete. Aber der Kenner der Geschichte und der Literaturgeschichte hatte sein Vergnügen an den kühnen Gedankengängen, die Schmückle vortrug, denn, unabhängig da von, wie man sich zu Schmücklcs Ansichten im einzelnen stellen mag, der Dichter setzte damit dem Geschichtsbild jener Epoche doch einige sehr reizvolle neue Schlaglichter auf. Im weiteren Verlauf der Feierstunde las Josef Mag nus Wehner aus seinem Roman »Sieben vor Ver- d u n» das Kapitel »Wie Unteroffizier Junne starb-, und der Dichter Jakob Schaffner machte die Zuhörer bekannt mit einem Kapitel aus seinem Roman »Eine deutsche Wanderschaft». Die Feier wurde umrahmt durch musika lische Vorträge des Orchesters der Württembergischen Staats theater. Or. L. Eine Werkzeitschrift wirbt für das gute Buch Unter den periodisch erscheinenden Druckschriften kommt den Werkzeitschriften von Jahr zu Jahr eine größere Bedeutung zu. Beinahe jeder größere Betrieb gibt heute eine solche Zeitschrift heraus, die an die Werksangehörige» kostenlos abgegeben wird und das Band der Gemeinschaft zwischen Betrieb und Gefolgschaft immer fester knüpfen helfen soll. Aus dieser Aufgabenstellung ergibt sich natürlich auch die innere und äußere Gestaltung dieser Zeitschriften. In ihnen werden Fragen des Betriebes, der Weiterbildung des Einzelnen ebenso behandelt wie Themen allgemeiner, politischer und kultureller Art, selbst Fragen aus der privaten Sphäre des Lesers kommen hier zur Sprache. Ihren besonderen Charakter erhalten diese Zeitschriften weiter hin dadurch, daß ihre Mitarbeiter sich in der Hauptsache aus Ange hörigen der jeweiligen Betriebe zusammensetzen. Nun soll hier nicht eine ausführliche Darstellung von Art und Wese» der Wcrkzeitschriftcn gegeben, sondern an einem be stimmten Beispiel gezeigt werden, welche Bedeutung einer Werk zeitung bei der Bewältigung der Aufgabe: »Mit dem Buche ins Volk« zufallen kann, und wie man sie in einer dieser Werkzeit schriften zielbewußt zu lösen versucht. Es handelt sich um die Zeit schrift »Wir vom Glanzstoff«, die Werkzeitschrift für die Angehörigen der Glanzstosf-Betriebe, der Kunstseidcn-A.G. Barmen, der Glanzstoff- Courtaulds G. m. b. H. Köln, der Spinnfaser A.G. Kassel-Betten hansen und der Erste Österreichische Glanzstoff-Fabrik A.G. St. Pölten. Es ist also die Werkzeitschrift eines der modernsten Industrie zweige innerhalb unserer Wirtschaft, und es ist vielleicht kein Zufall, daß gerade hier die Aufgaben, die neu und umgestaltend für unser gesamtes Leben sind, mit großem Eifer in Angriff genommen werden. Die Zeitschrift stellt in ihrer Aufmachung ein Qualitätserzeugnis ersten Ranges dar. Ihre Größe entspricht der einer durchschnittlichen Wochenschrift. Den Umschlag mitgerechnet umfaßt jede Nummer 28 Seiten. Sie ist auf Kunstdruckpapier gedruckt und enthält eine Menge erstklassiger Abbildungen. Für den Buchhändler aber von besonderem Interesse ist es, daß jedes Heft eine ganze Seite dem guten Buch widmet. Diese Seite trägt die Überschrift: »Werbung für unsere zwölf Werksbüchereieu«. Hier geht die Schriftleitung der Zeitschrift nun nach einem einheitlichen Plan vor. Jedes Heft besaßt sich mit einem bestimmten Schriftsteller oder Dichter. So war das Märzhcft 1938 Karl Heinrich Waggerl gewidmet. In diesem Falle zeigte die Buch seite links oben das Bild des Dichters, während unter dem Motto: Der Dichter schreibt uns, sich rechts unten Waggerl mit einigen herzlichen Zeilen an die Angehörigen der Glanzstosfbetriebe wandte. Ein Abschnitt über das Leben des Dichters, ein anderer, der seine dichterische Persönlichkeit, die Art seines Schreibens und die Stoffe, die er hauptsächlich behandelt, kurz erläuterte, dienten zur Einfüh rung, zum ersten Bekanntmachcn mit dem Dichter. Dann folgten Besprechungen der einzelnen Werke. Bei Waggerl wurden behandelt: Brot, Das Jahr des Herrn, Mütter und Wagrainer Tagebuch. In einem anderen Heft wurden etwa die Romane »Die Eidbrttder«, »Die Leute auf Borg« u»k> »Sieben Tage Finsternis« von Gunnar Gunnarsson besprochen. Diese Besprechungen, die ganz verschieden lang ausfallen — ein und dasselbe Buch wird meist von mehreren gewürdigt —, werden von Betriebsangehörigen ge schrieben. Sie sind durchweg knapp gehalten, auf das Wesentliche beschränkt und in einem sauberen Stil geschrieben. Ein Beispiel wird das am besten zeigen. Johanna Haux vom Werk Kelsterbach schreibt über Waggerl, »Brot«: »Wir erfahren, wie sich ein Mann in unwirtlicher Einöde, nach jahrelangem Ringen mit der Natur, in zielbewußter schwerer Arbeit ein Bauerngut erschafft. Er findet ein Weib, das als guter Kamerad iu seinem Hause waltet. Während es den beiden Menschen nicht gegeben war, ohne schwere Schuld ihren Weg zu gehen, erwächst ihnen Leben verdunkeln könnte. Neben dem Bauern, dessen Werken und Schaffen um das tägliche Brot geht, zeigt uns Waggerl den Müller, der falschem Glück nachjagt. Ruhm und Geld dünken ihm das Höchste. Diesen Irrtum bezahlt er mit einem verlorenen Leben. — Außer der schönen Sprache sind es die feinen Naturschilderungen, die das Buch zu einem Erlebnis werden lassen«. 884
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