Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19381126
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193811265
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19381126
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-11
- Tag1938-11-26
- Monat1938-11
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»über die Verantwortung des Verlegers« sprach Dr. Adolf Spemann, Stuttgart. Ausgehend von dem Wandel der Berufsauffassung stellte Spemann fest, daß heute der Beruf des Verlegers gründlichste fachliche Schulung und einen starken und mannhaften Charakter erfordert. Die Ver antwortung des Verlegers ist groß, und niemand kann sie ihm abnehmen, auch nicht der sogenannte Lektor. Wohl kann ihm der Lektor ähnlich wie der Äneralstäbler dem Feldherrn be ratend zur Seite stehen, aber die Entscheidung und die Tat liegen in der Hand des Verlegers. Adolf Spemann wandte sich sodann den drei Hanptgebieten der verlegerischen Verantwortung zu. Er schilderte zunächst die Verantwortung gegenüber dem einem Verleger vom Dichter oder Gelehrten anvertrauten Geisteswerk. Dichter und Verleger schließt ein aus innigster persönlicher Zusammenarbeit gegrün detes Verhältnis zusammen. Aus der völligen Hingabe des Ver legers an den Dichter oder Gelehrten und deren Werk erwächst dem Verleger das Recht zur nüchternen Kritik, die er dort an setzen muß, wo er auf Grund seiner langen Erfahrung und aus der Kenntnis des bücherkaufenden Volkes glaubt, den Dichter oder Gelehrten auf Jrrtümer, eine andere Verteilung der Größenmaße und Gewichte, eine andere Beleuchtung oder eine andere Instrumentation aufmerksam machen zu müssen. Eine weitere Aufgabe des Verlegers besteht darin, dem bei ihm ver legten Werk durch geschickte Ausstattung, angemessenen Laden preis und richtig gewählten Ausgabezeitpunkt den größtmög lichen Erfolg zu gewährleisten. Als wichtigen Teil der Verantwortung des Verlegers gegenüber dem Verfasser schnitt Spemann die Honorar frage an. Er wandte sich gegen die Methode der Bevorschus sung, die den Schriftsteller häufig zur Übererzeugung veranlaßt und die allmähliche Verflachung zur Folge hat. Spemann ging dann auf die zweite Verantwortung, die gegenüber der Autorengemeinschaft ein. Es ist ein Trugschluß anzunehmen, mit dem Zusammenkaufen berühmter Namen einem Verlag auf die Dauer Geltung zu verschaffen. Ein Ver lag, der Wert auf ein eigenes Gesicht legt, braucht eine tragende Lcitidee, die es ihm ermöglicht, eine bestimmte Linie einzu halten. Die Leistungen der Spitzenautoren, so sagte Adolf Spe mann, müssen dann mit dazu dienen, jungen wertvollen Kräften den Weg zu ebnen. Die dritte und höchste Verantwortung, führte Spemann weiter aus, sei die Verantwortung gegen Volk und Staat. Vor dem Umbruch sah mancher Verleger seine Aufgabe darin, ein möglichst vollkommener Spiegel aller Kulturäuße rungen der Gegenwart zu sein. Weil sie dem Verfall keine klare Weltanschauung und kein einheitliches kulturpolitisches Ziel ent gegenzusetzen vermochten, brachten sie Werke heraus, die die Auf lösung aller festen Formen beförderten. Heute haftet der Ver leger genau so wie der Autor für den Inhalt eines Werkes. An Stelle des innerlich unbeteiligten Kulturspiegels ist der Kultur politiker getreten, aus dem beiseitestehenden Geschmäckler ist der fechtende Kämpfer geworden. Die entscheidende Überlegung des Verlegers lautet nicht: -Wird dies Buch eine Sensation? Kann ich eine Diskussion entfesseln?