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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1939-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1939
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- Deutsch
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Vörsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Nr. 138 <R. 78» Leipzig, Sonnabend den 17. Juni 1SSS 106. Jahrgang Erster Reichslehrgang zur Förderung des buchhändlerischen Nachwuchses in Lauenstein (S. dazu die Berichte in Nr. 132 und 136) Auch am dritten und vierten Tag des Lehrganges hielt uns in Lauenstein das herrliche Frühsommerwetter die Treue, sodaß, wie an den beiden ersten Tagen, die Referate und die damit ver bundenen Arbeitsgemeinschaften im Freien gehalten und durch geführt werden konnten. Über die »Bedeutung des deut schen Buches im Ausland« hielt am Mittwochvormittag Regierungsrat vr. Hövel vom Propagandaministerium einen tiefgründigen, lebendigen und interessanten Bortrag, in dem er die Teilnehmer des Lehrgangs an eine Reihe von Fragen heran führte, die nicht nur im Rahmen des der Arbeitswoche gestellten Themas bedeutsam waren, sondern die allen wertvolle Richt linien für die eigene Berufsarbeit vermittelten, vr. Hövel ver stand es, in seinem Referat einfache sachliche Mitteilungen zu verbinden mit einer eingehenden Einführung in die Proble matik des umfassenden Themas, das ihm als Aufgabe gestellt worden war. Die reichen Erfahrungen, die vr. Hövel in den letzten Jahren gesammelt hat, und die unmittelbaren Eindrücke, die er auf zahlreichen Auslandsreisen sich verschaffen konnte, gaben seinen Ausführungen jene Anschaulichkeit, die den Teil nehmern des Lehrgangs eine besonders tiefe Erkenntnis ver mittelte von der außerordentlichen Wichtigkeit der hier behan delten Fragen und von der nicht zu überschätzenden Bedeutung des deutschen Buches im Ausland. Or. Hövel arbeitete dabei zwei Grundtatsachen sehr klar heraus: zum ersten die Bedeutung des Buches im fremdsprach lichen Ausland als Zeugnis des deutschen Geisteslebens und Kulturschafsens und als Brücke der Verständigung zwischen Deutschland und den anderen Völkern, und zum zweiten die Bedeutung des deutschen Buches für die Ausländsdeutschen und für die Volksdeutschen, für die das Buch eine der zuverlässigsten Verbindungen mit dem Mutterlande schafft. Daß die Ausfüh rungen von vr. Hövel auf guten Boden gefallen waren und sehr aufnahmebereite Hörer gehabt hatten, das zeigte die leb hafte Aussprache, die sich am Nachmittag an den Bortrag von Dl. Hövel anschloß. Während der Aussprache, die von den Lehr gangsteilnehmern zu vielen Fragen an den Referenten vr. Hövel benützt wurde, hatte dieser noch mehrfach Gelegenheit, einige besonders wichtige Probleme im Rahmen des Gesamt themas eindringlich zu behandeln. Im Anschluß an das Referat von vr. Hövel hielt Ober- regierunsrat Schlecht, der sich leider nur kurz bei uns auf halten konnte, einen Vortrag über das Thema: »Staat und Schrifttum», in dem er über die vielfältigen Beziehungen zwischen Schrifttum und Staat sprach und außerdem darlegte, wie weit verzweigt die Schrifttumsarbeit des Staates ist und in welcher Weise der Staat die Entwicklung des deutschen Schrift tums anregt und lenkt, ohne dabei die schöpferische Tätigkeit der künstlerischen Persönlichkeit in irgend einer Weise zu beschränken oder einzuengen. Oberregierungsrat Schlecht nahm während seines Vortrages mehrfach Stellung zu besonders dringenden Fragen des buchhändlerischen und schristtumspolitischen Lebens. Die sich unmittelbar an den Vortrag von Oberregierungsrat Schlecht anschließende kurze Aussprache gab Gelegenheit zur Klä rung mancher noch vorhandenen Unklarheit, und die Teilneh mer des Lehrgangs gaben zu verstehen, daß sie durch den Vor trag von