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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1930
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- 1930-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1930
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Nr. 37 (N. 18). Leipzig, Donnerstag den 13. Februar 1930. 87. Jahrgang. Redaktioneller Teil Zur Wirtschaftslage. Von Prof. vr. G. Menz. IDic Konjunkturberichte — Reichssinnnzlnge — Weihnachts geschäft — Aussuhrcrgcbnisse — Arbcitsmarktlagc.f Alle Konjunkturberichte find in diesen Tagen be greiflicherweise grau in grau gestimmt. Das preußische Ministe rium für Handel und Gewerbe z. B. faßt seinen Monatsüberblick dahin zusammen: Der Monat Januar brachte eine Erleichterung auf dem Geld märkte, dagegen keine Besserung des Warenmarktes. Auch der Kohlenabsatz zeigte zum ersten Male seit längerer Zeit eine rück läufige Tendenz. Der Absatz in der Eisen- und Maschinenindustrie ging weiter zurück, während die Lage der chemischen Industrie be friedigend blieb. Einzelhandel und Handwerk litten unter der mangelnden Kaufkraft der Bevölkerung. Das Baugewerbe fand trotz milder Witterung infolge der Kapitalknappheit kaum Be schäftigung. Die Lage der Textilindustrie verschlechterte sich weiter. Im Nahrungsmittelgewerbc konnte nur die Fleisch- und Fisch industrie und die Branindustrie eine Besserung seststellen. Der Kursdurchschnttt der an der Berliner Börse gehandelten Papiere steigerte sich von rund 107 tu der letzten Dczcmberwoche aus rund 115 in der Woche vom 20. bis 25. Januar. Hierin drückt sich die Hoffnung ans, dast die angektindigten durchgreifenden Mastnahmen zur Besserung der Finanzlage in Reich, Ländern und Kommune» auch eine Besserung unserer allgemeinen Finanz- und Kreditlage ermöglichen werden. Bezüglich der Lage in der graphischen Industrie im bc- soüderen heißt es: »Die Lage der ostprcußischen Zellstosfindnstrie hat sich nicht geändert. Die Lage der Papierindustrie loar unein heitlich. Unbefriedigend ist vor allem der Bedarf des Inlandes. Der Auftragsbestand ist bei allen Werken mehr oder weniger klein. Er sichert die Beschäftigung nur ans kurze Zeit. Die Ge schäftslage des Buch- und Steindruckgewerbes war unbefriedi gend. Die Leistungsfähigkeit der Bctriebsanlagcn konnte bei wei tem nicht ausgcnuht werden. Die Nachfrage blieb hinter den Er wartungen zurück. Sie bewegte sich in engen Grenzen. Bei dem äußerst starken Wettbewerb ist der zu erzielende Nutzen ganz gering. In der Briefumschlagindnstric war das Geschäft nicht besonders lebhaft. Der Geschäftsgang der Schriftgießereien und chemigraphischen Anstalten war nicht befriedigend.« Auch aus dem Einzelhandel lauten die Nachrichten betrüblich genug: »Das warme Wetter hat das Geschäft im Einzelhandel wiederum un günstig beeinflußt. Dazu kam die mangelnde Kaufkraft von brei ten Schichten der Bevölkerung, was sich, insbesondere auch auf dem Lande, immer stärker fühlbar macht. Im allgemeinen sind die Umsätze daher verhältnismäßig gering gewesen. Etwas über dem Durchschnitt lagen sie in denjenigen Branchen, in denen In venturausverkäufe veranstaltet wurden. Das Ergebnis war hier uneinheitlich, überwiegend aber nicht recht befriedigend. Im all gemeinen sind die Preise durch die starke Konkurrenz sehr ge drückt. Das Abzahlungsgeschäft hat weiter zugenommcn». Die Industrie- und Handelszeitung hatte schon mit Bezug auf den Dezember geschrieben: Der Dezember ist fast für alle Branchen des Einzelhandels der bei weitem lebhafteste Monat. Seine Umsatzaestaltnng ist daher für den Gcsamtbctriebserfolg weitgehend ausschlaggebend. Wenn man im grasten Durchschnitt sür den gesamten Einzelhandel einen monat lichen Umsatz von 3 Milliarden RM schätzen kann, so dürste der Dezcmberumsatz saisonmästig nahezu 5 Millardcn RM auf sich ver einige». Es wiegt daher um