Ein erstes Urteil im »Türmer" über MrÄkficth Was diesen großen Roman heraushebt aus all den vielen Romanen, die Len Kampf deutscher Menschen um Heimat und Boden zum Gegenstand haben, ist die Geschlossenheit des Werkes und die geradezu dichterische Sprache. Man spürt es allenthalben: die Verfasserin hat diese schweren Kämpfe um Recht und Freiheit miterlebt, denn dies alles ist schlechterdings nicht nachzuerleben. Da muß einer mittendrin gestanden haben, um das Gewaltige der Herzen und Seelen zu spüren. Was den Roman weiterhin zu den größten Romanen Deutschlands zählen läßt, ist die künst lerische Leistung der Themengestaltung und die Entwicklung zu dem kaum erwarteten und schließlich durchaus notwendigen Schluß. Zugleich ist der Roman ein Spiegelbild der Geschichte unseres Volkes. Jede einzelne Gestalt meinen wir wiederzuerkennen. Ob es die einsame Frau Hilke ist, die den Hof mehr liebte als ihren Lebenskameraden oder Harm, der kein Bauer mehr sein wollte, weil ihm Hilke mehr war als der Hof - und hier liegt beider Schuld, weil sie keinen Ausgleich fanden. Vb es Hein Golo ist, der elternlose Junge aus irgend einem Hamburger Hinterhause oder der reiche Marschbaucr thor Möhlen ut Lropen, der stolze, unerbittliche Rächer seiner Ehre, ob es Marks Oeetjen oder Hans Wrede mit seiner guten Frau Gesche, ganz gleich, sie alle kennen wir, allen sind wir schon einmal begeg net. Ja, das sind die eigenwilligen Marschbauern, diese stiernackigen, mit all ihren Vorzügen und all ihren Fehlern, in denen sich das Wesen des deutschen Menschen sinnfällig spiegelt. Es ist ein Buch voll stolzer Ver gangenheit, grausamen Niedergangs, barter Arbeit und starken Glaubens und darum steht am Ende der Hof der Wiebensobns mächtiger da als einst - ein Buch des deutschen Menschen. Möller-Lrivitz Hase k koehler > Leipzig / Serlin Nr. 218 Dienstag, Len IS. September 1936 4811