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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1938
- Strukturtyp
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- 1938-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1938
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- Deutsch
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ein Neuling, der den Betrieb nur von der Enge seines Arbeits platzes aus beurteilt. Außerdem steht jener Lehrling die ganze Arbeitszeit zur Verfügung, da er berufsschulsrei ist. D i e V o r - teile dieser Fachschulausbildung sind also ganz überwiegend, darum, wenn in den nächsten Fahren infolge der allgemeinen Verhältnisse der Nachwuchs nicht immer in der notwendigen Stärke vorhanden sein sollte, so muß sich der Berufsstand trotzdem hüten, die Anforderungen an den buchhändlerischen Nachwuchs etwa herabzusetzen. Leistungs- steigerungbleibtimmerdieParole. Gewiß begegnen wir vereinzelt der Ansicht von buchhändlerischen Praktikern, daß eine solche Fachschulbildung nicht notwendig sei, daß es besser wäre, von der Pike auf zu dienen. Natürlich gibt es auch tüchtige Buchhändler, die große Leistungen ohne besondere Schulbildung erzielt haben. Das sind aber Einzelpersönlichkeiten, die bei großer Begabung mit zähem Fleiß die Lücken der Schulbildung durch Selbststudium ausgefüllt haben. Ihr Weg wäre mit Schul bildung sicherlich leichter gewesen. Die Möglichkeit ergänzender Schulung ist auch für die gegeben, die eine mehrjährige Lehrzeit bereits hinter sich haben oder die als Gehilfen schon tätig waren. Gerade ihnen wird es möglich gemacht, den buchhändlerischen Beruf in seinem Gesamtumfang kenncnzulerncn. Sie hören nicht auf, Sortimen ter, Verleger, Kommissionäre, Zeitschriftenhändler usw. zu sein, aber siewachsen in dieser Zeitüber die Grenzen ihrer Berusssparte hinaus. Ihr Horizont wächst, ihre buchhändlerischen Kenntnisse werden erweitert und vertieft und mit ihnen erhält der Berufsstand gründlich ausgebildete Stan- desvertrcter. Im weiteren Ausbau gerade dieser Kurse sehe ich ein gewich tiges Moment für die zukünftige Entwicklung. Heute muß der Handwerker, beispielsweise der Maler, der Meister werden will, einen handwerklichen Fachlehr gang von vier Semestern und längerer Dauer besuchen. Sollte in Zukunft nicht von jedem Buchhänd ler, derBetriebsführerwerdenwill, gefordert werden können, den Nachweis zu erbringen, daß er dieser Tätigkeit gewachsen ist, indem er wenigstens zwei Seme st er den buchhänd lerischen Fachlehrgang an der Lehranstalt zu besuchen hat? Sollte sich damit nicht die Leistungsebene des einzelnen Buchhändlers und dadurch im Laufe der Zeit des gan zen Berufsstandes wesentlich erhöhen? Perthes' Idee der buch händlerischen Akademie würde damit weiter entwickelt. Und diese Entwicklung liegt im Sinne der nationalsozialistischen Leistungs steigerung. Natürlich ergeben sich aus dieser Zielstellung auch neue An forderungen an die Lehranstalt, dessen bin ich mir bewußt. Diese Kurse für Praktiker müßten in Zukunft eine viel freiere Form der Untcrrichtsweise nnnehmen, uni ihnen die Möglichkeit zu geben, in Form von Arbeitsgemeinschaften sich weiterbildcn zu können und zur Lösung selbständiger Arbeiten zu gelangen. Ge rade die Trennung der Schüler in berufsvorbereitsnde und in berufspraktische Kurse ermöglicht den weiteren Ausbau des Unterrichtes besonders nach derbetriebswirt- schaftlichen und buchgewerblichen Seite hin. Ich habe bei der Leitung der alljährlichen Berlagsherstellerkurse die Erfahrung gemacht, daß aus der engsten Verbindung zwischen theoretischer Vorbereitung und praktischer Übung mit anschlie ßender systematischer Betriebsbesichtigung sich die besten Erfolge ergaben. Für die Lehranstalt erwächst einmal daraus die Notwen digkeit, die Sammlungen der buchgewerblichen und betriebswirt schaftlichen Anschauungs- und Übungsmaterialien vorbildlich auszubauen. Besonders aber liegt mir an einer engen Zu sammenarbeit mit den in Leipzig vorhan denen mustergültigen Werkstätten, der unserer Schule so nahe gelegenen »Meisterschule für das graphische Ge werbe« und der »Buchdrucker-Lehranstalt«, sowie für gewisse Zwecke auch mit der »Handwerkerschule der Stadt Leipzig«. Der