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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1938
- Strukturtyp
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- 1938-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1938
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Gedanken zur berufskundlichen Arbeit in Freiburg Alle berufskundliche Arbeit soll — so sagt es uns das Wort selbst — Kunde vom und insbesondere Kunde für den Beruf vermitteln. Damit ist eine Aufgabe gezeigt, deren Ausmaß und Weite kaum zu überschauen ist. Denn das Buch und die Zeit schrift sind die lebendigsten und wichtigsten Zeugen des gesamten geistigen Lebens und Schaffens eines Volkes. Und so erweitert sich uns die berufskundliche Arbeit zu einer Auseinandersetzung mit dem gesamten geistigen Geschehen unserer Zeit. Daß die Größe, der Ernst und die Verantwortlichkeit dieser Aufgabe sicht bar wird, ist eins der wichtigsten Ziele der Berufskunde. Wir können uns nicht damit begnügen, daß ein großer Teil unseres Berufsstandes tatsächlich nur zu einem sehr kleinen Ausschnitt unseres Schrifttums eine Beziehung hat: Das wissenschaftliche Buch ist ihm z. B. von vornherein ein Ding, das seiner Liebe und persönlichen Anteilnahme nur insofern bedürftig scheint, um es so schnell wie möglich vom Verleger in die Hand des Kunden zu befördern. Aber auch auf dem Gebiet der schönen Literatur scheinen vielen nur die Bücher einer Beachtung wert, die auf ihren Ladentischen liegen und im letzten Halbjahr erschie nen sind. Es ist erschreckend, wie wenig unsere jungen Berufs kameraden oft von dem großen Schatz unserer Dichtung kennen und wie selten sie vor allem in ihrer Lehrzeit darauf hingewiesen werden. Sind das wirklich nur Fragen der persönlichen Bildung — dann könnten sie für jede Erziehung, die eindeutig von den Aufgaben des Berufes bestimmt ist, letzten Endes von unter geordneter Bedeutung sein —; oder wollen wir nicht gerade Menschen, die mit ganzer Liebe und Hingabe und so wirklich als »Berufene«- dem Buch dienen? Wollen wir nicht Buch händler, die nicht nur »Verkäufer-- sind, ohne lebendige Be ziehung zum Buch als einem geistigen und ethischen Wert, son dern die an ihrer Stelle der geistigen Auseinandersetzung unseres Volkes dienen wollen? Gewiß ist mit dem bisher Angeführten nur der äußere Rahmen für unsere berufskundliche Arbeit gegeben. Konkrete Bedeutung gewinnen diese Erkenntnisse erst, wenn sic aus der täglichen Arbeit des Berufes verwirklicht werden. Denn der Buchhändler ist wie kaum ein anderer Beruf in einen geistigen Lebenskreis eingeschlossen, dem er sich nicht ungestraft entziehen kann. Wir können darin nicht eins bedauerliche Beschränkung sehen, indem wir einer sagenhaften Freizügigkeit des Geistes nachtrauern, sondern wir wollen darin eine Möglichkeit er blicken, in die Tiefs zu wirken. Es geht nicht an, daß wir uns hinter unserem Ladentisch verschanzen; wir müssen von uns aus immer wieder den Weg suchen zum Leben und geistigen Schaffen unseres Volkes. Nur so können wir dem Buch alle die Türen öffnen, die ihm oder doch wenigstens dem Buchhändler leider noch immer verschlossen geblieben sind. Der geistige Lebenskreis oder der geistige Standort des Buchhändlers ist bestimmt durch landschaftliche Gestaltungskräfte und ihre geistigö Lebendigkeit in der Gegenwart einerseits und durch das Buch und das Ethos unseres Berufes andererseits. Hier muß jede zielbewußte berufskundliche Arbeit beginnen. Die Arbeit, die in diesem Jahr unter regster Anteilnahme der Be rufskameraden in diesem Sinne in Freiburg geleistet wurde und durch eine Arbeitstagung mit vr. Beer und Gerhard Schönfelder am 16. November beschlossen wurde, ist sin gutes Stück auf diesem Wege vorangegangen. Geistiger Standort ist uns die Landschaft, ihre Bewohner, ihr Geistesleben und ihre Geschichte. Das wird das Erlebnis aller gewesen sein, die an der »Alemannischen Arbeitswochs-- teilgenommen haben, die im September dieses Jahres unter Leitung von Eberhard Albert, Freiburg, auf dem Schauinsland bei Freiburg stattfand. Kunst, Lied, Geschichte, Landschaft und Dichtung