Die 5. Arbeitstagung des Amtes Schrifttumspflege kreiste um den Leitgedanken Einsamkeit und Gemeinschaft Der Gedanke des Liberalismus und Individualismus ist bekanntlich, nachdem er sich völlig totgelaufen und zum Kampf aller gegen alle verzerrt hatte, durch die größere Idee des Vorrangs der Gemeinschaft abgelöst wor den, wie fle uns die nationalsozialistische Revolution gebracht hat. Diese Idee der Gemeinschaft aber setzt sich scharf ab von jedem gleichmacherischen Kollektivismus, denn der Nationalsozialismus hat von vornherein die Ach tung vor der Persönlichkeit und der schöpferischen Leistung des Einzelnen auf seine Fahne geschrieben. Die Gemeinschaft der Volksgenossen ist auf das stärkste daran interessiert, daß die schöpferischen Persönlichkeiten nicht ausfterben, sondern daß sie sich entfalten können, daß ihnen ihr Schaffen nach Möglichkeit erleichtert, daß ihnen also die Gelegenheit dazu gegeben wird. Der schöpferische Mensch, der aus der Gemeinschaft herauswachst, braucht immer wieder die Einsamkeit, um sich zu sammeln und von hier aus dann wieder zur Gemeinschaft sprechen zu können; erst sein Werk entscheidet, ob er ein wahrer Einsamer oder — wie Friedrich Griese es so schön aus drückt—nur ein Abseitiger ist. Die Beiträge dieses Bandes wandeln diesen Gedanken in mehr oder minder freier Form ab; sie stoßen darüber hinaus zu grundsätzlichen Fragen des dichterischen und künstlerischen Schaffens über haupt vor und untersuchen außerdem Einzelfragen, wie sie sich im Bereich jeglicher Schrifttumsmittlung ergeben. So vereinigen sich denn in diesem Buche, das zehn auf der Ar beitstagung gehaltene Reden und Vorträge enthält, Dichter, politische Führer, Schrtfttumsmittler, Büchereileiter und Verleger zu einem Gemein schaftswerk, das schon als solches einen Beweis dafür liefert, daß grund verschiedene Naturen und Menschen der verschiedensten Jahrgänge und Be rufe einträchtig derselben Idee zu dienen imstande und gesonnen sind, aus dem aber gleichzeitig erkennbar wird, daß diese Einigkeit über das Ziel und die Hauptrichtung dennoch größte Vielfalt im einzelnen ermöglicht. S I. Engelhorns Nachf. Adolf Spemann Stuttgart 333* Nr. 83 Donnerstag, den 6. April 1989