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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1939
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- 1939-08-03
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1939
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Die Bücherei der Deutschen in Reichenberg Äm 26. Mai 1923 wurde In Reichenberg von wenigen Män nern, denen das Fehlen einer eigenen sudetendeutschen wissen schaftlichen Bücherei bedrückte, die »Bücherei der Deutschen, Nationalbiblwthek der Deutschen in der Tschecho-Slowakei» gegründet. Genau auf den Tag sechzehn Jahre später wurde diese Bücherei vom Stillhaltckommissar der Gausclbstverwaltung Su detenland eingewiesen und zur »Sudetendeutschen Landesbüchcrei» erklärt. Mit dem Eintritt der bisherigen Bücherei der Deutschen in den Kreis der wissenschaftlichen Bibliotheken Großdeutschlands fand ein langer kulturpolitischer Kampf im Sudetenland seinen Abschluß und seine schönste Be lohnung. Die Schaffung der wissenschaftlichen Zentralbücherei der Sudetendeutschen in der Nachkriegszeit war eine politische Tat und kann nur verstanden werden aus der Tatsache, daß wir Sudetendeutschen nach 1918 unser kulturelles Leben neu auf bauen mußten. Dazu bedurfte es fester Einrichtungen. Unter ihnen nahm die wissenschaftliche Bücherei von Anfang an einen hervorragenden Platz ein. - Der Wissenschaft und damit dem Buche kam im politischen Kampf der Sudetendeutschen um ihr Recht eine außerordentliche Bedeutung zu. Auf keinem Gebiete der Auseinandersetzung zweier Völker hat sich der Kampf so stark und so bewußt von der reinen Politik auf das Gebiet der Geschichtswissenschaft ver lagert wie in den böhmisch-mährischen Ländern. Als Führer der tschechischen Delegation bei der Friedenskonferenz hatte Benesch seine Forderungen nach den deutschen Gebieten erfolg reich mit wissenschaftlich getarnten, aber falschen Behauptungen über die zahlenmäßige Stärke und Herkunft der Sudelendeut schen unterbaut. Der politische Abwehrkampf setzte nun natur gemäß immer wieder an dieser schwächsten Stelle des Gegners ein. Und so war es notwendig, dem deutschen Politiker die auch wissenschaftlich stichhaltigen Tatsachen zu liefern, um das Recht dieser Volksgruppe auf ihren Heimatbvden beweisen zu können. Diese wissenschaftliche Forschungsarbeit fand ihren Rückhalt in der Bücherei der Deutschen, die das gesamte sudetenländische Schrifttum sammelte und bereitstellte. Eine Arbeit, die darin ihren Lohn sah, daß es in den Jahren 1937 und 1938 der sudetendeutschen Propagandawelle gelang, selbst im gegnerischen Ausland die Denkschriften Beneschs an die Friedenskonferenz als Lügen zu entlarven und das Recht der Sudetendeutschen auf Grund ihrer Jahrhunderte alten kulturellen Leistung nachzu weisen. Die Bücherei der Deutschen, die wissenschaftliche For schung im Sudetenland und der Politische Rechtskampf der ver gangenen zwanzig Jahre sind voneinander nicht zu trennen. Der konkrete Anlaß zur Gründung dieser Bücherei war die in der Nachkriegszeit aufgekommene Frage der Verlegung der deutschen Hochschulen Prags ins deutsche Sprachgebiet. Aus er zieherischen und — aus der damaligen Perspektive heraus ge sehenen — politischen Gründen, letztlich aber aus der tiefen Resignation des verlorenen Kampfes wollte man die deutschen Hochschulen in deutschen Städten haben. Abgesehen davon, daß dies eine politische Machtfrage war und wir Sudetendeutschen damals infolge unserer Zersplitterung eben keine Macht einzu- sctzen hatten, stand die Frage der Universitätsbibliothek, welche der deutschen und der tschechischen Universität gemeinsam war, als eines der unüberwindlich scheinenden Hindernisse einer Ver legung der Hochschulen im Wege. Schließlich rechnete man so gar im Falle einer Verlegung mit dem Verlust der Univer sitätsbibliothek. Um nun bei einer späteren Verlegung der Hochschulen im deutschen Gebiete wenigstens einen wenn auch mangelhaften Ersatz zu haben, wurde aus diesen Kreisen die Er richtung einer wissenschaftlichen Bücherei im sudetendeutschen Gebiet angeregt und schließlich auch verwirklicht. Wenn es auch nicht zu einer Verlegung der deutschen Hochschulen aus Prag gekommen ist, so kamen die damaligen Bestrebungen doch dem Ausbau wissenschaftlicher Institute auf sudetendeutschem Boden zugute. So trafen sich in den Jahren 1920 bis 1923 in einigen Männern, unter denen Senator Hartl, Professor Gierach, Ver leger Kraus und Friedrich Jaksch, der nachmalige Leiter, hervorzuheben sind, die Wünsche und Bestrebungen beider Rich tungen und führten zur Gründung des Vereines Bücherei der Deutschen. Mit RM 2000.