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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1939-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1939
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- Deutsch
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Berufskundliche Arbeitswoche „Raffe und Volk" in Nidden (Kurische Nehrung) vom 2. bis 9. Juli Aus den verschiedensten Landschaften und Städten des Grog deutschen Reiches — von der Südmark herauf, aus der Neichshaupt- stadt und der Zentrale des deutschen Buchhandels, aus Thüringen und Hannover, »vom Neckar und vom Rheine« — sind wir zu dieser Arbeitswoche »nach O st l a n d« gefahren. Deutsches Land ist es. erst seit wenigen Monaten zurückgewonnenes deutsches Land, das wir betreten, Grenzland — Kampfland — Memel land! Und dieses Bewußtsein ist kein flüchtiger vorübergehender Eindruck- es bleibt, auch unausgesprochen, in uns wach und lebendig, denn es ist ja letztlich der Grund, weshalb wir diese Arbeitswoche gerade hier durchführen. Auf der Landungsbrücke nehmen uns Karl und Ruth Thulke mit fröhlichem »Ahoi« in Empfang, führen uns zum gastlichen »Elch« und — wer hätte das zu hoffen gewagt — sofort und ohne alle Umschweife an den »drüberen« Nehrungsstrand, wo sich, gren zenlos, soweit das Auge reicht, die endlose See wölbt und mit mäch tiger Dünung weißaufschäumende Wellen gegen das Ufer treibt. Da stürzen mir uns kopfüber, begeistert, in die Arbeitswoche, das heißt zunächst in die brausende Brandung. Am Abend finden wir uns wieder am Strand, im Windschutz der ersten Düne, zusammen: zum Nundgespräch. Noch breitet sich der Glanz der letzten Sonnenstrahlen über Meer und Himmel — langsam steigt die Abenddämmerung über den Wald. Leise klingt das Rauschen der Brandung herüber. So ist schon durch den »Rah men« ein ernster und verhaltener Grundton angeschlagen, und das Gespräch nimmt diesen Ton auf in den einzelnen Berichten über Lebens- und Berufsweg und die Gedanken zu unserer Arbeitswoche. Uber diesem Land weht wie über uns die Hakenkreuzfahne und führt uns mitten in unsere Arbeit hinein. Wir grüßen den Führer. — Am nächsten Morgen früh um 6 Uhr geht das große Wecken an. Wem nicht die frische Morgenkühle schon alle Schläfrigkeit aus Herz und Gliedern vertrieben hat, dem werden die Lebensgeister in den Schwüngen der Frühgymnastik und vollends in den klaren Ostsee wellen munter. Nach diesem frisch-fröhlichen Auftakt bemühen wir uns um die innere Einstellung auf den eigentlichen Sinn dieser Arbeitswoche — die Karl Thulke einlcitet und leitet —: die Beschäftigung und Aus einandersetzung mit dem Thema >N asse und Volk«. Es gab eine Anschauung, die das Leben von Nassen und Völkern mit dem von Organismen — etwa mit dem einzelner Bäume — verglichen hat. Demzufolge schien es ein unentrinnbares Naturgesetz, daß alle großen Kulturvölker den Weg vom Wachsen und Reifen, zum Blühen und Fruchttragen und schlicßlichen Altern und Absterben gehen mußten. Völker und Rassen sind aber nicht in diesem Sinne Orga nismen, sondern vielmehr Formen des Zusammenlebens von Orga nismen, wie — gleicherweise — ein Wald. »Viele Wälder vergingen bisher — das liegt aber nicht am Wesen des Waldes, sondern an äußeren Naturereignissen, an falscher Pflanzung, Hege und Pflege«. Wir nun wollen unsere Nasse und unser Volkstum in Pflege neh men, die den »Gesetzen der Natur Rechnung trägt und sie zu höherer Ordnung und Schönheit steigert« — darum treiben wir Nassen- und Bevölkcrungspolitik. Die Begriffe sind nicht neu, oder vom National sozialismus erfunden, aber sie haben durch die Revolution in der Rangordnung der geistigen Güter der Nation eine entscheidende Unr und Neuwertung erfahren, sind aus der rein wissenschaftlichen Forschung heraus in das Bewußtsein des Volkes gedrungen und zu politisch-praktischer Bedeutung gelangt, sind zum Brennpunkt nationalsozialistischer Weltanschauung und Gesamtausgabe gewor den. — Co entwickelt unser Referent Leuschner vom Nassepoli- tischen Amt der Rcichsleitung der NSDAP, in seiner äußerst leben digen und mitreißenden Art des Vortrags zunächst einmal die großen und entscheidenden Leitgedanken, auf denen nationalsozialistische Nassen- und Bc- v ö l k e r u n g s p o l i t i k sich gründet. Er berichtet weiterhin vom Kampf um diese Ideen seit der Machtergreifung, vom allmählichen Herallskristallisieren der Eiuzelbegriffe und praktischen Durchfüh- ruugömethoden nach mancherlei Verzerrungen, Verfälschungen und Irrwegen, und erläutert uns Zielsetzung und Arbeit, Planungen und Forderungen des Nassepolitischen Amtes. Und immer geht er von der lebendigen Wirklichkeit aus, mit der Blickrichtung auf die politische Bedeutsamkeit: und jeder kann folgen, denn der ganze schwierige Stoff wird an einer Fülle höchst einprägsamer und tref fender Bilder und Beispiele veranschaulicht. Der