so schwerer, wenn man seststellen muß, dast der diesjährige Tezemberumsatz im Einzelhandel hinter dem ent sprechenden Monatsumsatz des Vorjahres zurückgeblieben ist. Zwar hat das eigentliche Weihnachtsgeschäft in vielen Branchen eine ge wisse Besserung der Situation mit sich gebracht — insbesondere gilt das für den Einzelhandel mit Bekleidungsgegenstündcn, dem die nach dem Silbernen Sonntag einsetzcnde Kälte sehr zugute kam — doch waren die ersten 14 Tage des Dezember so ungünstig, dast das Gesamtergebnis keineswegs befriedigen kan». Damit steht auch sest, daß der gesamte Jahresumsatz 1020 im Einzelhandel — von Nah rungsmitteln abgesehen — hinter dem Umsatz des Jahres 1928 zurückgeblieben ist. Das Institut sür Konjnnktnrsorschnng stellt fest, daß zwar von 1927 zu 1028 die Umsätze noch um 0—7 v. H. ge stiegen sind, daß man aber für 1020 in den wichtigsten Waren Um satzrückgänge beobachten kann. Den Umsatzverlust allein an Be- kleidnngsgegenftändcn veranschlagt das Institut sür Konjunktur forschung auf etwa 200 Millionen Mark. Erschwerend kommt hinzu, dast auch im Dezember die Preise weiter sinkende Tendenz hatten. Dies gilt auch für die Preise des Einzelhandels, soweit sie im Lebenshaltungsindex Ausdruck finden. Stärker noch, als dieser Index es andentct, hatte auch im letzten Monat dieses Jahres die Preisgestaltung des Einzelhandels unter Zwangsvcrkäuse» mit Schlcuderangcboten zu leiden, die z. Tl. durch Exmittierung von Ladenmietern zum Jahrcsschlust erzwungen Bedauerlicherweise hat das überstürzt dnrchgcpcitschtc Gesetz über den 5-Uhr-Labenschlust am Heiligabend cbcnsalls dazu bei getragen, die Dezcmbcrumsätzc zu beeinträchtigen. Zweifellos hat eine teilweise Umlagcrung der zwischen 5 und 7 Uhr getätigten Umsätze auf die Vortage stattgesnnden. Die Vorbereitnngszeit jedoch war zu kurz, als daß sich das lausende Publikum aus die Neuerung hätte einstcllen können, so dast die Schilderungen über zahlreiche Abweisungen kauswilligcr Kunden nach 5 Uhr durchaus glaubhaft erscheinen. Die durch den Friihschluß am Heiligabend bedingten Umsatzaussällc zahlenmäßig zu bestimmen, ist wohl kaum möglich, doch sollten sie nicht unterschätzt werden. Klagen über den störenden, abträglichen Einfluß des frü heren Ladenschlusses am heiligen Abend sind auch ans dem Buch handel bekannt geworden. Hier werden im lausenden Jahr noch rechtzeitig Maßnahmen vorbereitet lvcrden müssen, um der Wiederholung ähnlichen Schadens vorznbcugcn. Der schlechte Jahrcsschlnß hat natürlich auch den schlechten Anfang des neuen Jahres doppelt ins Gewicht fallen lassen, und das ist um so ernster zu nehmen, als die Aussichten für die nächste Zukunft wenig günstig erscheinen. Das Institut für Konjunkturforschung weist in einem seiner letzten Wochenberichte darauf hin, daß in der nächsten Zeit die allgemeine Kauftraf! um so stärker unter der Arbeitslosigkeit leiden werde, als die Arbeitslosigkeit dies mal konjunkturell bedingt sei, also relativ längere Zeit anhalten werde. Das Institut weist dann aber weiter darauf hin: Es ist bezeichnend, daß in der letzten Zeit namentlich die Umsätze in Luxus- und Kulturbedarfsartikcln sLedcr- und Galanteriewaren, Gcschenkartikel) stark gesunken sind. Verschärft wurde der Um satzrückgang durch die milde Witterung während der Winter saison. Eben diese milde Witterung, welche die Fertigstellung zahlreicher Neubauwohnungen auch während der Wintcrmonate gestattete, bewirkte jedoch eine leichte Erhöhung der Umsätze in Hausrat und Möbeln. Es ist damit zu rechnen, daß die ungünsti gen Wirkungen der Kanfkraftcntwicklnng auf die Umsätze des Einzelhandels wenigstens teilweise dadurch gemildert werden, daß in diesem Jahre zahlreiche Frühjahrsvinkäufc, die infolge der vorjährigen Kältcperiode ausgefallen waren, nachgeholt loerden». 153
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