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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1939
- Strukturtyp
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- 1939-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1939
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vermittelnd zu arbeiten. Die Grundlage hierfür mußte eine wirtschaftliche sein, denn ohne diese wirtschaftliche Grundlage ist niemand in der Lage, einen Kulturberuf auszufüllen. Der Leihbuchhändler hat eine verantwortungsvolle Ausgabe, indem er verpflichtet ist, den Leser immer wieder auf das gute Buch aufmerksam zu machen. Gerade in diesem Punkte muß der Leihbuchhändler sein Können, seine Befähigung und seine Be rufung beweisen. Bei einer gewissen Kategorie von Lesern ist eine besonders sorgfältige Aufklärung notwendig, da diese Leute kaum in der Lage sind, ein gutes von einem schlechten Buch zu unter scheiden. Der Leihbuchhändler muß seine Berufung zum Leih büchereigewerbe beweisen, indem er schlechte Bücher, deren Auf lagen in der Hauptsache für Leihbüchereien gedruckt werden, abzulehnen in der Lage ist, sodaß sich eine weitere Ausgabe derartiger Bücher für den Verlag nicht mehr lohnt. Herr Mau ging dann auf solche Bücher näher ein und unterteilte sie in anspruchsvollen und anspruchslosen Kitsch. Er gab einige Lese proben zum besten, die viel Heiterkeit auslösten und die Frage be rechtigt erscheinen ließen, warum ein Verleger derartiges überhaupt drucke. Der Leihbuchhändler müsse sich immer mehr seiner Aufgabe bewußt werden, die sowohl literarisch wie auch politisch ein großes Verantwortungsgefühl voraussetzt. Jeder solle sich einmal eingehend mit dem leichten Buchmaterial in seiner Leihbücherei befassen, den Kitsch lesen, um selbst zu einem Urteil zu kommen, aber dann auch den Mut aufbringen, der artige Bücher auszumerzen und die Leser oder Leserinnen von einer derartigen gedankenlosen Literatur abzubringen. Sodann ging Herr Mau näher auf den Menschen selbst ein, der in einer Leihbücherei als Inhaber steht. Die Umsatzzahlen haben ergeben, daß ungefähr 40 Prozent der Leihbüchereien noch nicht einmal einen Durchschnittsumsatz von RM 200.— im Monat erreichen. Diese können dabei nicht leben, sie sollten lieber einen anderen Beruf ergreifen und damit ihre Arbeits kraft der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, statt weiterhin ein vielleicht bequemes, aber unwürdiges Dasein zu führen. Am Montag, dem 8. Mai 1939, 8 Uhr, begann die eigent liche Arbeitstagung für die Landesfachberater der Fachschaft Leihbücherei. Der Fachschaftsleiter Herr Mau konnte die Herren Oberregierungsrat Hein Schlecht vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Prof. Dähnhardt vom Reichserziehungsministerium und den Geschäftsführer der Reichs schrifttumskammer, Pg. Wilhelm Ihde, als Gäste begrüßen. Zunächst sprach Oberregierungsrat Schlecht über schrift tumspolitische Arbeiten im Leihbuchhandel. Er nannte es einen schönen alten Brauch, daß sich Buchhändler und Verleger einmal im Jahre in Leipzig zusammcnsinden, um einander von dem zu berichten, was auf ihrem Sektor geleistet wurde und gleichzeitig von berufener Stelle zu hören, welche Maßnahmen von der schristtumspolitischen Führung aus in Zukunft für notwendig erachtet werden. Auch die Leihbuchhändler benötigen diese all jährliche Bestandsaufnahme, diese Rückschau und Vorschau. Der Redner wies dann darauf hin, daß wir heute über die Jahre hinaus sind, in denen sich mit dem Begriff -Leihbücherei- das Bild eines Schmökerladcns verband, in dem zerlesene Bücher zweifelhaften Inhalts für wenige Pfennige zu entleihen waren. »Sie alle wissen, wie lange und wie ernsthaft diese Schreckvor stellung die Daseinsberechtigung Ihres Standes schlechthin in Frage gestellt hat und noch in Frage stellt. Eine wirkliche kultur politische Notwendigkeit für den deutschen Leihbuchhandel wird sich erst dann ergeben, wenn dieser Berufsstand die ihm er wachsenen Aufgaben erkannt hat und sich bemüht, ihnen gerecht zu werden.