Versuch, den ich nach dieser Richtung bei den Verlagshersteller kursen gemacht habe, hat sich ausgezeichnet bewährt. — Diese Ausgestaltung des Unterrichts nach der betrieblich-technischen Seite habe ich hier besonders herausgestellt, da für die berufs praktischen Kurse die Notwendigkeit eines solchen Ausbaues am augenfälligsten zutage tritt. Selbstverständlich bleibt für unfern buchhändlerischen Nachwuchs die eigentliche »übungs- und Ar beitsstätte« die Bücherei, die an unserer Anstalt einen guten Grundstock von Büchern aufweist, auf den systematisch weiter aufgebaut werden kann. Daß der Unterricht auch ergänzt werden muß durch Gast vorträge und Kurse von Berufspraktikcrn, von führenden Per sönlichkeiten angrenzender Berufe und vor allen Dingen auch von Persönlichkeiten des Staates und der Partei, sei hier nur angedeutet. Ich bin mir dabei der Grenzen dieser Ausbildung durchaus bewußt und möchte gleich von vornherein dem Ein wand begegnen, daß ich damit eine Konkurrenz der Hochschule aufzubauen beabsichtige. MeinZielbleibt,dieSchüler zu Berufspraktikern zu erziehen, ihnen also das Können und Wissen, das sie zur Ausübung ihres Berufes nötig haben, zu übermitteln. Die Schule leistet ein Stück praktischer Berufserziehung; der Hochschule bleibt das Gebiet der wissenschaftlichen Forschung, die die Aufgabe hat, die Möglichkeiten des weiteren Berufsausbaues zu suchen und auf Grund eingehender Forschung den Berufsstand zu beraten und ihn anzuregcn. Allerdings bleibt eine enge Fühlungnahme mit dieser Forschungsstätte durchaus im Bereich der Möglichkeit und ist für mich sogar erstrebenswert. Um den Berufspraktikern den Schulbesuch, sei er jetzt frei willig und später vielleicht pflichtmäßig, zu ermöglichen, müssen austretende finanzielle Schwierigkeiten überbrllckt werden. Dem strebsamen Buchhandlungsgehilfcn müssen alle nur möglichen Erleichterungen gewährt werden. Für die Begabtenförde rung der Schüler an den höheren Schulen hat der Staat im vergangenen Jahre große Mittel zur Verfügung gestellt. Ich kann annehmen, daß bei dem Entgegenkommen der Garanten unserer Schule diese Verordnung im nächsten Jahre auch auf unsere Fachschüler angewendet werden kann, sodaß es möglich sein wird, begabte Fachschüler und Jungbuchhändlcr, die die An stalt besuchen wollen, weitgehend zu unterstützen. Auch der Be- russstand sollte hier weiter helfend eingreifen. Es wäre eine s o - zialeTat der Reichsschrifttumskammer, Gruppe Buchhandel, und auch der Reichsmusikkammer, wenn in jedem Gau dis Kosten dafür aufgebracht würden, daß alljährlich ein begabter fleißiger und zuverlässiger Lehrling oder Jungbuchhändler zur Weiter bildung auf die Deutsche Buchhändler - Lehranstalt geschickt würde. Damit würde der Stand seine Leistungsfähigkeit erhöhen und nicht zuletzt seine Wertung in der Volksgemeinschaft. Ich habe mein Arbeitsziel dargestellt, habe die Aufgaben, die der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt für die Berufsbildung zufallen, Umrissen. Ich bin mir bewußt, daß es des Einsatzes meines ganzen Wollens und meiner ganzen Kraft bedarf, um dieses Ziel zu erreichen. Die Lehranstalt steht jetzt im sechsund achtzigsten Schuljahr. Ich kann daher mit meinem Arbeitsplan an eine gute Tradition anknüpfen. Vor unnützen Experimenten werde ich bewahrt bleiben, da der Plan nicht vom grünen Tisch aus aufgestellt wurde, sondern sich in engster Fühlungnahme mit den Bedürfnissen der Berufspraxis entwickelt hat. Es wird immer mein Bestreben sein, der Praxisin die Hand zu arbeiten und von der Praxis Anre gungen zu empfangen. So bedeutet auch mein lebhaftes Streben nach Leistungssteigerung der Schule nicht Selbstzweck, sondern ist diktiert aus der Absicht, dem Buchhandel wertvolle Hilfe zu leisten. Und so gebe ich hier das Versprechen, daß ich meine ganze Kraft einsetzen werde, um den buchhändlerischen Nachwuchs erziehen zu helfen nach den Notwendigkeiten, wie ich sie heute cxufgezeigt habe. Das letzte Ziel meiner Ar beit ist, mit der Ausbildung des buchhändleri schen Nachwuchses nicht nur dem Berufs st and, sondern dem deutschen Volk und der Nation zu dienen. Sä« Nr. 283 Dienstag, den 6. Dezember 1938
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