-, sondern sie lautet: »Vermehrt es den deutschen Kulturbesitz? Dient es den Zielen des Führers? Vermittelt es gemeinschaftsbildende Werte? Zeigt es die Größe deutscher Gegenwart und Vergangenheit?» Wenn der Verleger von diesen Erwägungen ausgeht, so meinte Spemann, wird er mit dazu beitragen, unersetzliche und wertvolle Leistungen der Vergangenheit zu erhalten und wird durch sein bedingungsloses Sicheinsetzen für die weltgeschichtliche Sendung unseres heutigen Reiches Mittler der Idee sein. Der »Tag der Schristtumsmittler» fand seinen Abschluß durch eine Arbeitstagung der Hauptschrifttumsbeauftragten. Tag der deutschen Dichtung Zum feierlichen und würdigen Abschluß der fünften Reichs arbeitstagung gestaltete sich die Feststunde im Deutschen Opern haus am »Tag der deutschen Dichtung». Die Stunde wurde eingeleitet durch Wolfgang Amadeus Mozarts Lllexro vivace aus der »Jupitershmphonie», darge boten durch das Orchester des Opernhauses unter Karl Dämmers Leitung. Wahrlich, ein schöner Aufklang zu den Ausführungen Prof. Kochs, Hans Carossas und Ernst Guido Kolbenheyers. Professor Koch, der das Hauptthema der Arbeitstagung »Einsamkeit und Gemeinschaft» behandelte, ging von der Fest stellung aus, daß alles wertbeständige künstlerische Schaffen von der Gemeinschaft, vom Volke her seinen Auftrag und in der Ein samkeit seine Prägung erhalte. Er führte aus, daß der eine Be griff den anderen als Voraussetzung fordert und die Fruchtbar keit der Schöpfung ihre Wurzeln in der Wesenheit des Lebens selbst, in dem Verhältnis des einzelnen zu seiner Mitwelt habe. Im besonderen kennzeichnete Professor Koch die harte Arbeit der Gestaltung von Problemen in schöpferischem Stil, die nur Ein samkeit im übertragenen Sinne genannt werden könne und des halb nicht mit Ruhe verwechselt werden dürfe. Sie sei vielmehr ein Zustand höchster Spannung. Die Gedanken, die Professor Koch entwickelte, führte Hans Carossa in tiefinnerlicher Weise weiter. Er sprach vom echten Dichter, der weiß, daß er tief in der Gemeinschaft seines Volkes verwurzelt sein muß, damit seine Gestaltungen körperhaft und sein Wort überzeugend werde. Immer werde der dem Schrifttum Dienende erst dann mit reiner Genugtuung auf sein Werk blicken, wenn er sich sagen darf, er habe für viele gesprochen, und heim lich nähre auch der stolzeste, der unabhängigste Dichter den glü henden Wunsch, es möge sich das Volk, dem er fein Dasein ver dankt, in ihm erkennen. Hans Carossa ging dann auf die Gegenwart ein, die auch den Dichter in eine gewaltig bewegte, schnell sich verwandelnde Welt hineinwachsen ließ. Schließlich werde die Aufgabe gestellt, den Ausgleich zu finden zwischen dem Recht auf die Stille, auf das »Für sich sein», ohne welches die tieferen Keime der mensch lichen Natur verkümmern würden und dem ehernen Recht der Gesamtheit, die ihre Forderungen erheben muß. Ein Künstler, ein Dichter, ein Schriftsteller, der treu seinen innersten Auftrag erfüllt, werde immer — und manchmal ohne es zu wissen — mit dem Willen des Volksgeistes in Einklang stehen. Jeder Schaf fende müsse die Bedingungen suchen, unter denen er auf eigenste Weise ins Ganze zu dringen vermag. Es könne sich für den schöpferischen Menschen auch die Notwendigkeit ergeben, daß er persönlich die Gemeinschaft meiden muß, um ihr besser dienen zu können. So Beethoven, der mitten im Rausche des kaiserlichen Wiens einsam lebte und doch das ganze Volk und die ganze Welt verpflichtete. »Unsere Zeit» — so sagte Carossa dann — »hält uns wach sam und lehrt uns den Verzicht auf kleine Leidenschaften. Wir entsagen für immer allem Eitlen, allem Vordergründigen, allem Vorliebnehmen mit Halbheiten«. Ungeheure Erlebnisse hätten die Menschen tief aufgewühlt und einander angenähert. Der Dichter könne heute nur noch von Taten und Leiden sprechen, die jeden angehen, und daher werde auch seine Sprache im Volke verstanden. Mit herzlichem Beifall dankten die Zuhörer dem Dichter für seine schönen, tiefgehenden Worte. Erwin Guido Kolbenheyers wissenschaftliche Begrün dung zu dem Thema »Ichbewußtsein und Gemein schaftsleben in ihren biologischen Bedingun gen» kann hier nur gestreift werden. Beides, so betonte der Redner, seien keine Begriffe, wie sie früher der philosophische Idealismus zu Grundbegriffen des Lebens machen wollte, son dern biologische Begriffe, die Wachstumserscheinungen umfassen und daher auch als natürliche Entwicklungserscheinungen auf- gefaßt werden müßten. Kolbenheyer sprach dann von der lan gen Entwicklungsform der Menschheit, von den primitiven For men der Horde bis zu dem Jch-Erleben unserer großen Gemein- SS3
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder