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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1939
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- 1939-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1939
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ungeheuer großer Zahl gemacht werden, um beweiskräftig zu wirken. Experimente, wie ich sie im folgenden Vorschlägen werde, kosten wenig und sind kräftigere Beweise dessen, was wahr (also im pragmatischen Sinne der Philosophie: nützlich) ist, als eine etwaige Beliebtheit von Büchern in großer Schrift sein würde. Es ist eine geschichtliche Tatsache: Wir sind von den großen Schriften (Cicero, Mittel, Tertia) zu den kleinen Schriften in Büchern übergegangen — nicht aus einer sozusagen »wissen schaftlichen« Überzeugung, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen. Es kann sehr wohl sein, daß diese wirt schaftlichen Gründe noch heute und für eine lange Zukunft weiter wirken werden: daß die kleinen Schriften (Nonpareille, Petit, Borgis und Korpus) be stehen bleiben müssen, weil wir kein Geld für die Verwendung besserer Schriften haben. Aber es ist im Zeitalter des Dritten Reiches nicht von der Hand zu weisen, daß wir uns be wußt sein müssen, warum wir klein oder groß, kompreß (dunkel) oder hell (durchschossen) setzenlassen. Es darf, wie seiner Zeit in der Presse berichtet wurde, kein Hitlerbub in die Adolf-Hitler-Schulen ausgenommen werden, der eine Brille tragen muß; das ist bedauerlich, aber gerecht, denn der kurzsichtige Knabe ist weniger leistungsfähig. Da zu verniuten steht, daß kleine Schriften an dem Zwang zur Brille mit schuld sind, muß der Verleger im Dritten Reich wissen, in welchem Maße er gegebenenfalls mitwirkt an der Schwach sichtigkeit der Knaben. Solche Experimente, wie ich sie hier anrege, damit wir uns bewußt werden, ob und in welchem Maße die Sehschärfe der Jugend von Büchern beeinflußt werden kann, sind vor Jahren von Professor Kirschmann vorgeschlagen worden "). Der Staats sekretär Heinrich Schulz, dem damals diese Dinge vorgetragen worden sind, hat sich völlig ablehnend verhalten gegen den Ge danken, die Lesbarkeit der Druckschriften prüfen zu lassen: weil damit der vorhandenen Literatur der Stempel der Schädlichkeit aufgedrückt werden könnte. Wenn dieser Grundsatz weiter maß gebend ist, dann erledigt sich mein Vorschlag. Aber wenn in die ser Sache ein Wort des Führers maßgebend sein darf, das Adolf Hitler am 23. Mai 1838 in München gesprochen hat: »Als Nationalsozialist habe ich mich vom ersten Tage ab losgesagt von jener bürgerlichen, trägen Gesinnung, die erklärt: Jawohl, diese Straße muß gebaut werden, aber das sollen ein mal unsere Kinder machen! Ich habe mich immer zu dem Grund satz bekannt: Es darf kein Problem geben, das gelöst werden muß, und das wir nicht selber lösen können!« — dann, in diesem Sinne, schlage ich eine experimentelle Prüfung der Lesbarkeit der verschiedenen Buchdruckschristen vor. Diese Prüfung der Lesbarkeit der Druckschrift in psychotech- nischen Versuchen hat schon eine lange Geschichte. Solche Ver suche haben stattgefunden in Frankreich (von Michel Breal), in Deutschland unter anderem von William Preyer und später von Paul Andries und Gustavo Winter, danach von Kirschmann, Freytag und Ferdinand Sauer. Jede dieser Folgen von Experi menten hat eine Unmenge von wichtigen Erkenntnissen ergeben, aber da eine planmäßige Erfassung und Wertung unterblieben ist, so fristen jene Erkenntnisse heute nur noch ein kärgliches Bestehen bei einzelnen Gelehrten. Es wäre kaum notwendig, daß bei einem groß angelegten neuen Versuche auf jene früheren Experimente und ihre Wertungen zurückgegrisfen wird: es kann ganz von neuem und nach eigenen Plänen eines tiefschürfenden Forschers begonnen werden, Formeln zu finden, die den Grad der Lesbarkeit von Schriften genau bestimmen sollen. Jene frü heren Experimente sind zum Teil mit ausländischen Hilfsmitteln