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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1939
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- 1939-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1939
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- Deutsch
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sinken lassen. Auf dem Übersetzungsmarkt sind natürlich die Bücher englischen Ursprungs am zahlreichsten vertreten (60), ihnen folgen die deutschen mit 20, die russischen mit etwa zehn und die französischen mit nur fünf Einheiten. — Die Auswahl aus dem abendländischen Geistesgut steht auf sehr hoher Stufe; sie bevorzugt staats-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen, an die sich philosophische, psychologische und pädagogische Darstellungen reihen. Fast die Hälfte der übersetzten philosophischen Werke ist dem deutschen Schrifttum entnommen, so Hegels »Philosophie der Geschichte«, L. Feuerbachs »Wesen der Religion« und Schopenhauers Preisschrift »Über die Freiheit des menschlichen Willens«. Aus der klassischen Pädagogik wurde Pestalozzis »Lienhard und Gertrud« gewählt. Grundlegende Werke liegen aus der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur vor mit Böhm-Bawerks -»Positive Theorie des Kapitals«, Sombarts »Der moderne Kapitalismus« und Max Webers »Wirtschafts geschichte«. Das Interesse für Wissenschaftsgeschichte äußert sich in der Ausgabe der Festschrift für Schmidt-Ott »Aus fünfzig Jahren deutscher Wissenschaft«. — Die sehr kleine schöngeistige Auswahl (3) führt die erst vor wenigen Jahren begonnene Er schließung von Goethes Gedankenwelt durch die Übertragung von »Dichtung und Wahrheit« und Eikermanns »Gespräche mit Goethe« fort. Aus der neuen Literatur erschienen lediglich zwei Erzählungen von Hermann Hesse »Schön ist die Jugend«. — Die deutsche Ernte aus dem chinesischen Schrifttum beschränkt sich auf eine Legendensammlung und eine kleine Novelle aus älterer Zeit. Einen rasch orientierenden überblick über die Verteilung des deutschen llbersetzungsgutes in den behandelten dreiund zwanzig Ländern vermittelt die Schlußtabelle (siehe S. 188), die sowohl in der Aufeinanderfolge der Sprachen wie der Wissens gebiete nach der zahlenmäßigen Abfolge geordnet ist. Wenn auch gerade auf dem Gebiet der Übernahme fremden Geistesgutes die Zahl im Verhältnis zu der Qualität der Auslese sehr wenig bedeutet, so ergeben sich doch auch aus den rein statistischen Re sultaten durch Vergleiche mit früheren Jahren wichtige Auf schlüsse. Als Gesamtergebnis dieses Jahres ist festzustellen, daß sich die Zahl der Übersetzungen gegen 1936 um über 300 Ein heiten. von 2175 auf 1870 Erscheinungen, verringert hat. Da bei ist zwar zu beachten, daß Spanien mit rund 80 Titeln gegen das Vorjahr ausscheidet; die Differenz bleibt aber trotzdem recht erheblich. Sie ist in der Hauptsache durch die Einbußen in Groß britannien und den Vereinigten Staaten (fast 100) verursacht, ohne daß jedoch dadurch der seit 1936 von den Übersetzungen ins Englische und Amerikanische behauptete erste Platz in der Län derreihenfolge erschüttert worden wäre. Auch in den nordischen Staaten sowie in Sowjetrußland, Polen, Lettland und Ungarn waren die Einschränkungen bedeutend. — Die Beanspruchung der Wissensgebiete hat keine wesentlichen Veränderungen erfah ren; auf die eine Sonderstellung einnehmende Schöne Literatur folgen die Geschichts- und Religionswissenschaften, Medizin, Naturwissenschaften, Philosophie und Technik. Für die Schöne Literatur zeigten sich die Niederlande und in weiterem Abstand Italien, Ungarn und Großbritannien am aufnahmefähigsten; ge schichtliche und biographische Werke wurden in England, den Vereinigten Staaten und Frankreich bevorzugt. Mit Nachdruck muß darauf hingewiesen werden, daß alle bisher angeführten Zahlen aus den Mitteilungen ausländischer Bibliographien und internationaler Statistiken beruhen, die natürlich ohne irgendwelche Unterscheidung das gesamte aus der deutschen Sprache übersetzte Schrifttum einbeziehen. Da vom Standpunkt des heutigen Deutschland der Anteil der jüdischen und marxistischen Autoren auszuscheiden ist und etwa 20 Prozent des übersetzungsgutes aus volksfremden Quellen stammen, ist von der Gesamtsumme der 1 870 Erscheinungen ein Fünftel abzu ziehen, um mit rund 1 500 Titeln den richtigen Wert für die Beteiligung des deutschen Buches im Übersetzungswesen des Aus lands zu erhalten. Literaturpreise und Schristtumsführung in Frankreich Die unnatürliche Aufschwemmung des Buchmarktes in Frank reich ist seit Jahren eine überall zugegebene Tatsache. Sie mag als ein Zeichen der Zeitkrise gewertet werden. Sie erschwert bis zur Un möglichkeit eine systemvolle und fruchtbare Schrifttumsschau. Das seiner Natur nach geeignete Mittel der Auslese, die alljähr lichen