folgende Tag gilt dem Thema »Geschichte auf ras sischer Grundlage«. Ausgehend von der Betrachtung der deutschen Geschichte als eines unausgesetzten Kampfes um die ras sische und völkische Einheit, und der diesen Kampf und die ganze deutsche Geschichte bestimmenden Auseinandersetzung mit den ent- gegenwirkcndcn Mächten, insbesondere Nom und Judentum, ver mittelt uns Referent Stolpe in einem weitausholendcn Gang durch die geschichtliche Vergangenheit unseres Volkes ein Bild von den Ansätzen und Bestrebungen zu einer neuen, auf rassischer Grundlage ausbauenden Geschichtsauffassung. Dre Referate von vr. Oppermann, dem Leiter der Neichs- schule des Nassepolitischen Amtes, führen uns in das umstrittene Fragengebiet »Erbgut — Umwelt« und »N a s s e n s e e l e n - kund e«. Nach einem kurzen klarstcllcnden und abgrenzcndeu Über blick über die Bedeutung von Lamarck, Darwin, Mendel und die verhängnisvolle Nolle der Kirche auf diesem Gebiet wird die Frage »Warum Erziehung trotz Vererbung« beantwortet. Die Erbanlage ist ja letzten Endes nur eine Entwicklungs m ö g l i ch k e i t, bei der allerdings die Grenzwerte von vornherein bestimmt und festgelegt sind. Für die Spanne innerhalb dieses breiten Rahmens aber sind von entscheidender Bedeutung die beiden Faktoren Umwelt und Erziehung. Durch Schaffung einer entsprechenden Erziehung und Umwelt kann die Auslese und Fortpflanzung derjenigen Erbanlagen in unserem Volk ermöglicht und gewährleistet werden, die als die wertvollen und schöpferischen erkannt sind. In diesem Sinne gelten alle heutigen bevölkerungspolitischen Bestrebungen, Forde rungen und Gesetze, die wir dann noch im einzelnen durchsprcchen. Aus solchen Grundgedanken heraus wollen sic verstanden sein, und nicht als »landwirtschaftliche Züchtungen« oder bloße zahlenmäßige Geburteustergerung um jeden Preis. Nachdem so fleißig geschafft worden ist, beschert uns Karl Thulke einen Wandertag, und der Himmel den allersonnigsten Sonnen schein dazu. Durch das morgenstille Nidden, am spiegelblanken Haff entlang führt uns der Weg nach Preil, das mit seinen paar Fischer häuschen wie verwunschen in der großen Einsamkeit vor uns liegt. Nach einem ausgiebigem Bad in der klaren Ostseeflut, die heute still und glatt wie ein Spiegel das Himmelsblau widerstrahlt, gibt uns Ruth Thulke, im Hinblick auf den unseren Wandertag beschließenden Dichterabend, einen kurzen anschaulichen Überblick über das Leben und Werk von Agnes Miegel. Und dann heißt es: klar zur »Elchjagd«! In kleinen Einzeltrupps durchpirschen wir lautlos den dichten Busch und sind ganz betört und bezaubert von der weltentrückten Einsamkeit, die dieses Stück chen Waldwildnis birgt. Später gibt es ein unermüdliches Berichten der verschiedenen Jagderlebnisse, denn alle haben Elche gesichtet und zum Teil in nächster Nähe aufgcspürt. Als Krönung dieses Tages, an dem mir diese besonders schöne und ausgeprägte Landschaft aus des Deutschen Reiches östlichster Provinz so recht in vollen Zügen in uns hineingenommen haben, spricht die Dichterin Agnes Mie- g c l zu uns, »in der diese Landschaft Stimme geworden ist«. Dank bar sind wir insbesondere für das persönliche Zusammensein und die mütterlich-gütige, natürlich-herzliche Aufgeschlossenheit, mit der sie uns entgegenkommt. Der nächste Tag bringt zu dem Thema »B u ch h ä n d l e r i s ch e B e r u f s p o l i t i k« das Referat von Karl Thulke. Aus gehend von dem Gedanken der lebendigen Verbindung zwischen Buchhandel und Volk, und der Forderung, daß der Buchhandel ein »Instrument zur Volkserzichung« sein und immer mehr werden müsse, werden Nachwuchs-, Erziehungs-, Fach- und Führungsfragen aufgerollt. Dabei stellt Thulke den Begriff des persönlichen Ver antwortungsbewußtseins von der Stellung des Buchhändlers im Leben unseres Volkes in den Mittelpunkt, der sich heute noch nicht hinreichend auswirkt, und für dessen Verwirklichung der buchhänd- lcrische Nachwuchs von um so entscheidenderer Bedeutung ist. Alle Fragen und Maßnahmen, Forderungen und Pläne zu diesem uns alle unmittelbar berührenden Thema faßt er in einem klaren und eindringlichen Überblick zusammen, der uns Aufklärung gibt über die viel diskutierten und mehr oder weniger noch zu beantwortenden und zu lösenden Probleme und Schwierigkeiten unseres beruflichen Alltags, und darüber hinaus die großen Leitlinien und Zielsetzun gen erkennen läßt. Nachdem Erich Langen bucher aus der Arbeit der Schrifttumsabteilung des P r o p a g a n d a m i n i st e - riums berichtet hat — nn besonderen eingehend auf die Fragen: Buchverbot, unerwünschtes Schrifttum, Problem des Unterhaltungs- schrifttums, Vortrags-, Bücherei- und Übersetzungsweseu, Fachbuch- werbung —, vermittelt uns der Vortrag von Prof. Kinder- Nr. 186 Sonnabend, den 12. August 1939 599
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