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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1939
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- 1939-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1939
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Vorhalten von jedem einzelnen fordert. Ganz besonders aber, seitdem das preußisch-deutsche Heer der Allgemeinen Wehrpflicht für die Freiheit der Nation kämpft, ist diese Auffassung von menschlichem Anstand bei ihm zuhause. Eine leider häufig auftretende Abart dieses Schrifttums sind Erzählungen, die sich mit Spionage und Gegen spionage befassen. Diese vielfach sehr abenteuerlichen Er zählungen tragen meist den Stempel des Unglaubhaften an sich. Sie wirken auf den kritiklosen Teil des Publikums wie der Hintertreppenroman, spannend und nervenkitzelnd; irgendeinen Nutzen bringen sie nicht, weil sie nieist ein durchaus unzutreffen des Bild von den Hintergründen der Kricgsführung zeichnen. Die schöpferische Leistung des höheren Führers wird darin baga tellisiert, weil unwichtige Zufälligkeiten fast immer sein Werk zum Scheitern bringen. Derartige Schriften sind dazu geeignet, außenpolitische Schäden anzurichten, wenn der Ausländer sie für bare Münze hält und wirklich glaubt, daß bei uns dieses oder jenes niederträchtige Mittel zur Anwendung gebracht worden sei. Überhaupt sollte man in diesem Schrifttum nicht zu ein seitig den Weltkrieg behandeln, der in seinem letzten Teil viel fach keineswegs nachahmenswerte Erscheinungen zutage förderte. Die neuere deutsche Heeresgcschichtc der Kriege Friedrichs des Großen, der Befreiungskriege und der Einigungskriege bieten eine Fülle von Stoff, die echtes Führer- und Soldatentum in vorbildlicher Form zeigt. Die großen Refornier Scharnhorst, Gneisenau und Bohcn sind in ihrem ganz auf die Sache einge stellten Idealismus wert, immer wieder unserem Volk nahege bracht zu werden, und ohne den alten Feldmnrfchall Moltkc in seiner verinnerlichten Geistigkeit, seinen! unbeugsamen Sieges willen und seiner edlen menschlichen Ausgeglichenheit wäre deut sches Soldatentum nur ein tönendes Erz. Eine weitere Ausgabe des Wehrschrifttums ist die Weckung und Förderung wehrpolitischen Ver- ständnisses. An ihm hat cs jahrhundertelang gerade dem deutschen Volke, wie wir wissen, sehr gefehlt. Was für Mühe hat es die preußischen Führer l8I3 gekostet, nicht nur das eigene Volk, sondern alle Völker deutscher Zunge zum gemein samen Kampf gegen Napoleon mitzureißen. Und welchen Un dank haben sie dann in der Zeit der Reaktion geerntet! Wie kurzsichtig war die Haltung des preußischen Parlaments gegen über Bismarcks ziclbewußter Politik in der Konfliktszcit! Wie sind wir in der Zeit vor dem Weltkrieg in sorgloser Vertrauens seligkeit dem Gedanken der Allgemeinen Wehrpflicht untreu ge worden! Wie gläubig hat dann das deutsche Volk auf Wilsons »Vierzehn Punkte- reagiert! Wie hat der Reichstag in der Systcmzcit immer noch an unserer wirklich kümmerlichen kleinen Wehrmacht hcrumgcstrichen! Diese Andeutungen zeigen, wie bit ter notwendig es für uns in Zukunft ist, die tatsächlichen Ge gebenheiten richtig zu erkennen und unsere Abwehrmaßnahnien dagegen zu treffen. Es wird daher sehr nützlich sein, wenn rück schauend immer wieder diese Fehler der Vergangenheit im Schrifttum behandelt werden. Daneben aber ist ebenso wichtig eine Betrachtung unserer wehrpolitischen Lage in der Gegenwart. Unsere räumliche Lage im Zentrum Europas mit ihren langen Landesgrenzen, die Ge fahren der Einkreisung und des Mehrfrontenkrieges, die Bedeu tung einer starken Seemacht zur Sicherstellung der notwendigen Zufuhr aus den neutralen Ländern, schließlich unsere luftpoli tische Lage mit ihren Gefahrenmomenten und Ausweichmöglich- kciten. Hand in Hand damit geht eine Unterrichtung über die Wehrmachts- und wehrpolitischen Tendenzen des Auslandes. Wenn wir die Ergebnisse der Wehrpolitik des Führers in den Jahren 1938 und l939 betrachten, so ist kein Zweifel darüber, daß die Sicherheit unseres deutschen Lebensraumes ganz erheb lich größer geworden ist. Dies in überzeugender Weise zu be leuchten ist ein sehr dankbarer Borwurf. Nur ist dabei wie bei allen wehrpolitischen Schriften zu beachten, daß nur wirkliche Sachverständige sich damit befassen. Ungeschickt vorgetragcnc An sichten von Laien könnten hier schweren Schaden anrichten. Die zweite Kategorie des Schrifttums ist