Buchpreise, ist dabei nur von relativem Wert. Es gibt eine Unzahl von Preisen, von denen nur einige wenige zu öffentlicher Bedeutung gelangen. Und auch für diese, die Preise der ^esäomie krantzaise, den ?rix Ooneourt, k'emina, kenauäot besteht kein grund sätzlicher und einheitlicher Wertmaßstab. Es handelt sich bei den Orga nisationen, die die Preise verteilen, fast immer um Jntercssenzusam- menschlüsse, die häufig nur möglich wurden aus dem Gegensatz zu anderen literarischen Gruppen. So ist es wohl denkbar, daß ein Schriftsteller nicht um seiner selbst willen, sondern aus Gründen der Konkurrenz und der Meinungsverschiedenheit gefördert wird. Außer dem ist es meistens schwer erkennbar, warum eigentlich dieses oder jenes Buch ausgezeichnet wurde. Es fehlt die Einheit der Grundsätze, nach denen man entscheiden könnte. Wir gewinnen ein gutes Bild, wenn wir uns einmal in die Zeit vor 1033 zurückversetzen, wo auch in Deutschland eine zerstörte Lebenseinheit zu einem Chaos im litera rischen und künstlerischen Schaffen führte, wo die Kritik keine Basis hatte, von der aus sie den Strom des geistigen Lebens hätte fassen oder gar lenken können. In Frankreich kommt hinzu die außerordent lich angesehene Stellung, die seit jeher der Literat im öffentlichen Leben einnimmt. Literarische Meinungen und Gruppen erregen oft heftige polemische Kämpfe in der Öffentlichkeit und greifen weit über ihren Bereich hinaus in den tagespolitischen Streit ein. Neben der Vielzahl der Preise und den internen akademischen Zwistigkeiten machen also persönliche Interessen die Literaturpreise zu oft recht zweifelhaften Auszeichnungen. Besonders die Preise der ^cs- ckömie krsn^ai86 hab»n mit der Entwicklung des Schrifttums nicht Schritt gehalten. Den Umständen entsprechend ist für 1038 die Ge samtsumme auf beinahe 500 000 Francs erhöht worden. Davon galten aber nur 20 000 Francs für den großen Literaturpreis, 10 000 Francs für den Nomanpreis, 18 000 Francs für den Gobert-Preis. Die ge samte übrige Summe wurde aufgeteilt in weit niedrigere Preise, von denen man auch in Frankreich kaum die Namen kennt. Die geringe Volkstümlichkeit dieser Auszeichnungen durch die französische Akademie beweist auch die Methode der Verteilung. Im Gegensatz zu den anderen großen Preisen wird in der Akademie ausgerechnet im Juni und Juli entschieden, in der allgemeinen Ferienzeit, wo die große Öffentlichkeit kaum ein Interesse an literarischen Dingen hat. Die Kandidaten müssen sich bis zum 31. Dezember des Vorjahres melden, was bedeutet, daß nur Werke zensiert werden können, die mindestens ein halbes, meistens ein oder gar zwei Jahre alt sind. Bis auf die Hauptpreise ist außerdem die französische Akademie in ihrer Wahl nur auf die Bewerber angewiesen. Da aber die meisten Schriftsteller wenig Interesse an einem unbedeutenden Preis haben, melden sich nur sehr wenige. Damit aber sind die Ehrungen nur ganz zufällig und völlig bedeutungslos. So ist der große Widerhall erklärlich, den der ?rix Ooneourt, der am Ende des Jahres verkündet wird, in Frankreich erfährt, zumal die ^caciemie Ooneourt eine Gründung gegen die überalterte ^eackemie kran^aise war. Einsichtige Franzosen haben bereits auf die Folgen der Über produktion einerseits und der sinn- und systemlosen Preisverteilung andererseits hingewiesen. Es werden höchstens noch Talente gefördert, eigentliche Dichter nur rein zufällig. Damit tritt eine Vermassung des literarischen Lebens ein, während die Leserzahl ständig sinkt. Wir missen heute, daß die Buchkrise immer nur im Zuge der politi schen Erneuerung behoben werden kann, weil sie eine von der völki schen Not abhängige Einzelerscheinung ist. In Frankreich macht man gutgemeinte, aber doch wohl erfolglose Versuche einer Schrifttums lenkung und -förderung. Es ist etwas belustigend, zu hören, baß man sich bei solchen Versuchen zunächst einmal gegen die Unterstellung zensorischer oder gar »diktatorischer* Absichten verwahrt. Denn es hat in Frankreich immer eine straffe Schrifttumspolitik gegeben, die Xeackemie krsn^aise ist ihr erster Zeuge, und diese notwendige Füh rung ist erst mit der Überbewertung der demokratischen Freiheit ge schwunden. Einige Zeitschriften sind es vor allem, die eine Auswahl nach dem Wert geben wollen. So die Sequana. die zwar reichhaltigen aber doch wahllosen llouvelleZ Iütt6rsir68, in besonders konsequenter Form vor allem die Zeitschriften, die das katholische Schrifttum ver treten. Georges Duhamel gründete vor zwei Jahren die ^liianee ciu lüvre. Sie hat nach außen hin kulturpropagandistische Ziele und ist im Innern auf Gesundung und Führung des Schrifttums bedacht. Mit Bllchergutscheinen zu Geschenkzwecken, mit Auswahlkatalogcn u. a. versucht sie der Krise Einhalt zu gebieten. vr. Wallfried Vernunft. IVO
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