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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1939
- Strukturtyp
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- 1939-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1939
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Helene Zechner-Heyn, eine deutsche Buch händlerin*) Helene Zechner, Tochter des Buchhändlers Johannes Heyn in Klagenfurt, mar ihrem Gatten, dem Arzt 1)r. Karl Zechner aus Glanegg, nach Bautsch (Nordmähren) gefolgt, wo er Tabakfabrikarzt mar. <-chon daheim in deutsch-völkischem Geist erzogen, gründete sie nun im Turnverein von Bautsch, der als einer der ersten Vereine den Arierparagraphell durchgesetzt hatte, eine Frauenriege. Karl Zech ner starb an einer im Beruf erworbenen Krankheit und lies; die junge Witwe mit drei Knaben im zartesten Alter zurück, deren Er ziehung nun ihr allein oblag. Als der Älteste reif für die Mittel schule war, kehrte Frau Zechner nach Klagenfurt zurück, um ihrem Bruder Hans Heyn, dem Nachfolger des Vaters in der Buchhand lung, die Wirtschaft zu führen. HanS Heyn fiel im Weltkrieg und Frau Zechner übernahm für ihre unmündigen Söhne das Geschäft und leitete es seither durch gute und böse Tage, in Kriegs- und Inflationszeiten und in den schweren Kampfjahren der.nationalsozialistischen Revolution in Österreich. Das Haus Zechner war ein Treffpunkt der SA. und im Juli 1ll34 wurden alle drei Söhne als Hochverräter verhaftet und in die Kerker des Systems Schnschnigg geworfen und unmenschlich miss handelt. Helene Zechner wusste, daß drei Todesurteile gefällt werden konnten, und man hatte ihr sogar hinterbracht, daß im Gerichtshof von Klagenfurt der Galgen für ihre Söhne bereits aufgerichtet wurde. Sie war bereit, dem Vaterland auch das schwerste Opfer zu bringe», und ihre Haltung blieb ungebrochen. Beherrscht und ruhig stand sie im Geschäft und trug freundlich Bücher herbei. Jedermann kannte die große, schlanke Frau mit der allmählich schneeweiß gebleichten Haarkrone und den gütigen blauen Augen. Ganz Klagenfurt hielt den Atem an, als der Tag herankam, an dein das Militärgericht zusammentrat. Wer weiß, ob nicht die Richter, die über Tod und Leben zu entscheiden hatten, an das Gesicht und die Augen dieser Mutter dachten, als sie ihr Urteil über die drei Sohne sprachen: »Lebenslänglich«, fünfzehn Jahre und zwölf Jahre Kerker. Aber Frau Zechner sagte: »Es dauert ja doch nur regierungs länglich und nicht lebenslänglich«, fuhr alle fünf Wochen in das Staatsgefängnis nach Karlau bei Graz und lebte von einem zum andern Male von der Vorfreude auf ein Wiedersehen. Einmal wurde ihr berichtet, daß die Regierung Schuschnigg nun bald Otto von Habsburg wieder als Kaiser ins Land bringen »volle, der dann gewiß alle Gefangenen amnestieren werde. »Nein, lieber will ich meine drei Söhne noch länger im Kerker wissen, als einen Kaiser Otto im Land«, war die Antwort der tapferen deutschbewußten Frau. Die Regierung aber hatte an die Schulen und Ämter ein Ver bot erlassen, in der Buchhandlung Heyn einzukausen, und Frau Zech ner kämpfte den schwersten Existenzkampf durch. Von 8 Uhr früh bis 6 Uhr abends war sie im Geschäft tätig, und vorher und nachher sah man sie aus einem Fahrrad zu dem Landgut hinausfahren, das einer ihrer Söhne für den abwesenden Besitzer verwaltet hatte und das nun ganz verwaist war. Auch dort sah sie zeitig früh und spät abends nach dem Rechten und harrte auf dem Platze aus, den ihr Sohn verlassen hatte. Trotz aller Wachsamkeit der Polizei konnte man in der Buch handlung Heyn immer noch verbotene Bücher bekommen. Der illegale BDM., dessen Führerin Frau Zechner angestellt hatte, gab sich dort stets e'in Stelldichein und HI., NS.-Frauenschast und SA. gingen dort aus und ein. Eines Tages aber fand die Polizei bei einer Haus durchsuchung illegale Propagandaschriften und auch Frau Zechner mußte ins Gefängnis. Es scheint aber doch, daß die Richter angesichts dieser schwer geprüften Frau ein gewisses Schamgefühl hatten, und nach zwei Tagen wurde sie wieder in Freiheit gesetzt. Helene Zechner wußte sehr wohl, welch wertvoller politischer Faktor im Buchhandel steckt, und arbeitete als Beraterin ihrer Knn- den und in der Verbreitung bester deutscher Bücher im Sinne des Nationalsozialismus. Trotz aller Verfolgungen und Leiden verließ sie nie der feste Glaube an den Endsieg der Bewegung, der sie auf recht hielt bis zu dem Tag, da im Juli 1936, nach dem Abkommen aus dem Obersalzberg, ihre Sohne »begnadigt« heimkehrten. Auch heute noch steht diese tapfere Frau auf ihrem Posten und kann allen Buchhändlern Vorbild sein, die ihre Tätigkeit nicht nur als Geschäft, sondern als Mission am deutschen Volk auf fassen. Luise Wirk. *) Zum Jahrestag der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich veröffentlichen wir diesen Beitrag, der uns von der N.S.