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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1939
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- 1939-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1939
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Rufe über Grenzen Eine berufskundliche Arbeitswoche in Danzig-Mariensee Rund dreißig Kameraden und Kameradinnen, darunter fünf Volksdeutsche aus den durch den Versailler Vertrag an Polen abge tretenen Gebieten und aus dem Baltikum, halten der Einladung der Neichsschrifttumskammer zu der berufskundlichen Arbeitswoche nach Danzig-Mariensee vom 11. bis 18. Juni Folge geleistet. Es würde sich wohl verlohnen, über die Schönheiten der Reise zu erzählen, aber ich soll ja einen Bericht über eine berufskundliche Arbeitswoche für eine Fachzeitung schreiben. Trotzdem kann ich nicht verschweigen, daß gerade die herrliche Seereise dazu angetan war, die Bedeutung der Worte »Rufe über Grenzen«, die als Motto über unserer Arbeitswoche standen, zu unterstreichen. Wir waren voller Ungeduld, als wir in Zoppot an Land gingen. Den Teilnehmern, die mit der Bahn durch den Weichselkorridor fuhren, wird es ähnlich ergangen sein, als sie in Marienburg eintrafen. Den ersten offiziellen Gruß entbot uns der Gauschulungsleiter Pg. Löbsack im Nechtsstädtischen Rathaus zu Danzig. Mittags hatte der Senat der Freien Stadt Danzig zu einem Empfangsessen in das Hotel »Deutsches Haus« cingeladen, bei dem wir durch Kultur rat Pg. I)r. Goergens begrüßt wurden. Die dazwischenliegende Zeit hatten wir zu einem kurzen Nundgang durch Alt-Danzig be nutzt, bei dem die Danziger Teilnehmer die Führung übernommen hatten. In etwa einstündiger Fahrt brachte uns dann ein Omnibus von Danzig nach Mariensee, unweit der heutigen Grenze mit P.olen, wo wir in der Horst-Hoffmann-Jugendherberge untergebracht wur den, die an einem ganz von Wald umgebenen See liegt. Die erste Arbeitstagung fand bei herrlichstem Sonnenschein am Ufer des Sees statt. Der Leiter der Arbeitswoche, Pg. Lau dien, erläuterte zunächst nochmals das uns in großen Zügen bereits be kannte Programm. Dann lernten wir uns bei einem ersten Nund- gespräch gegenseitig kennen. Es waren Teilnehmer aus vielen Gauen, in den verschiedensten Altersklassen und aus allen Sparten des Buch handels vertreten. Trotz dieser unterschiedlichen Zusammensetzung war schon der Anfang der Arbeitswoche voller Harmonie. Die von allen Teilnehmern geübte Kameradschaft hat — das sei vorweg be merkt — wesentlich zum guten Gelingen der Arbeitswoche bei getragen. Und nun zu den Themen der Woche. Es war klar, daß die Arbeit aus dieser ersten außerhalb der Grenzen des Großdcutschen Reiches veranstalteten Arbeitswoche unter dem Einfluß des Auslandsdeutsch tums im Osten stehen mußte. Schon der erste Abend bewies das. Pg. Tuchel vom Amt Schrifttum bei der Landeskulturkammer in Danzig hatte es sich nicht nehmen lassen, zu uns herauszukommen und uns etwas über die Entwicklung in Danzig von der Beendigung des Weltkrieges bis heute zu erzählen. Er tat das in so eindrucks voller Weise, daß wir ihm gern noch länger zugehört hätten. Sein Vortrag vermittelte uns die ersten eingehenden Kenntnisse von den Verhältnissen in dieser »freien« Stadt. Der zweite Tag brachte uns gleich zwei große Referate. Vor mittags sprach vr. Kranhals vom Ostland-Jnstitut in Danzig über »Politische Osteuropaprobleme«. Er schilderte die politische Ent wicklung im osteuropäischen Raum, wie sie durch die in den Pariser Vorortverträgen geschaffenen Gebictsveränderungen eingeleitet und bedingt wurde. Polen, der wichtigste der aus der »Konkursmasse« der alten Teilungsmächte Preußen, Rußland und Österreich-Ungarn entstandenen Staaten wurde besonders eingehend behandelt. Der Redner schilderte die Außenpolitik dieses Staates von seiner Grün dung bis heute und ging auch auf die Hintergründe und das Zu standekommen des englisch-polnischen Garantieabkommens ein, das den Führer zur Kündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes aus dem Jahre 1934 veranlaßte. Er zeichnete somit ein klares Bild von dem für das Schicksal des deutschen Volkes so entscheidenden Spiel der Kräfte im östlichen Raum. Das Referat des Nachmittags hielt Prof. I)r. Heinz Kinder mann, Münster, über »Die Volksdeutsche Dichtung in Nordost europa«. Er unterstrich eingangs die Bedeutung der erst seit ver hältnismäßig kurzer Zeit erforschten Volksdeutschen Dichtung. Jedes innerhalb der deutschen Volksgruppen in aller Welt erklingende deutsche Dichterwort sei als^politische Tat zu werten, denn es ver mittle diesen Vorposten Deutschlands die in ihrem Kampf ums Dasein entscheidende seelische Kraft und sei weiterhin geeignet und berufen, im Reich Verständnis, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft für unsere Brüder jenseits der Grenzen zu wecken. Im ersten Teil seines. Themas behandelte der Redner