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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1939
- Strukturtyp
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- 1939-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1939
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- Deutsch
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Oliva, wo wir von dem auf der höchsten Erhebung, dem Karlsberg, stehenden Aussichtsturm die gesamte Danziger Küste überblicken konnten. Die Führung lag in den Händen von vr. Brutzer, dem Assistenten von Prof. vr. Drost, der uns den Lichtbildervortrag ge halten hatte. In Oliva besichtigten wir die Kathedrale, das Schloß mit Schloßpark und das Freilichtmuseum. Dann ging die Fahrt wei ter nach Zoppot, wo wir leider nicht lange bleiben konnten. Immer hin genügte die Zeit, uns durch ein für Buchhändler und Buch händlerinnen aus dem ganzen Reich offenes Beliebig-Schwimmen in der Ostsee zu erfrischen. Siegerin wurde eine Kameradin aus Hagen in Westfalen. Dann kam Danzig. Es war von vornherein klar, daß wir nur die hauptsächlichsten Wahrzeichen Danzigs, und auch diese nur ober flächlich besichtigen konnten; denn wollte man alle Sehenswürdig keiten dieser an Kunstschätzen so reichen Stadt auch nur einigermaßen eingehend betrachten, hätte man dazu allein schon eine Woche nötig gehabt. Am Abend trafen wir uns mit dem gesamten Danziger Buchhandel. Die Kameradschaft und die Stimmung, die uns seit Be ginn unseres Lehrganges beherrschten, übertrugen sich sehr schnell auch auf die weitaus in der Übermacht befindlichen Danziger Kame raden und Kameradinnen. Wir haben gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verging, und nicht nur wir, sondern auch die Danziger waren traurig, daß unser Lagerleiter jegliche Verlängerung über Mitter nacht hinaus ablehnte. Trotzdem ging es singend zurück nach Mariensee. Mit Rücksicht auf den späteren Feierabend begann der nächste Tag eine Stunde später. Vormittags sprach Negierungsrat vr. Hövel vom Neichsministerium für Volksaufklärung und Propa ganda über »Das deutsche Schrifttum und der deutsche Buchhändler im Ausland«. Auch an diesen Vortrag schloß sich eine lebhafte Aus sprache an, die naturgemäß vornehmlich von den Kameraden aus dem Ausland bestritten wurde. Nachmittags hatten mir wieder einen besonderen Genuß. Der von Prof. Kindermann so gerühmte und deshalb von uns mit Spannung erwartete Danziger Dichter Erich P o st las Erzählungen und Gedichte aus seiner Sammlung »Im alten Hof« und gab uns damit ein Bild von dem prachtvollen Menschenschlag der Danziger Niederung. Nur zu schnell verflog die Stunde, die uns danach mit Erich Post noch um einen Heuhaufen vereinte. Nach dem Abend essen machten wir einen gemeinsamen Spaziergang um den ganzen See herum. An einer besonders schönen Stelle rasteten wir, und ein Kamerad aus Freiburg t. Br. mußte uns von seiner halbmotori sierten Wanderung erzählen, die ihn kurz vor Beginn der Arbeits woche mit Tornister aber ohne Geld durch Lettland, Estland und Finnland geführt hatte. Der letzte Tag in Mariensee brachte politisch gesehen den Höhe punkt unserer Arbeitswoche. In einem groß angelegten Vortrag sprach Gauschulungsleiter Pg. Löbsack über »Danzig und das öst liche Zwischenfcld«. Die gewaltige Wirkung der Rede auf uns be wies, daß wir Pg. Löbsack verstanden hatten. Am Nachmittag sprach an Stelle des Leiters der Neichsschule des Deutschen Buchhandels, Pg. Schönfelder, der am Kommen leider verhindert war, der Leiter unserer Arbeitswoche, Pg. Lau dien über »Die Bedeutung des Buchhandels innerhalb der deutschen Volkswirtschaft«. Die von Pg. Laudien mitgetcilten Zahlen waren recht aufschlußreich, und mancher von uns wird mit Erstaunen gehört haben, daß der deutsche Buch handel einen so wichtigen Faktor im deutschen Wirtschaftsleben dar stellt. Der Nest des Tages war ausgefüllt mit einem letzten Nund- gcspräch. Einheitlich kam dabei die große Befriedigung über die Teil nahme gerade an dieser in allen Punkten so glänzend verlaufenen Arbeitswoche zum Ausdruck. Auch über die Frage, ob eine Arbeits woche politisch sein soll oder nicht, gab es nur eine Meinung. Nicht zuletzt die Hoffnung, an der Quelle über Ostpolitik etwas zu erfahren, hat uns nach Danzig eilen lassen. Wir wären enttäuscht gewesen, wenn es anders gewesen wäre. Der Abend des letzten Tages in Mariensee vereinte uns im Dorfkrug. Hier weilte auch Pg. Tuchel wieder unter uns. Er zeigte uns, daß er nicht nur ein guter Kamerad, sondern auch ein glänzen der Unterhalter ist. Schade, daß er nicht während des ganzen Lehr gangs bei uns sein konnte. Am Sonntag früh hieß es dann