das wehrkundliche. Es verfolgt den Zweck, Kenntnisse vom Wesen und Aufbau unserer Wehrmacht im Volke zu ver breiten, um die Wehrmacht im Volke geistig zu verwurzeln. Bei Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht geschah dies in Dutzenden von Büchern, in denen sich nieist Bilder aus dem Leben des Soldaten mit einem oft reichlich oberflächlichen ver bindenden Text zusammenfanden. So nötig dies vielleicht an fangs war, um die dem Wehrdienst entfremdete.Jugend zur Wehrmacht heranzuführen, so wichtig ist es jetzt, dieses Schrift tum zu verinnerlichen. Es genügt nicht, das Soldatenleben ober flächlich zu beschreiben. Es sollen dabei auch die soldatischen Tugenden behandelt werden, die den Wert einer Wehrmacht ausmachcn: Einsatzbereitschaft, Mut, Treue, Kameradschaft. Die Wehrkundc beschäftigt sich aber nicht nur mit der Wehrmacht selbst, sondern mit allen anderen Gebieten, die zur Landes verteidigung gehören, zum Beispiel dem Luftschutz, dem Wehr verkehrs- und dem Wehrnachrichtenwesen und vor allem mit den Gebieten der Wehrwirtschaft. Überall muß dem Leser vor Augen geführt werden, daß jeder an seiner Stelle einen verantwortlichen Platz in dem großen, alles umspannenden Apparat der Landesverteidigung einnimmt, daß cs von der Pflichttreue jedes einzelnen abhängt, wenn dieser Apparat glatt und reibungslos funktionieren soll, daß jeder dadurch mitwirkt am Endsiege der Nation. Schließlich ist noch das weite Gebiet des wehrwissen- s ch a f t l i ch c n Schrifttums zu nennen. Dieses Schrifttum schafft die Grundlage für die von mir genannten drei anderen Zweige des Wehrschrifttums. In ihm werden die Gedanken zusammengetragen und durchgcarbeitet, die dann in leicht faß barer Form als wehrpolitisches und wehrkundliches Wissen ver breitet werden. Die Wehrwisscnschaften dienen aber auch der Erforschung aller der Gebiete, die mit der Landesverteidigung Zusammenhängen. Um Ihnen einen Begriff zu geben, wie viel seitig diese Disziplinen sind, möchte ich die wichtigsten kurz nennen: Zur Lehre vom Wesen und Zweck des Krieges gehören: die allgemeine Theorie des Krieges, das heißt die Erforschung des Krieges nach der philosophischen und juristischen Seite, wie sie auf den Gebieten des Kriegs- und Völkerrechtes und der Kriegsphilosophie zum Ausdruck kommt. Die Lehre von den Wehrmitteln umfaßt die Erforschung der lebendigen Wehrkraft durch die Wchrpsychologie, die Wchrbiologie und die Wehr erziehung, ferner das Studium des Wchr-Staatsrechtcs, der Wehrpolitik und der Wehrversassungen. Die Weiterentwicklung der materiellen Kräfte in der Wehrphysik, der Wehrchcmic und der Wehrtechnik, die Erforschung der Einflüsse des Raumes und der Bodengestaltung und des Wetters auf die Kriegsführung, wie sie in der Wchrgeopolitik, der Wehrgcographie, der Wehr- gcologie und der Wehrmeteorologie betrieben wird und wie sie sich in der Wehrwirtschaft beim Produktions- und Verbrauchs- Prozeß äußern. Schließlich gehören in die Lehre von der Kriegs führung folgende Gebiete: Die Gcsamtführung des Krieges, die die politische und militärische Führung umfaßt Es gehört weiter hierzu die Lehre von der Führung des Land-, See- und Luftkrieges, also Operationslehre und Taktik, und schließlich auch die rein politischen Methoden, wie sie der Krieg gegen die Seele des Volkes und der Wirtschaftskrieg in sich schließen. Die meisten dieser Gebiete werden auch historisch behandelt werden müssen, weil sich nur so große, durch die Jahrhunderte laufende Entwicklungslinien abzeichncn und aus ihnen Lehren für die Zukunft gezogen werden können. Daher wird die Wehr und Kriegsgeschichte in verschiedener Gestalt vorgctragen wer den: einmal unter dem allgemeinen Gesichtspunkt der Bewäh rungsprobe für Staaten und Völker, ferner als Geschichte des Wehrwesens, der Wehrtechnik, der Wehrwirtschaft und schließlich als Lehrmittel für das Studium der Operation?- und Gefechts lehre. Diese Auszählung ergibt, daß der Kreis derjenigen, die sich mit den Wehrwissenschaften beschäftigen, keineswegs aus schließlich Offiziere umfaßt. Fast jeder Zweig der allgemeinen Wehrwissenschasten hat eine Sparte, die im Zusammenhang mit der Landesverteidigung steht. So wird die gesamte Wissenschaft zu einer tätigen Helferin im Dienste der Behauptung der Le bensmöglichkeit der Nation. So wird sie von einem mannhaften, Nr. 108 Donnerstag, den 11. Mai 1030
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