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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1939
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Vörsenblatl für den Deutschen Vuchhandel Nr. 42 (Ai. 21) Leipzig, Sonnabend den 18. Februar 1939 106. Jahrgang Deutscher Buchhandel in Südamerika Vo» Äanns Klasing, Bordbuchhändler auf Schnelldampfer „Cap Arcona' Während meiner ersten Reise nach Südamerika habe ich in den Hafenstädten überall Gelegenheit genommen, die dort an sässigen deutschen Buchhändler aufzusuchcn und mich ihnen als Berufskamerad aus dem Reiche vorzustellen. Sie alle haben mich sehr freundlich ausgenommen und ich mußte ausführlich über Deutschland und den deutschen Buchhandel berichten. Reichsdeutsche Buchhändler kommen fast nie zu ihnen und ich war in vielen Fällen, besonders wo es sich um kleinere Betriebe handelte, der erste, der sie aufsuchte. Ihre Tätigkeit ist in vielem schwerer und von Grund auf anders als in Deutschland. Neu erscheinungen z. B. können nur nach Börsenblattanzeigen bestellt werden, da Vertreterbesuche infolge der großen Entfernung von der Heimat nicht möglich sind. Auch Kataloge und Verlags anzeigen finden nur selten den Weg zu ihnen. Weiterhin müssen sie alles, was sie brauchen, fest bestellen. Denn die Zahlung eines Betrages für deutsche Bücher muß in der Regel erst von der Devisenbehörde ihres Landes genehmigt werden, dann ist der Betrag in Deutschland einzuzahlen und erst daraus erfolgt die Lieferung. Bei dieser Art des Bestellverkehrs ist eine Bedingtabrechnung nach einem halben oder ganzen Jahr nicht möglich. Außerdem käme auch ein Zurückschicken der Bücher nicht in Frage, da die Kisten acht bis zehn Wochen unterwegs sind und Bücher einen zweimaligen Transport nicht gut ver tragen. Da bei Ankunft der Sendungen vielfach hohe Unkosten durch Zoll- und Abfertigungsgebühren entstehen, ist der reine Verdienst am einzelnen Buch viel geringer als in Deutschland. In Brasilien habe ich die Buchhändler in Rio de Janeiro, Santos und Säo Paulo aufgesucht. Ihre Lage ist der Spannung entsprechend, die zwischen Deutschland und Brasilien zeitweise herrschte, nicht sehr gut und sie haben unter der star ten Konkurrenz der jüdischen Emigrantenbuchhandlungen, die seit zwei bis drei Jahren wie Pilze aus der Erde schießen, und den immer häufigeren Zoll- und Steuerschikanen besonders zu leiden. Der Brasilianer steht Rassebegriffen, wie sie das neue Deutschland geprägt hat, mit wenig Verständnis gegenüber. Er vereint in sich meistens das Blut portugiesischer, indianischer und oft auch schwarzer Vorfahren und ist auf diese Mischung, die er für die Stärke seines Volkes hält, besonders stolz. Daher begreift er nicht die Notwendigkeit der Maßnahmen, die Deutsch land gegen die Juden ergreift und nimmt fast immer für sie Partei. Die Folge sind dauernde Entlassungen von deutschen Beamten, Ärzten und Fachleuten aller Berufe, die meistens sofort nach Deutschland zurückwandcrn. Dieser Verlust von angesehenen und gut verdienenden Deutschen trifft den deutschen Buchhandel am schwersten, dessen Umsätze dadurch immer mehr zurückgehen. Allerdings gelangt allmählich auch die Mehrzahl der Brasilianer zu der Erkenntnis, daß es besser ist, friedlich mit Deutschland Handel zu treiben, als in völlige Abhängigkeit vom nordamerikanischen Judentum zu geraten. Es ist zu hoffen, daß auf Grund dieser Erkenntnis auch die Lage des Deutsche tums in Brasilien sich allmählich ändert. Günstigere Verhält nisse finden wir in den überwiegend von Deutschen besiedelten Südstaaten Santa Catharina und Rio Grande do Sul. Sic verfügen über ein blühendes deutsches Schul-, Vereins- und Kirchenwcscn. Die deutsche Sprache ist dort so dominierend, daß brasilianische Beamte dort Deutsch können müssen, um sich