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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1939
- Strukturtyp
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- 1939-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1939
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einzigen Stelle wegen durchlas. Aber so allseitig vorgebildet, ge lang es ihm auch, ein originelles deutsches Schnellschriftsystem zu schaffen. Sein großes Verdienst ist es, daß er der Stenographie, die bis dahin nichts weiter als mechanisches Regelwerk gewesen war, ihre cigengcsctzlichen Formen gab und sie ganz fest in der deutschen Schrift verankerte. Damit erst verlieh er ihr das Wesen der Schrift, und darüber hinaus tat er noch einen gewaltigen Schritt, indem er die Stenographie der Bewegung der Hand anpaßte. Um die Flüsskgkeit der Buchstaben, ihr Ineinander- und ttber- gleitcn zu erzielen, untersuchte er die ganze deutsche Sprache und ihre Mitlautverbindnngen und zog aus Adelungs großem Wörter buch von vier Qnartbänden Seite für Seite alle deutschen Wurzcl- nnd Stammsilben samt allen ihren Umlautungen aus, die er dann nach dem Zusammentreffen der Mitlaute lexikalisch ordnete. Neun mal verwarf der Meister seine Schöpfung wieder, bis er im Jahre 1829 sein System der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu München zur Prüfung vorlcgte. Wie weitgehend es ihm gelungen war, die einzelnen Buchstaben der deutschen Schrift und dem Zug der Hand anznpassen, zu Gesamtbildern von eigengesetzlicher Gestalt zusammen- znordnen, die Flüssigkeit der Schrift durch sein eingehendes Studium der Mitlautverbindnngen zu verbessern, ist aus dem Gutachten zu ersehen, das ihm bescheinigt, daß sein Stenographicsystcm »hand gerechter und flüssiger, gefälliger, bei größerer Zahl von Zeichen zulänglicher, also lesbarer und dennoch durch seine innere Konse quenz einfacher und in jedem Betracht origineller und deutscher sei als die bisherigen Versuche, die englische Stenographie aus unseren Boden zu verpflanzen«. Nachdem Gabelsberger seit dem Jahre 1829 mit Unterstützung der Behörden öffentlichen Unterricht in der Stenographie erteilte, fühlte er das Bedürfnis, seine Erfindung in einem umfangreichen Werk nicderzulcgen. Nach dem Erscheinen der »Anleitung« arbeitete Gabelsberger an der weiteren Ausbildung seines Kürzungswcsens. Dabei war ihm das Studium der tironischen Noten, der römischen Stenographie, eine besondere Hilfe. 1842 veröffentlichte er das Er gebnis dieser Studien als »Neue Vervollkommnungen in der deut schen Nedezeichenkunst oder Stenographie«, wodurch er seinem System die Krone aufsetzte. So wenig Freude Babelsberger von seinen Werken erntete, so groß war die Anerkennung, die ihm durch die Verbreitung seiner Erfindung wurde. Einer seiner ersten und besten Schüler, Wigard, verpflanzte sie nach Sachsen, wo 1834 die Stenographie zum ersten Die Leipziger Buchhändler in der Der neuernannte Leiter der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt, Oberstudiendirektor vr. Uhlig, hatte die Leipziger Lehrherren fin den 20. Januar zu einem Ausspracheabend in die Schule gebeten. Eine große Zahl von Vertretern des Verlags-, Kommissions- und Sortimentsbuchhandels war erschienen, und schon das, noch mehr aber Verlauf und Ergebnis der Anssprache ließen die rege Anteil nahme vieler führender Leute der Praxis an der Arbeit der Schule erkennen. Herr Or. Uhlig gab zunächst einen Überblick über die ^erufs- lagc, ivie sie sich innerhalb der wirtschaftlichen Gesamtlage Deutsch lands darstellt, und schnitt dann die wichtigsten Probleme an, die sich von ihr aus ergeben, vor allem das des Nachwuchses, der, hin sichtlich Zahl und Güte, sowohl der Praxis als auch der Schule manche Sorge bereitet. In Anschluß daran erörterte er Ausgaben und Ziele der Anstalt, die der Lehre in vielerlei notwendiger Weise ergänzend znr Seite trete, und besprach in gleichein Sinne die ein zelnen Abteilungen der Lehranstalt: den dreijährigen Lehrlings kursus, der von allen Lehrlingen im Leipziger Buchhandel besucht werden muß, den einjährigen Lehrlingsfachkursus, dem Leipziger- Lehrlinge mit höherer Schulbildung zugewicsen werden, und die einjährigen höheren Fachkurse, die Besuchern ans ganz Deutschland und dem Ausland in Vollunterricht eine höhere bcrufsvorbereitcnde oder vertiefende bnchhändlerische Schulung nach fachlicher und welt anschaulicher Seite hin vermitteln. Herr Goldmann (i. Fa. Wilhelm Goldmann Verlag) knüpfte an diese Ausführungen Dr. Uhligs an, indem er bei Beginn der Aus sprache vorschlug, in einem Werbeblatt, das die Gliederung der Schule übersichtlich darstellt, die Buchhändler in Leipzig und dem Reich mit den Einrichtungen und Vorteilen dieser