des alemannischen Raumes wurden in Vorträgen von Prof. Bauch, Prof. Ritter, Prof. Metz und vr. Franke, Frei burg, lebendig als Ausdruck des Suchens und Wollens eines deutschen Stammes. Einen tiefen Eindruck hinterließ die Be gegnung mit Dichtern, die diesem Raum entstammen wie Hug- genberger oder ihn zu ihrer Wahlheimat gemacht haben wie Wilhelm Schäfer und Wilhelm von Scholz. Obwohl die Arbeits woche in die Tage der größten Politischen Spannung hineinfiel und daher nur nach Überwindung großer Schwierigkeiten Zu standekommen konnte, hat sie eine feste Kameradschaft aller Teil nehmer geschaffen, die weit über die acht Tage hinausgreift. Bor- allem aber ist dort ein Weg zur Vertiefung unserer Berufs arbeit beschritten worden, der nicht wichtig gmug genommen werden kann. Den Lebenskreis des Buchhändlers bestimmen ferner dis geistigen Kräfte, die an seinem Ort wirksam sind. Und das heißt für Freiburg: die Hochschule. Sie zieht jeden Buchhändler in ihren Arbeitskreis, und es sollte daher nichts näherliegen, als daß auch wir uns als Buchhändler mit ihrer Arbeit auseinander setzen. Wie groß dafür *das Verständnis von seiten der Hoch schule ist, zeigt die Tatsache, daß sich eine große Anzahl Frei-' burger Dozenten gerne bereit erklärten, über ihre Arbeit in einer wissenschaftskundlichen Arbeitsgemeinschaft zu berichten. Diese wissenschaftskundliche Arbeitsgemeinschaft wurde kürzlich mit einem Vortrag Or. Körtes über das Thema: »Einführung in die Fragen der Kunstgeschichte-- begonnen. Or. Körte verstand es, fein Arbeitsgebiet so lebendig und anregend zu schildern, daß es uns allen nicht nur Freude gemacht hat, sondern daß wir zu gleich in ganz neuer Weise in diesen Arbeitskreis einbezogen wurden. Und das ist ja gerade das Ziel unserer Arbeit. Vor Weihnachten wird eine Fortführung dieser Arbeit nicht möglich sein. Für das kommende Jahr jedoch sind schon Vorträge über Volkskunde, Germanistik, Jura, Archäologie und Rassenkunde festgelegt. Die Welt der Dichtung sollte dem Buchhändler eigentlich in ganz besonderer Weise vertraut sein. Wie wenig das jedoch der Fall ist, müssen wir immer wieder erkennen. Die Aufgabe ist hier, die Dichtung der Vergangenheit lebendig werden zu lassen und anregend und fördernd in die Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Schrifttum einzugreifen. Eine Arbeitsgemein schaft unter Leitung von vr. Franke hatte sich der ersten Auf gabe zugewandt. Diese Arbeitsgemeinschaft hat uns allen sehr viel Anregungen gegeben, und es ist mancher verschüttete Brun nen wieder freigelegt worden, vr. Franke versuchte in gemein samer Arbeit die Werte unserer Dichtung und die Fragen ihrer Formgebung klar herauszustellen. Die wirklich lebendige Anteil nahme wird ihm am besten bewiesen haben, wie sehr ihm das gelungen ist. Der zweiten Aufgabe hatte sich vr. Beer angenommen, wenn er auf der bereits erwähnten Arbeitstagung am 16. No vember über die wesentlichen Neuerscheinungen dieses Jahres sprach. Zu dieser Tagung waren außer etwa sechzig Freiburger Berufskameraden noch etwa vierzig Berufskameraden aus der weiteren Umgebung Freiburgs gekommen. Der Sinn einer der artigen Arbeit kann nicht sein, dem einzelnen Buchhändler das Lesen zu ersparen. Or. Beer verwandte daher einen breiten Raum darauf, zu zeigen, welche Gesichtspunkte zur Beurteilung der besprochenen Bücher wesentlich seien. So verdanken wir sei nen lebendigen Ausführungen wirklich eine Menge von An regungen und Hinweisen. Die entscheidende Bedeutung gab dieser Tagung der Bor trag von Gerhard Schönfeldcr. Er berichtete aus seinen Erfah rungen an der Reichsschule über die Fragen der Berufs erziehung. Und so rundet sich uns das Bild vom geistigen Lebenskreis des Buchhändlers, indem wir uns zum Schluß auf die Bedeutung des Bcrufsethos Hinweisen lassen. Als Grundton klang durch die Ausführungen Gerhard Schönfelders immer wieder dies eine: Buchhändler sein heißt, aus Liebe zum Buch und in steter Verantwortung vor Volk und Berufsstand seine Pflicht zu erfüllen. Ulrich Lemcke i. Hse. C. Troemers Univ.-Buchh. !>47
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