— und 3000 Bänden wurde begonnen. Nach sechzehnjähriger Arbeit weist nunmehr die Bücherei einen Bestand von 100 000 Bänden auf. Der Weg der Bücherei der Deutschen als eines Instituts, das auf vereinsmäßiger Grundlage aufgebaut war, war durch die sechzehn Jahre ihres Bestandes kein leichter. Machte sich doch damals auch auf dem kulturellen Gebiete der zersetzende und lähmende Einfluß des liberalistischen Parteiwesens breit. Es war schwierig, den damaligen Parteien den entscheidenden Ein fluß auf die Entwicklung dieses Instituts zu verwehren. Die schwierigste Frage aber die ganze Zeit hindurch war die Finan zierung des Unternehmens. Das natürlichste wäre gewesen, wenn dieses Gemeinschaftsunternehmen, das ja dem ganzen Volke diente, dem Selbstvcrwaltungskörpcr der sudetendeutschen Städte und Gemeinden angeschlossen worden wäre. Dieser Plan, der ohne wesentliche Schwierigkeiten zu verwirklichen gewesen wäre, wurde aber durch den Widerstand der marxistischen Parteien, die damals die Städte beherrschten, zum Scheitern gebracht. Nach dem Abflauen der sozialdemokratischen Welle war durch das inzwischen geschaffene Aussichtsrecht des Staates über die Gemeindehaushalte ein Riegel vorgeschoben. Um so mehr muß unser Dank heute jenen führenden Männern einiger Städte, unter ihnen aber im besonderen Maße Rcichcnberg selbst, gelten, die trotz aller Schikanen und eigener schwieriger Finanzlage der Bücherei dauernde Unterstützung zuteil werden ließen. Im wesentlichen blieb die Bücherei auf sich selbst gestellt. Sie suchte daher in langer mühevoller Kleinarbeit alle Männer und Frauen, die am Bestände einer wissenschaftlichen Bibliothek in teressiert waren, zu erfassen, und dieser Kreis der Freunde war es, der den Bestand auch geldlich sicherte, freilich nur im be scheidensten Umfange. Immerhin verdient es festgehalten zu werden, daß dieses bedeutungsvolle wissenschaftliche Institut der Sudetendeutschen vollständig aus eigenen Kräften der Volks gruppe aufgebaut und erhalten wurde. Denn aus vielen Mil lionen deutscher Steuergelder, die nach Prag flössen, errichteten die Tschechen zwar zu den alten ihnen zugesallenen Biblio theken noch zahlreiche neue, für die einzige wissenschaftliche Bücherei der deutschen Volksgruppe hat der tschechische Staat während sechzehn Jahren aber nicht eine einzige Krone als Unterstützung ausgezahlt. Die gleiche Eigenständigkeit weist die Bücherei auch hinsicht lich des Erwerbes ihrer Bestände auf. Gleich zum Anfang ge lang ihr durch Unterstützung ihrer Freunde die Erwerbung einiger Büchereien sudetendeutscher Politiker und Wissenschaft ler. Da aber ein eigener größerer Betrag für die käufliche Er gänzung ihrer Bestände im Haushalt fehlte, mußte auch hier der Weg der Selbsthilfe beschcitten werden. Die wichtigste Quelle der Ergänzung war das freundschaft liche Übereinkommen mit den sudetendeut schen Verlegern, die der Bücherei durch all die Jahre hin durch ein freiwilliges »Pflichtstück» neben ihren staatlichen Pflichtstücken ablieserten. Diese freiwillige Mehrbelastung, die aus die verdienstvolle Anregung des Verlegers Franz Kraus, Reichenberg, zurückzuführen war, ist ein schönes Zeichen natio naler Disziplin dieses Berufsstandes. Neben den sudetendeutschen Verlegern kann heute auch an dieser Stelle den zahlreichen Ver legern des Altreiches aufrichtiger Dank ausgesprochen werden, die durch kostenlose Überlassung ihrer Verlagswerke den Grund- RMMristlumsklmimer - Sruppe Buchhandel - Leipzig Neue Fernsprechnummer: 7I2SS (Kammclnmnmer) 586 Nr. 178 Donnerstag, den 8. August 1989
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