Pg. Schlecht einen tiefen Einblick in das Wesen der Schrifttumsarbeit des Staates, die sich für den oberflächlichen Betrachter zunächst ja nur in Anordnungen und Anweisungen äußert, bekommen hatten. So wurde das Referat von Pg. Schlecht ganz von selbst zu einer wertvollen Ergänzung der Aus führungen von Reichsamtsleiter Hagemeyer über das Thema: »Partei und Schrifttum». Das Gegengewicht dieses arbeitsreichen Tages bildete die mehrstündige'Wanderung des Lehrgangs in die herrliche Um gebung Lauensteins. Nach dem Abendessen versammelte sich der Lehrgang dann noch einmal, um im sinkenden Abend charakte ristische Beispiele aus großen politischen Reden in Vergangenheit und Gegenwart zu hören. Die Beispiele waren aus Reden Friedrichs II. von Hohenstaufen, Friedrichs des Großen, Fichtes, Bismarcks und Adolf Hitlers ausgezeichnet gewählt. Aus allen den Proben politischer Reden, die von verschiedenen Teil nehmern des Lehrgangs vorgelesen wurden, wurde jedem ein zelnen von uns mit überraschender Deutlichkeit klar, daß es immer wieder die gleichen großen Lebensfragen gewesen sind, mit denen das deutsche Volk sich auseinandersetzen mußte, und daß große deutsche Männer bei der Lösung der Fragen auch in früheren Jahrhunderten stets mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. So wurde der »Abend der politischen Reden» zu einem geschichtlichen Anschauungsunterricht, wie man ihn sich hätte lebendiger nicht wünschen können. Der Donnerstag, der letzte Lauensteiner Tag des Lehrgangs, stand im Zeichen des aus Stuttgart zu uns gekommenen Dichters Karl Götz. Karl Götz hielt zunächst einen umfassenden Vor trag über das »Deutschtum in der Welt» und über das Problem der deutschen Auswanderung. Wir hörten vieles, was uns noch nicht bekannt war, und sahen Tatsachen, denen wir vielleicht bisher keine besondere Bedeutung zugemessen hatten, in einem neuen Lichte. Das Besondere des Vortrages von Karl Götz lag darin, daß bei ihm nichts trockene Darstellung blieb, sondern alles zu lebendiger Anschauung wurde. Karl Götz hatte Gelegenheit, eine große Anzahl, ja fast alle deutschen Volks gruppen der Welt zu besuchen, und es gibt nur wenige deutsche Dichter, die ähnlich wie er aus und in dem gewaltigen Weltwanderbuch der Deutschen zu lesen wissen. Nicht nur die zahlreichen selbsterlebten Geschichten, mit denen Karl Götz seinen Vortrag lebendig gestaltete, sondern auch das Gefühl, daß hier einer nicht aus angelerntem Wissen, sondern aus dem persön lichen Erlebnis und der unmittelbaren Erfahrung heraus sprach, gab diesem Vortrag eine außerordentlich starke Wirkung. An der Aussprache, die sich an das Referat von Karl Götz anschloß, mag der Dichter selbst gesehen haben, wie dankbar wir ihm waren für alles, was er uns zu sagen hatte. Die schönste Ergänzung zu dem Referat des Vormittags gab Karl Götz selbst am Abend, als er uns noch eine Reihe von selbsterlebten Geschichten von seiner Amerika-Reise zum Teil frei erzählte, zum Teil aus seinem preisgekrönten Buche »Brüder über dem Meer« vorlas, Geschichten, die uns manchmal zu einem herzlichen Lachen be geisterten, bei denen wir aber auch manchmal in ergriffenem Schweigen saßen. Wenn Karl Götz erzählt, dann sind Begriffe wie: deutsche Auswanderung oder: deutsches Volkstum in der Welt keine Worte mehr, sondern sie gewinnen Leben und lassen uns fühlen, welch ein Großes dieser Blutstrom ist, der das deutsche Volk mit allen denen verbindet, die draußen als Men schen deutschen Blutes ihr Dasein behaupten und für ihr Mutter land zeugen. Der Vortrag und die Lesung von Karl Götz stellten im Ganzen eine ausgezeichnete Ergänzung zu dem Referat von vr. Hövel dar, und so dürfen gerade der dritte und vierte Tag des Nr. 138 Sonnabend, den 17. Juni 1939 493
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