ver ständlich zu machen. In Porto Alegre, der bedeutendsten Stadt des Südens, gibt es eine Reihe großer und bedeutender Buch handlungen, denen oft ein Verlag augegliedert ist. Sie verlegen vorwiegend Bücher landeskundlichen Inhalts und eine Reihe wöchentlich erscheinender Zeitschriften. Der Verlag Livraria do Globo, in dem auch eine große deutsche Tageszeitung er scheint, hat das Buch des Führers unter dem Titel »Minha Luta« in portugiesischer Sprache herausgebracht, das in ganz Brasilien sehr verbreitet ist. In den wichtigen Städten Brasi liens erscheint eine Reihe von bedeutenden deutschen Tages zeitungen, von denen die »Deutsche Rio Zeitung», in Rio de Janeiro und die »Deutsche Zeitung. Diario Allcman», in Süo Paulo, die verbreitetsten sind. Außerdem erscheinen einige jüdische Hetzblätter in deutscher Sprache, die aber ihr Dasein sehr im Verborgenen führen. Grundsätzlich andere Verhältnisse finden wir in Argen tinien. Der Spanier bringt bei dem ihm eigentümlichen Rassestolz für die Maßnahmen des neuen Deutschland viel Ver ständnis aus. Die deutsche Volksgruppe, von der ein Teil in Stärke von etwa 40 000 Köpfen in Buenos Aires lebt, erfreut sich eines wohlorganisierten und unbehinderten kulturellen Ver- einslcbens. Wie das kulturelle Leben Argentiniens vorwiegend auf die Hauptstadt konzentriert ist, so finden wir auch fast nur dort deutsche Buchhandlungen und Verlage. Bemerkenswert ist die große Anzahl deutscher Schulen, von denen das Goethe- Gymnasium als größte auslandsdeutsche Schule bekannt ist. In Buenos Aires gibt es etwa fünfzehn deutsche Buchhandlungen, von denen vier bis fünf bedeutend sind und bis zu fünfzehn Angestellte beschäftigen. Die älteste und größte ist die Firma E. Beutelspacher, die auch ein bedeutender Verlag ist. Dort erscheinen hauptsächlich Bücher landeskundlichen Inhaltes wie »Rohmeder, Argentinien«. Im gleichen Verlag erscheint die ausgezeichnete Zeitschrift »Lasso, Deutsch-Südamerikanische Mo natshefte», die einen sehr guten Bild- und belletristischen Teil hat und der auch in Deutschland Verbreitung zu wünschen wäre. Ein jüngeres und sehr aktives Unternehmen gleicher Größe ist die Libreria Goethe, die viel Atlanten und Landkarten vertreibt und große Gebiete des Kontinents bereisen läßt. Außer diesen Geschäften im Zentrum der Stadt sind in dem hauptsächlich von Deutschen bewohnten Vorort Belgrano zwei Buchhandlungen, von denen die »Libreria Johan Luzian, Bücherstube Belgrano- eine besondere Rolle spielt. Ihr Besitzer kam im Herbst 1938, als ich gerade in Buenos Aires war, aus Asuncion, der Haupt stadt Paraguays, wo er die einzige deutsche Buchhandlung des Landes gegründet hatte, nach Argentinien. In Buenos Aires eröffnete er ein neues Geschäft und verstand es bald, einen Kreis von Berufskollegen, Schriftstellern und Künstlern um sich zu sammeln, der durch Veranstaltung von Leseabenden, Theater vorführungen u. a. an die Öffentlichkeit trat. Neben seiner Tätigkeit als Buchhändler schreibt er Novellen und Gedichte und gliederte seinem Unternehmen in jüngster Zeit einen Verlag an. Als erstes Werk konnte bald ein »Kleines Bilderbuch von Buenos Aires» erscheinen, das eine Zusammenstellung von Be schreibungen, Gedichten und Aufnahmen enthält, die ausschließ lich von Mitgliedern dieses Kreises stammen. Demselben Kreise gehört auch ein Lehrer am Goethe-Gymnasium an. Er ist Inhaber eines der größten Verlage Südamerikas und Schriftführer der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Als er vor einigen Jahren von Chile nach Buenos Aires kam und den Unterricht am Goethe-Gymnasium übernahm, empfand er bald einen großen Mangel an geeigneten Schulbüchern. Da die sem schwer abzuhelfen war, begann er selbst zu schreiben bzw. 137
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