und mit einer Maschinerie fremdländischer Herkunft bewirkt worden. Wohl waren sie in jeder Hinsicht fruchtbar und ergebnis reich, aber sie waren wohl doch nicht umfassend genug, um eine unbedingte Autorität beanspruchen zu können. Deshalb schlage ich vor: daß man ganz von vorn anfangen soll, ohne irgend etwas vorauszusetzen, daß man nicht einmal voraussetzen soll: Tertia ist groß, Petit ist klein, also wird Tertiaschrist unbedingt doppelt so gut lesbar sein wie Petit! Wer das vermuten wollte, geht nämlich falsch. Ich habe die Ergebnisse der Untersuchungen von Andries und Winter nicht genau vor Augen, aber sie gingen etwa dahin: Es ist durchaus nicht so, daß die große Schrift (Mittel oder Tertia) eine ganz leichte Lesbarkeit verbürgt; sondern es kommt in höherem Maße auf die Belichtung der Zeichen an. Kompresse Mittel oder Tertia ist weniger leicht lesbar und erfordert einen meßbar stärkeren Blutdruck als Ciceroschrift, die zwischen den Zeilen und zwischen den einzelnen Buchstaben rechts und links gut belichtet ist. Man mache einen Versuch, um den Grad der Belichtung der Schrift beim Lesen als maßgebend zu erkennen: Man schreibe dreißig Zellen mit der Schreibmaschine in »engen Zeilenabständen» und denselben Text mit »weiten Zeilenabstän den» — und man wird feststellen, auch ohne technische Zähl apparate, daß Leser, die den ganzen Text nicht kennen, die Schrift mit den schmalen Zeilenabständen viel schwerer lesen als die Schrift mit mehr Licht zwischen den Zeilen. Nach meiner unmaßgeblichen Ansicht bedürfte es nicht der Bücher, die in einer größeren Schrift gesetzt sind als heute üblich ist; sondern es müßte für viel mehr Licht zwischen den Zeilen ge sorgt werden. Kirschmann hat eine Formel aufgestellt, die in dür ren Worten besagt, daß die Blutdruckbeanspruchung in einem be stimmten Verhältnis steht nicht nur zu der Größe der Schrift, sondern vornehmlich und ausschlaggebend zu der Beleuchtung, worin dem Leser ein Wortbild erscheint. Es gibt im Grunde genommen keinen wichtigeren Beruf im Leben einer Nation als den eines Buchhändlers: er ernährt alle Geistigkeit eines Volkes. Was die größten Geister geschaffen haben: der Buchhändler macht es geltend, und wie er es geltend macht, so wirkt Wissen und Kennen und Können in die Zeit und in den Raum. Wenn es möglich wäre, Wissen und Können und Wollen dynamisch in die Umwelt zu verbreiten, ohne dabei Brillenträger züchten zu müssen, so würde der deutsche Buch handel im Sinne des Führerwortes wirken: »Es darf kein Pro blem geben, das gelöst werden muß, und das wir nicht selber lösen können!« Amschau in Wirtschaft und Recht Von Dr. K. Ludwig Genehmigung zum Wechsel des Arbeitsplatzes. Am 15. März 1939 trat eine zweite Durchführungsanordnung zur Verordnung über die Sicherstellung des Kräftebedarfs in Kraft (vom 10. März 1839, RGBl. I, S. 444). Sie bestimmt, daß,in Be trieben der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, des Bergbaus — mit Ausnahme des Steinkohlenbergbaus —, der chemischen Industrie, der Baustoffherstellung und der Eisen- und Metallwirtschast Betriebs sichrer oder Gefolgschastsmitglteder eine Kündigung erst dann aus sprechen dürfen, wenn das Arbeitsamt zugestimmt hat. — Diese ein- ') S. Börsenblatt Aahrg. 1918 Nr. 198. schneidende Maßnahme soll der ungesunden Fluktuation von rund 1,5 Millionen Arbeitskräften allmonatlich einen Riegel vorschieben, zumal anzunehmen war, daß bei dem Bedarf an Arbeitskräften die leichtfertige Lösung von Arbeitsverträgen und das leichtfertige Ab- wcrben noch znnehmen würbe. Kündigungsfrist in Sachsen. Nach Erlaß der Verordnung über die Beschränkung des Arbeits platzwechsels hat der Reichstreuhänder der Arbeit für Sachsen seine Anordnungen vom 19. September und 26. Oktober 1938 über die Ver längerung der Kündigungssrist auf drei Monate mit Wirkung vom 15. März 1939 aufgehoben. «S4 Nr. 74 Dienstag, den 28. Mär§ 1936
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