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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1939
- Strukturtyp
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- 1939-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1939
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- Deutsch
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Oer Schelm von Stetten hat in Wirklichkeit vor mehr als hundert Jahren gelebt und noch heute spricht das Volk von seinen köstlichen Streichen, seinen witzigen Einfällen und von seiner scharfen Zunge! Sein sprichwörtlich „bößes Maul" war aber auch sehr am Platze zu einer Zeit, in der die Menschen ca noch nicht wagten gegen Zürstenwillkür, Ausbeutung und Unterdrückung seder Art mit Mut und würde aufzutretcn. Oaß der Schelm ein reichlich privates Leben führte, zuerst als unartiger Schusterjunge, dann als Kirchweihfledler, der in allen Schenken Frohmut und Lebensfreude zu ver breiten verstand, und endlich als Korporal seines Herzogs, dem er mancherlei Belehrungen erteilte, versteht sich bei ihm von selbst! Köstlich die Anekdote, wie er sich nach einer ehrbaren Braut umschaut und gerade auf diesem Gebiet die schlimmsten Erfahrungen macht! Oder wie er den Soldaten Napoleons Sauer kraut und wein vom Zabertal verkauft und die magenschwachen Franzosen tags drauf ein Gefecht gegen die Österreicher verlieren, weil sie unter Klagen und Vehgeschrel die Folgen des „Bagrisch Krut" auf natürliche weise anbrin gen mußten. Wie gut besorgt er es den Behäbigen, den Habgierigen, den Hochmutsgeistern, den Herrschsüchtigen, den Aufschneidern, den Sattherzen, den „stillen wassern", dem Pfahlbürger, dem Guck-aufs-Geld, den superklugen und den törichten Jungfrauen, den Duckmäusern, den hochgeborenen Häuptern! Und wie versteht er es, ihnen allen durch sein schlichtes Beispiel voranzu gehen, wenn die Lage Menschlichkeit, Edelmut und Kühnheit erfordert! Llicht zuletzt hält der Eulenspiegel auch seinen engeren Landsleuten aufs treff lichste den Spiegel vor. „Wer nichts anderes kennt", sagt er einmal, „muß glauben, daß der Asperg der größte Buckel der Welt ist und ganz gewiß ist man droben den Sternen auch ein wenig näher als drunten in Möglingen!" Pfeffer braucht den Schelmenstreich wie die Luft zum atmen,- witzig und schlag fertig, hinterhältig und immer bereit zum Letzten, ist dieser schwäbische Eulen spiegel ein köstliches Stück alemannischer Geisteslandschaft. Oie locker anein ander gereihten Schelmenstücke umfassen Pfeffer« ganzes Leben und runden die Erzählung so ab, daß aus der Schwanksammlung die Geschichte eines weisen Narren wird, eine närrische Schau der geprellten und gehöhnten Stände vom Handwerker bis zum Landesfürsten. Aber gerade die Narrheit zeugt hier für den Kunstverstand des Erzählers, der sie in eine Szene setzt, die von Anekdote zu Anekdote Kraft sammelt, wie eine Rakete von Explosion zu Explosion, um den nächtlichen Raum des Lebens bedeutungsvoll zu erleuchten und zu durch kreuzen. »078 lstiges > Zeitung" am 10. März t-3- folgendes): sch die Leute die Speisekarte der Theater ansehen und ktwas Lustiges soll es sein. Ähnliches Hort man beim ^u schwer, recht fesselnd, am liebsten etwas Lustiges. lustig, wer ist nicht lieber lustig als traurig? . . ." us den tieferen Bereichen des Herzens", so ist damit ss und seines Dichters angedeutet: r»oir^ Meir, § pichen Werk*): Stetten Icclmenbuch / Salzburg-Leipzig Wie der Pfeffer öem Staötschreiber einen Streich