- Der Beruf als Leihbuchhändler ist demnach nicht nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten aufzufassen. Der Leser, der vertrauensvoll in die Leihbuchhandlung kommt, muß sinn voll zum Buch geführt und für das Buch geworben werden. Wer heute in die Front der deutschen Buchmittler gehört — und das ist beim deutschen Leihbuchhändlcr der Fall — der hat eine wichtige Aufgabe deutscher Menschenführung übernommen, die volle Verantwortung erfordert und jenseits von kaufmännischen Kalkulationsmethoden den vollen Einsatz einer politisch und fachlich zuverlässigen Persönlichkeit verlangt. Viele unter den deutschen Leihbuchhändlern haben diese Ausgabe erkannt und be folgen sie. Noch viele stehen aber abseits, weil sie innerlich ihren Beruf nicht als Berufung im besten Sinne des Wortes ausfassen, sondern lediglich als ein Mittel, Geld zu verdienen. Diese gilt es zu erfassen und auf ihre Verantwortung hinzuweisen. Von der staatlichen und parteilichen Schrifttumsführung her wird für die Zukunft mit rücksichtsloser Entschlossenheit von jedem Leihbuchhändler die Entscheidung verlangt werden, ob er die Forderungen, die an ihn zu stellen sind, richtig erkannt hat und ob er willens ist, sie zu erfüllen, oder ob er weiterhin in einem Stande dahinvegetieren will, mit dem er innerlich nicht das geringste zu tun hat. Die positive Auswirkung kultur politischer Zielsetzungen könne nur dann umfassend sein, wenn an keiner Stelle des Einsatzes eine Fehlentwicklung vorliegt. Was nütze die ganze Arbeit für das gute deutsche Buch, das Bemühen um das Wohlergehen der Dichter und Schriftsteller, wenn es noch Leihbuchhandlungen gibt, die einen Hort übelster Schund literatur, deren Schreiber lediglich an die niederen Instinkte ahnungsloser Leser appellieren, darstellen. Hier müsse unter allen Umständen Wandel geschaffen werden. Zum Schluß erwähnte Oberregierungsrat Schlecht die Grün dung des »Großdeutschen Leihbüchereiblattes-. Damit sei endlich auch für den Leihbuchhandel ein Organ geschaffen, das in jeder Weise die Gewähr für eine sachlich und kulturpolitisch wertvolle Erfüllung seiner Aufgaben gibt. Eine solche Zeitschrift würde viel leicht nirgends dringender gebraucht als gerade im deutschen Leihbuchhandel. Mit dem Einsatz für sie sollen die Landesfach berater mithelfen, dem Leihbuchhandel jene Schlagkraft zu ver leihen, die im Rahmen der gesamten Kulturpolitik notwendig sei. Die jedem Heft beiliegende Vorschlagsliste von Neuerschei nungen werde sich binnen kurzem zu einem brauchbaren Hilfs mittel jeder Leihbücherei entwickeln. Oberregierungsrat Schlecht schloß seine mit lebhafter Zu stimmung aufgenommene Ansprache an die Landesfachberater mit der Aufforderung, Bindeglied zwischen der schrifttumspoli- tischcn Führungsstelle und der Breite des Standes zu sein und sich als solches zu bewähren. Aus der sich anschließenden lebhaften Aussprache waren die zahlreichen Wünsche der Leihbüchereien zu erkennen.—Nach einer kurzen Pause gab dcr Rechtssachbcarbciter der Abteilung III (Buch handels der Rcichsschristtumskammer l)r. Grcwe einen kurzen Überblick über juristische Fragen im Leihbuchhandel, woran sich der Vortrag des Referenten des Leihbuchhandels in der Reichsschrift- tumskammcr, Rommel, anschloß. Dieser behandelte eingehend die Reichskulturkammergesetzgebung, besonders die für das Leih- bllchercigewerbc erlassenen Anordnungen und deren Anwendung und Auswirkung in der Praxis. Insbesondere ging Herr Rommel näher auf die Bekanntmachung der Reichsschrift- tumskammcr Nr. 133 ein (Anordnung zum Schutze der verant wortlichen Persönlichkeit im Buchhandel). Gerade diese Unord nung sei für die weitere Ausrichtung und Säuberung des Leih buchhandels von einschneidender Bedeutung. Nach der Mittagspause sprach, von allen Landesfachberatern mit herzlicher und aufrichtiger Freude begrüßt, der Leiter des Deutschen Buchhandels und Vizepräsident der Reichsschrifttums- kammer, Wilhelm B a u r. Er übcrbrachte die Grüße des Präsi denten der Kammer Staatsrat Hanns I o h st und führte dann näher aus, was die Reichsschrifttumskammer von einem Landes fachberater erwartet. Die Landesfachberater haben die fachliche Betreuung der Leihbüchereien ihres Gaues wahrzunehmen und müssen sich zur Pflicht machen, die Leihbüchereien ihres Gaues nach und nach genau kennenzulernen. Sie müßten ihre Aufgabe als eine politische ansehen und stets die große Linie wahren. Gegensätze zwischen den einzelnen Fachschriften gäbe es nicht. Alle Arbeit habe nach einheitlichen Richtlinien und im Vertrauen zur Leitung zu erfolgen. Sodann machte Herr Baur noch nähere Ausführungen zu den Themen: Buchpolitik, Nachwuchsfragen und Veranstaltungen in den einzelnen Gauen. Nr. 112 Dienstag, den lg. Mat 1939 41S
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