I.LI^I8) 1D6INOLN Lllfaaß Oktober ersckeiat: Eduard Mörike: Briefe Llerausgegeben von Dr. Lriedrick 8eeba6. 90r 8ei- ten. In deinen R.^1 9.Z0. / Linen Brief an seine und 6er 8ckwester Xlärcken Lreundin, Margarete von 8peetk, untersckreibt Mörike mit 6er präge: ,Ikr Lduard - kennen 8ie ikn?' Das trägt einer, 6er sick gefäkrdet weiB und 6er 2ur ^laske gegrillen Kat, um sick 2u wakren vor Lbergrifken in seine innerste un6 späkt, ob ikn 6ie ernennen, 6ie ikm 6ie Macksten sin6. - Oer tote Mörike konnte 6en Deu- tern seines Lebens nickt mekr 2ublin2eln, 06er wo er 6a erlrannten sie ikn nickt. 8ie gaben sick 6arnit 2ufrieden, einen 2art-feurigen, versckwendendeN Jüngling, 6en 6as Lrlebnis ,peregrina' fast vernick let kalte, in 6ie Gestalt eines maBsickeren pfarr- kerrn gehandelt 2u seken, 6er okne Drang nack V^eite in einem Xieinbürgerleben offenbar Oenüge fand; sie stempelten ikn 2um .Idylliker' - und er- fukren nickt, 6a6 ein ,Idyll* mit käutckendünner V^and an Onendlickkeit, Lkaos und Vernicktung 2u gren2en vermag, bläckst Ooetke nannten sie ikn den gröbten deutscken Lyriker, - aker wie stimmte iknen dies Orteil dann mit der am Oenius gewonne- nen Aussage ükerein, daü OroBes den Dämonen und 8trudeln und 8cklünden ab2ugewinnen ist? - Das in den 1et2ten Jakren allentkalken neu erwackte Verständnis für Mörike Kat bewirkt, 6a6 das ge- meiniglick überkommene Bild als Ver2eicknung er kannt wurde; das Leklurteil sick selbst 2u berick- tigen, feklte bislang jedock eine kandlicke Ausgabe sämtlicker wesentlicker I^lörike-Briefe, die sick ent weder nock ungedruckt in ^rckiven und sckwer 2ugänglick in Privatbesit2 befanden oder die oft unvollständig und mit Lesefeklern veröffentlickt waren. Diese Aufgabe, eine textkritiscke ^uswakl der Briefe 2u geben, Kat sick der Herausgeber des vorliegenden Landes» Dr. Lriedrick 8eebaü, 2um 2iel geset2t. Damit sollte nickt, von einem sckwäbi- scken Verlag, der Pietät genügt werden und der Literaturwissensckaft, - es gekt weder Verlag nock Herausgeber um eines Dickters k-Iackrukm nock um V^issensckaft, es gekt iknen um das Zeugnis eines bewältigten Lebens: wie ein empkndsamer, liebereicker, reiner, genialer I^lensck, der seinen Lreunden als die verkörperte Poesie ersckien, in aller Oefäkrdung keil blieb, wie er bei 2arter Oesund- keit des Leibes und der 8eele sick bekauptete, wie er einen begrenzen Lebensraum mit Oeist und 8inn erfüllte, wie er unsckeinbare Legegnisse verdick- tete und das Oewöknlicke ins Ongewöknlicke, das Oemeine ins Ungemeine erkob. ^Ver nock nickt wüBte, was Poesie ist mit ikrer Verwandlungs- Kraft, ^Iltaglickes ins ^nmutig-Lestlicke 2u ver- 2aubern, der erfükre es aus ^lörikes Briefen! Lr köre auf die 2ärtlicke 8timme des Pfarrvikars, der kalblaut 2u seiner Luise sprickt: ,Du kennst dock jene stille Lrükstimmung des Ller2ens, wo man sick selber bewegt füklt, man weiB nickt von was, aufgelegt 2u jeder guten lat; es feklte wenig und man würde in die seligsten Iränen ausbrecken. Ls ist, als wäre ein Lngel durcks 2immer gegangen; die 8eele fängt von sick selber 2u tönen an, wie jene Harfen, aut denen der Xssind spielt . . .' Ond wo- möglick nock inständiger klingt die 8timme, wenn sie sckeu - 2utraulick 2u liartlaub, dem Ider2en8- freunde, sagt: »Ick kabe Dir einen groBen l'eil mei nes Innern aufdecken wollen, und Katt mick soeben wieder reuen wollen, als kätt ick mir selber eine ^der gescklagen und Du säkest nun mit ^ugen das rore Blut, statt daB Du es bläulickt durck die ^dern kältest gewakren sollen, ^ber gelt, es darf mick nickt gereuen und Du traust, daB ick lautre V^orte geredet kabe?* - ^Xuk jene ergreifend treuker2ige Lrage ,Oelt, es darf mick nickt gereuen?' wird der Leser am Lnde antworten können, wenn er, »aufge legt 2u jedergutenlat', das Buck aus der Hand legt. soss