drei Abteilungen be kannt zu machen, da noch vielfach Unklarheit über die mannigfaltigen mal bei der Ständeversammlung Anwendung fand. In Wien förderte Ignaz Jakob Heger, den Babelsberger seinen »österreichischen Apostel« nannte, die Verbreitung des Systems und übertrug es auf vier slavische Sprachen; und auch in einigen anderen deutschen Staaten fand es Eingang. Noch im Jahre 1848 wurde Gabelsberger die Freude, daß die dänische Negierung einen jungen Mann, namens Dessau, nach München schickte, um das System zu erlernen. Deshalb mußte Gabelsberger das Dänische erlernen, um bei der Übertragung helfen zu können. Die Exemplare der »Anleitung« gingen zu Ende, und Babels berger begann mit den Vorarbeiten zu einer neuen Auslage, da er eilte ihn am 4. Januar 1849 auf offener Straße ein Schlaganfall, der seinem Leben ein ungeahntes, plötzliches Ende bereitete, nachdem er noch wenige Tage zuvor gesagt hatte: »Meine Kunst hat sich durch sich selbst Bahn gebrochen, und ich kann getrost meinem Ziel entgegensehen«. Sein Werk wurde nicht mit ihm zu Grabe getragen, es fand in den folgenden Jahrzehnten in Deutschland eine immer größere Verbreitung, und im Jahre 1890 errichteten seine dankbaren Jünger dem Meister in München ein Denkmal in Erz; ein schöneres und unvergänglicheres Denkmal aber hat er sich selbst durch seine Kunst für alle Zeiten gesetzt. Babelsberger selbst konnte das hohe Ziel, das ihm vorschwebte, seine Stenographie als Einheitssystem in Deutschland eingeführt zu sehen, nicht erreichen, weil er mit seinen Plänen und Gedanken seiner Zeit vorausgeeilt war. Die Zahl der Systeme, die in den folgenden Jahrzehnten in Deutschland entstanden, ist Legion. Wenn auch nur wenige eine größere Anhängerschar erreichten, so schien cs doch un möglich, der Systcmzersplitterung ein Ende zu bereiten. Aber es ist auf Grund einer Anregung des »Deutschen Stenographenbundes Babelsberger« doch gelungen, die bedeutendsten deutschen Steno graphieschulen für den Gedanken einer Einheitskurzschrift zu ge winnen, der nach mancherlei Irrungen und Wirrungen im Jahre 1924 zur Tat wurde, als die deutschen Negierungen einen von einem Ausschuß geschaffenen Entwurf als Einheitssystem anerkannte». Seit dieser Zeit hat die Kurzschrift einen bedeutenden Aufschwung ge nommen und ist in Verbindung mit der Schreibmaschine zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel unseres öffentlichen Lebens geworden. Die Deutsche Kurzschrift aber stellt eine zeitgemäße Fortbildung von Gabelsbergers Werk dar. So lebt das Werk des großen Bayern sohnes für alle Zeiten weiter, und seine »Anleitung« wird für immer eine Quelle lichtspendender Kraft und ein sicherer Wegweiser bei allen Anderungsversuchen der Kurzschrift bleiben. Deutschen Buchhändler-Lehranstalt Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten herrsche, die dem jungen Buchhändler zur Verfügung stehen. Im weiteren Verlauf der Aus sprache wurden dann auch die wesentlichen Unterschiede in den Auf gaben der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt und der Neichsschule des Deutschen Buchhandels klargestellt. Bei der Besprechung der schulischen Arbeit traten von selbst einige organisatorische Punkte, die sich im Betriebslebcn auswirkcn, in den Vordergrund: die Überwachung der Hausaufgaben, die Beurlaubun gen von Schülern, die Verteilung von Vormittags- und Nachmittags unterricht, die Filmbesuche und Lehrausflllge. An der regen Aus sprache beteiligten sich die Herren Cyriacus (i. Fa. Koehler L Volck- mar AG. L Co.), Brückner (i. Fa. L. A. Kittlcr), Ehrenberg (i. Fa. Di . Max Jänicke), Jaensch (i. Fa. H. Haesscl), Naumann (i. H. Georg Thieme), Otto (i. H. Franz Wagner, Kommissionsgeschäft GmbH.) und Schumann (i. H. I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung). Sie ergab eine völlige Übereinstimmung zwischen den Absichten der Schulleitung und den Erfordernissen der Praxis. Sowohl Herr vr. Uhlig im Namen der Schule als auch Herr Cyriacus im Namen der Lehrherren versprachen auch für die Zu kunft engstes Handinhandarbciten. In seinem Schlußwort wies Herr Ehrenberg — auch von seinem Standpunkt als Mitglied des Prüfungs ausschusses — noch einmal zusammenfassend auf die große Bedeu tung der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt für die Stadt Leipzig und den gesamten deutschen Buchhandel hin. Der Ausspracheabend sollte ein Versuch sein. Nachdem sich dieser Versuch als derartig fruchtbar für beide Teile erwiesen hat, wird die Schule die Ausspracheabende fortsetzen, an denen sie eine immer größer werdende Zahl von Besuchern begrüßen zu können hofft. vr. S ch i l l e r. 01 Nr. 26 Dienstag, den 31. Januar 1939
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