dann »Die Danziger Dichtung«. Er machte uns mit den jungen Danziger Dichtern bekannt und zeigte, unterstützt durch kurze Leseproben, ihre Eigenart und Bedeutung. Neben Martin Damß, dem wichtigsten Danziger Lyriker, den er als Balladendichter mit Agnes Miegel und Börries von Münchhausen auf eine Stufe stellte, wies er besonders auf Erich Post als Prosa dichter hin, der vielleicht einmal einer der großen deutschen Epiker und Humoristen werden könne. Den Abend des zweiten Tages gestalteten unsere Volksdeutschen Kameraden aus Polen. Sie erzählten aus ihrem eigenen Erleben heraus von dem schweren Kampf ihrer Volksgruppe um die Be hauptung der deutschen Art und besonders vom Kampf um die deutsche Schule. Am nächsten Morgen setzte Prof. Kindermann seine Vortrags folge fort. Er sprach zunächst über »Die deutsche Dichtung in Polen«. An einzelnen Dichtern und ihren Liedern zeigte er uns, wie hart und leidenschaftlich diese Menschen schon von jeher um ihr Deutschtum gerungen haben. Im zweiten Teil seines Vortrages beschäftigte sich Prof. Kindermann mit der »Deutschen Dichtung im Baltikum«. Das Schicksal dieser deutschen Volksgruppe ist eine Folge ihrer eigen artigen sozialen Schichtung. Es fehlt der Bauern- und Mittelstand, während Aristokratie und Literatenkreise überstark vertreten sind. Die Balten sind achthundert Jahre lang die Herren in ihrem Lande gewesen. Das prägt sich in ihrem Wesen und auch in ihrer Dichtung aus, z. B. in dem Gedicht von Zoege von Manteuffel »Die baltischen Junker«. In ihrer Dichtung lebt das Gleiche, was die in der Heimat Zurückgebliebenen durch ihr Leben beweisen: Der Wille, standzuhalten und die Liebe zu ihrem kleinen Lande. — Beide Vorträge waren nicht nur für die Volksdeutschen aus dem Auslande sehr erhebend; auch den reichsdeutschen Kameraden hatten sie viel zu sagen. Am Nachmittag machte uns Neichsamtsleiter Pg. Hagemeyer in vornehmer, sachlicher Art mit der Arbeitsweise des von ihm geleiteten »Amtes Schrifttumspflege der NSDAP.« vertraut. E» brachte dabei soviel Neues, daß man wohl sagen kann, er hat es verstanden, das Thema für uns alle interessant zu gestalten. Seine Ausführungen über den Buchhändler könnten uns fast etwas stolz machen, wenn wir nicht wüßten, mit welch' gesteigerter Verant wortung unsere Aufgabe verbunden ist. Au den Vortrag schloß sich eine sehr lebhafte, um nicht zu sagen leidenschaftliche Aussprache an, an der sich auch der Leiter der Neichsschrifttumsabteilung im Propagandaministcrium, Ministerial dirigent Berndt beteiligte, der zusammen mit Pg. Hagemeycr ge kommen war. — Als Abschluß des Tages las uns Viktor Lau- dien die Erzählung »Das vergessene Heer« von Basner vor. Der nächste Tag brachte uns eine kleine Überraschung. Unser Tagesraum war plötzlich kein Tagesraum mehr. Er war nämlich von einem »Luftschutzlehrer« und einer »Laienhelferin« regelrecht verdunkelt worden. Dies hatte sich als notwendig erwiesen, weil wir zur Abwechslung mal einen Lichtbildervortrag hatten. Prof. vr. Drost führte uns an Hand schöner Lichtbilder in die architektonischen Eigenheiten der alten deutschen Stadt Danzig ein und zeigte uns ihre wichtigsten Kunstwerke. Dieser eindrucksvolle Vortrag war, wie wir später merken sollten, für die für den nächsten Tag vorgesehene Stadtbesichtigung ungeheuer wertvoll. Die zweite Überraschung des Tages war das Eintreffen des Altpräsidenten der Neichsschrifttumskammer, vr. Hans Friedrich Blunck, der in Danzig von unserer Arbeitswoche gehört hatte und die Gelegenheit benutzte, einige Zeit unter uns zu weilen. Er las uns neben einigen Sprüchen und der »Ballade von der Wasserfrau« sein lustiges Märchen »Warum die Igel sich nur zur Nacht sehen lassen« sowie einen dramatischen Abschnitt aus seiner »Großen Fahrt« vor. Nach dem Mittagessen ging es programmgemäß weiter, vr. Erich Lindow hatte das Thema »Der deutsche Ostraum als gesamt deutsche Aufgabe« gewählt. Er behandelte es mit einer Virtuosität, wie es nur einem Redner möglich ist, der dieses Gebiet bis ins Kleinste beherrscht. Die ganze Besiedlung des Ostens und seine wechselvolle Geschichte von ihren Uranfängen bis in die heutige Zeit wurden in uns lebendig. Ein überaus starker Beifall belohnte den Redner für seine Ausführungen. Nun hätten wir eigentlich »Bergfest« feiern müssen. Wir be gnügten uns jedoch mit einem kurzen Rückblick auf die erste Hälfte unserer Arbeit und mit einer Vorschau auf das, was noch kommen sollte. Dann war Ruhe im Haus. — Wir hatten auf dem Dienstplan gelesen, daß die Nacht um eine Stunde verkürzt worden war. Schon recht zeitig holte uns am anderen Morgen ein Sonder- vmnibus zu der geplanten Besichtigungsfahrt ab. Selbst auf den bei einigen Teilnehmern mit Recht so beliebten Frühsport mußten wir verzichten. Aus Zweckmäßigkcitsgrllnden fuhren wir zunächst nach 554 Nr. 160 Donnerstag, den 13. Juli 1939
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