LIN IX L II L kr Dem englischen Historiker, der über dem Streit der Nationalitäten steht, ist es gelungen, ein leiden- schastloses und sachliches Bild des wirklichen Wallenstein zu entwerfen. Hier lernen wir den geheimnisvollen Mann nicht nur als hervorragenden Feldherrn und Organisator der kaiserlichen Heere kennen, die er meist mit eigenen Mitteln anwarb und zu einer schlagfettigen, vorzüglich ausgebildeten Truppe drillte, sondem wir gewinnen auch Einblick in sein Privatleben und sehen ihn als geschickten Kaufmann und Spekulanten, der mit den ersten Uber see-Handelshäusern seiner Zeit in engster Verbindung stand, als Ehemann und Gutsherrn, der zwischen den Schlachten noch Zeit fand, seinen Grundbesitz zu vermehren, als Bauherrn, der die ersten Architekten und Künstler mit der Ausschmückung und Umgestaltung seiner Schlösser in Friedland und Prag beauftragte, als den Herzog von Fried- land, der wie ein souveräner Fürst regierte und dabei als um- sichtiger Landesvater unablässig für die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage seiner Untertanen besorgt war, als den großzügigen, hochgebildeten und vorurteils freien Mann, der trotz seines Übertritts zum Katholizismus sich niemals von engherzigem Fanatismus Hinreißen ließ und den Menschen nicht nach seinem Glauben, sondem nach seiner Leistung beuüeilte. Watson, der als Meister der historischen Biographie durch sein Werk über Katharina von Medici in der gesamten Kulturwelt bekannt geworden ist, hat sich nicht darauf be schränkt, das Lebensbild seines Helden nur nach den vor liegenden gedruckten Quellen zu gestalten. Er hat vielmehr aste Stätten besucht, an denen Wallenstein geweilt hat und in emsiger Spürarbeit in deutschen und tschechischen Ar chiven eine Fülle bisher kaum beachteter Einzelheiten ans Tageslicht gefördert, die von größter Wichtigkeit sind, weil sie neues Beweismaterial für die vom Verfasser vorge nommene und überzeugend durchgeführte Revision des Lha- rakterbildes der Persönlichkeit Wallensteins bringen. Ein Atemzug von Europas tragischem Verhängnis weht durch dieses Buch, dessen lebendiger Stil den Leser unwillkürlich in seinen Bann zieht und ein plastisches Bild einer der umstrittensten und zugleich erschütterndsten Gestalten der deutschen Geschichte enthüllt. ^ Oie äeutseke ^iisAsbe «isclieiiit >» Xiirse Rr. «l Mittwoch, den s. Sprit lsss XLII. VLiri^e 8LKI.HX ^usIieterunS in XVieir: vr. krsur üsin 2253