- Frauenschaft in Klagenfurt zur Verfügung gestellt wurde. Jubiläumsfeier im Hause E. S. Mittler K Sohn Aus Anlaß ihres einhundertfünfzigjährigen Bestehens am 3. März dieses Jahres veranstaltete die Verlagsbuchhandlung und Druckerei E. S. Mittler L Sohn, Berlin, in dem festlich geschmückten Kaisersaal des »Nheingold« eine würdige und eindrucks volle Feier. Nach dem gemeinsam gesungenen Choral »Nun danket alle Gott« gab der Seniorchef des Hauses, vr. KonradToeche- Mittler, in seiner Festrede einen Überblick über die Entwicklung des Verlages. Mit freudigem Stolz führte er aus, daß es der Familie Mittler durch bisher sechs Generationen vergönnt gewesen ist, das Unternehmen zu leiten und dabei in ihrem Wirken und Schaffen innig an dem Erleben unseres Vaterlandes teilzunehmen. Am Schluß seiner Ansprache wandte er sich mit herzlichen Worten an seine Mit arbeiter und Gefolgschaft, die auch durch viele schwere Jahre hindurch ihm in Treue und Pflichterfüllung eine Stütze waren. — Nach den feierlichen Klängen von Beethovens »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre« sprach im Namen der Gefolgschaft von Druckerei und Verlag der erste Prokurist K u r t S ch u l z e. Er entwarf ein eindrucksvolles Bild von dem jetzigen Seniorchef und schloß mit dem Gelöbnis weiterer Gefolgschaftstreue, die sich auch aus die nächste Generation, die in der Person des Sohnes Siegfried Toeche-Mittler bereits acht Jahre an der Betriebsführung beteiligt ist, fortpslanzen solle. Zugleich mit den Segenswünschen der Gefolgschaft übergab er die von Barbara von Kalckreuth geschaffene lebensvolle Büste des Seniorchefs. — Der Juniorchef des Hauses, Siegfried Toeche-Mittler, dankte in herzlichen Worten für die Wünsche der Gefolgschaft. Danach verlas er das Glückwunschschreiben des Führers und die Glückwünsche von Generalfeldmarschall Göring, Reichsminister l)r. Goebbels, des Präsidenten der ReichsschristtumSkammer Staatsrat Hanns I o h st sowie von anderen Mitgliedern der Neichsregierung, Wehr macht, Partei und des Buchhandels und gab die Verleihung der Goldenen Medaille der Industrie- und Handelskammer zu Berlin bekannt. Mit dem feierlichen Versprechen, das Unternehmen stets im Geiste der Volksgemeinschaft zum Wohle des Vaterlandes zu führen und mit einem dreifachen »Sieg Heil« auf Führer und Vaterland schloß der Redner. Nach dem Singen der Nationalhymnen wurde die eindrucksvolle Feierstunde, die vom 1. Musikkorps des Wachregiments Berlin würdig umrahmt wurde, beendet. Zum Abend hatten die Betriebsführer die Gefolgschaft zu einem Festmahl geladen, an dem auch zahlreiche Ehren gäste teilnahmen. Gelehrter Buchhändler, Feldbuchdrucker und Kartenverleger Am 11. März jährt sich zum hundertsten Male die Wiederkehr des Todestages von Bartholoinä Herder, eine der vielseitig sten Verlegerpersönlichkeiten im Anfang des vorigen Jahrhunderts und Gründer der Verlagsbuchhandlung Herder L Co. in Frei burg im Breisgau. Er wurde am 22. August 1774 in Nottweil am Neckar geboren. Die damalige Universität Dillingen bezog er mit dem Entschlüsse, »gelehrter Buchhändler zu werden, um vermittels des Buchhandels durch Verbreitung guter Schriften in das Leben cin- zugreifen.« Im Jahre 1801 gründete er in Meersburg am Bvdensee eine Buchhandlung und Druckerei, nachdem er drei Jahre lang in seiner Vaterstadt eine Schulbuchhandlung mit einem kleinen Ver lag betrieben hatte. Nach der Säkularisierung siedelte er zunächst nach Konstanz, dann nach Freiburg über. Hier nahm sein Unternehmen bald einen schnellen Aufschwung. Bartholomä Herder wollte alle Mittel, Wissen und Bildung zu verbreiten, ausschöpfen. In Freiburg bestand damals eine Lesegesellschaft, bei der ein von Herder aus gearbeiteter Entwurf für die Einrichtung einer Lesehalle großen An klang fand. 1811 siedelte sie in das Herdersche Haus über und nahm die Bezeichnung »Museum« an. Was dort an Bücherneuerscheinnngen, Tageszeitungen, Fachzeitschriften aus allen Gebieten (75 Nummern), auch ausländischen, an Nachschlagewerken, geographischen Karten usw. geboten wurde, hielt einen Vergleich mit den größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland aus. Die Ereignisse des Jahres 1813 machten Freiburg zu einen» Sammelplatz der nach Frankreich ziehen den preußischen und österreichischen Truppen. Das Hauptquartier in Lörrach beauftragte Herder mit der Herausgabe der »Teutschen Blätter«, die laufend Nachrichten über die Kriegsereignisse zu bringen hatten. Im Jahre 1815, als die Rückkehr Napoleons Europa noch einmal zu den Waffen rief, wurde Herder von Metternich zum k. k. Feldbuchdrucker ernannt. Er erhielt den Auftrag, sofort eine fahrbare Felddruckerei einzurichten, um im Gefolge der österreichischen Armee die Nachrichten des Oberkommandos sofort drucken zu können. 203
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