Abschied nehmen von Mariensee. Die Omnibusfahrt von Mariensee nach Danzig war unser letztes gemeinschaftliches Unternehmen. Mit Rücksicht auf die verschiedenen Startplätze und Abfahrtszeiten für die Heimreise konnte sich jeder die letzten Stunden im deutschen Danzig selbst gestalten. Die aus landsdeutschen Kameraden eilten mit den ihnen vom Pg. Laudien besorgten Ehrenkarten ins Staatstheater, wo Neichsminister Or. Goebbels sprach. Eine andere Gruppe unternahm noch eine Dampfer fahrt durch den Danziger Hafen und nach Gdingen, dem polnischen Hasen an der Ostsee. Alle noch nicht abgereisten Teilnehmer trafen sich abends noch einmal in Zoppot, bas in großer Festbeleuchtung prangte. Auch hier hatte Kamerad Laudien die Ausländsdeutschen wieder unter seine Fittiche genommen. Er war mit ihnen zu dem großen Künstlerfest gegangen, auf dem das gesamte Ballett des Deutschen Opernhauses Berlin in Anwesenheit des Reichsministers vr. Goebbels ein Gastspiel gab. Mit klarem Blick auf die Probleme, die im Osten jetzt einer Lösung zugeführt werden sollen, fuhren die Kameraden ins Reich zurück. Die auslandsdeutschen Kameraden aber wissen, daß ihre »Rufe über Grenzen« im Reich nicht nur gehört, sondern auch ver standen werden. N. Obst selber. Neuere holländische Buch- und Druckkunst Zur Ausstellung im Deutschen Buchgewcrbehaus Die großen Traditionen der holländischen Buch- und Druckkunst im 17. Jahrhundert, die vor allem durch den Namen Elzevir gekenn zeichnet sind, hatten schon gegen Ende dieses Jahrhunderts ihr Ende erreicht. Während im 17. Jahrhundert das englische Druckgewerbe von dem holländischen noch völlig abhängig war — bezog doch Eng land den größten Teil seiner Drucktypen von Holland —, so hatte sich das Bild im 18. Jahrhundert, als Caslon und Baskerville die ersten englischen Originaltypen schufen, zugunsten Englands völlig geändert. Erst in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts er wachte, wie in den anderen Ländern, in England und Deutschland vor allem, als Protest gegen die gerade auch im Druckgewerbe zutage tretenden nivellierenden und mechanisierenden Einflüsse der Ma schine, die holländische Buchkunst zu neuem Leben. In den Nieder landen begann die Reform der Buchkunst ganz wie in Deutsch land mit der Erneuerung des »Beiwerks«, der Illustration und des Einbandes, während die eigentliche typographische Ge staltung des Buches zunächst noch unbeachtet blieb. Dies änderte sich erst in den beginnenden Jahren des neuen Jahrhunderts, als der damals sechsundzwanzigjährige Sjord Hendrik de Noos die Künstler, Schriftsteller und Drucker auf die Tatsache hin- wics, daß dem Text im Buch ausschlaggebende Bedeutung zukomme, die Drucktype gleichsam die Urzelle des Buches, demgegenüber die Illustration nur eine Art Begleitmotiv sei, und in der Harmonie von Text, Illustration und Einband das Wesen des Jdealbuches beschlossen liege. Aus diesen Gedanken und Erwägungen heraus schuf de Noos im Jahre 1912 seine Holländische Mcdiaeval, die in der Schriftgießerei »Amsterdam« herauskam, deren Mitarbeiter de Roos seit vielen Jahren ist. Dieser Schrift folgte die Erasmus-Mediaeval desselben Künstlers, und als fetter Schnitt dazu die »Grotius«. Im Jahre 1933 erschien seine »Egmont«, deren erste Probe bereits 1932 auf der Ausstellung »Goethe in der Buchkunst der Welt« in Leipzig gezeigt worden war und die sich im Gegensatz zu den erstgenannten Schriften, die sich die Drucktypen des 16. Jahrhunderts zum Vorbild nahmen, an die Didot- und Bodoni-Schnitte des 18. Jahrhunderts anlehnte. Seine »Libra«, die ebenfalls in der Lettergieterij »Amster dam« herauskam, erfreut sich einer ähnlichen Beliebtheit wie bei uns die »Claudius« von Rudolf Koch, und man könnte sagen, daß die »Libra« ohne das Vorbild Rudolf Kochs kaum hätte geschaffen ' werden können. Mit einer Übersicht über die für das holländische Druckgewerbe bedeutungsvollen Typen eröffnet die sehr instruktive und mit großer Sorgfalt und Kenntnis ausgewählte Ausstellung im Deutschen Buch gewerbehaus ihre Schau, die etwa die letzten fünfzehn Jahre des holländischen Buchschaffens umfaßt. Das ganze Material hat der künstlerische Beirat des Deutschen Buchgewerbcvereins und Schrift leiter des »Archivs für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik«, der Maler und Graphiker Walter Hofmann in Leipzig, zusammen gestellt, der selbst in der Nachkriegszeit zwei Jahre als Buch- und Werbekttnstler in den Niederlanden tätig war und erst kürzlich wieder Gelegenheit hatte, die neuen Fortschritte im holländischen Buch- und Nr. 160 Donnerstag, den 18. Jutt 1939 555
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