spielt Leseprobe Es hatte sich herumgesprochen, daß der Stadtschreiber schon lange auf Freiers- füßen ging. Oie Jungfer Oorothee, die so ehrbar war wie reich, war sein Augen ziel geworden, und ihr zuliebe verwandte er viel Sorgfalt auf seine äußere Gestalt. Aus diesem Grunde schickte er nach einiger Zeit seine Schuhe wieder in die Werkstatt des Schusters, um sie dort verschönern zu lassen. Pfeffer, der ein gedemütigtes Wesen zur Schau trug, um seinen Meister zu täuschen, freute sich auf die Gelegenheit, dem Stadtschreiber die Heimzahlung geben zu können - und als ihm der Meister eines Abends befahl, die gebesserten Schuhe am anderen Tag in die Stadtschreiberei zu tragen, war sein Plan gemacht. Noch in der Nacht machte er sich auf, schlich sich vor das Haus der Jungfer und setzte die Schuhe auf der Schwelle ihres Haustörlcins nieder, pärleinweise und so gerichtet, als seien sie von selbst herzugelaufen und warteten, von der Jungfer eingelassen zu werden. Dann verbarg er sich. Als das Sechsuhrglöcklein läutete, ging der Amtmann vorüber, erkannte die Schuhe des Stadtschreibers auf der Staffel und dachte im weitergehen: „Ei, huldigt der Herr Amtsbruder so tüchtig dem Weine, daß er sein eigenes Haus nicht mehr findet und in der Nacht bei fremden Leuten eingeht?! Aber warum stellt der Tölpel seine Schuhe vors Haus?" Als er gegangen war, kam der fromme Herr Spezial, der schlecht geschlafen hatte und sich in der kühlen Morgenluft erfrischen wollte. Er sah die Schuhe, wußte aber nicht so recht, wem sie gehörten, machte eine besorgte Miene und dachte: „Sollte es möglich sein, daß die Jungfer so leichtsinnig geworden ist, daß sie einen Mann bei sich einläßt? wer ist der leichtfertige Bruder, der im Städtlein einen solchen Anstoß gibt? Sollte es der Ratsschreiber sein, dann will ich ihn nächstens zitieren!" Nach ihm kamen einige Weiber, sahen die Schuhe, verhielten sich den Mund und machten böse Augen, „Schaut die Heuchlerin, die Jungfer!" schmähten sie, „steht sie nicht drein, als kriegte ste eine Ohnmacht, wenn sie einem Manns bild in die Augen schaut? And da läßt ste einen Burschen in ihre Kammer! Oie Frömmlerin! Ja, eine solche ist auch nicht bester wie wir andern!" und schimpfend gingen ste weiter. Zuletzt kam ein kleines Hündlein, schnupperte an den Schuhen, dachte sich gar nichts und hob das Bein. Pfeffer, der im Hinterhalt saß und es sah, dachte: „Oas ist nun schon die zweite Wasterprobe!" Nicht lange danach lugte die Hausmagd der Jungfrau aus der Tür, sah die Schuhe, wußte gleich, wem ste gehörten, bekam einen Schrecken und nahm ste eilig weg. Pfeffer glaubte genug gesehen zu haben und wollte gehen, aber schon nahte sich im Eilschritt der Ratsschreiber, als hätte er von dem Schimpf ver nommen, klingelte ein paarmal, doch erst, als er wie ein Steuerprester am Klingelzuge riß, wurde ihm von der mürrischen Magd geöffnet. Orinnen im Haus ging es nun ein wenig laut her, die Jungfer, noch in der Morgenhaube, trat an ihr Schlafkammerfenster, schmiß es wütend zu, und Pfeffer glaubte hinter den Gardinen ein unsanftes Gerade zu hören, die Stimme des Schreibers gleich einer klagenden Posaune, dazwischen die der Jungfer wie eine schrille Schelle gellend. Sin vierseitiger Prospekt (Zeichnung, Text und Leseprobe dieser Anzeige) steht für die Werbung zur Verfügung. ») 180 S., Format 11,5:1 y,5 cm, Ln.RMZ.Y0, vielfarbiger Schutzumschlag. , so. Mär, ross «07«
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