und fruchtbunten Zeltstände ein eherner mantelumwallter Reiter mit nord- weisendem Säbel. „Das ist der große Ban Jellachich, der damals im acht- undvierziger Jahr Wien von den Aufständischen befreit hat, unser lieber ver storbener Freund." . . . Droben auf dem Kapitol vor der umplankten und eingerüsteten Kathedrale hielt der Wagen. „Damals im achtziger Jahr, zwei Jahre vor deiner Geburt, beim furchtbaren Erdbeben im November ist Agram fast ganz zerstört worden und der Dom vom Dach bis in den Grund geborsten; ein Priester am Altar, gerade beim Meßlesen, hat durch einen aufklaffenden breiten Spalt die ganze untere Stadt im Wanken und Ein stürzen gesehen." . . . Die gotische Gotteshalle mit dem blaugoldnen Ster nenhimmel, Menschengewühl um einen dunklen kranzbedeckten Aufbau in mitten, Düfte von Blumen und Weihrauch, die ungeheure schimmernde Or gel; aber dort an einem Pfeiler hingen ein schwarzer Helm und ein langes Schwert. „Die stammen vom Großvater deines klr-klr-Urgroßvaters, vom großen Ban Erdödy, einem berühmten Helden gegen die Türken; vom selben, dessen Schabracke und Halfter wir aufbewahren." Und später, als Letztes dieses unvergeßbaren Entscheidungstages, ein Gang über den Markusplatz der „oberen", der Burg- und Herren-Stadt: das scböne Buntziegeldach der Evangelistenkirche — solche Steine müßte man im Baukasten haben — und im Pflaster des frontenstreng umschlossenen Gevierts eine seltsame, durch be sondere Platten oder Zwingen gezeichnete, irgendwie düstere Stelle. „Hier ist Matija Gubec der Bauernkönig — der, dessen wächserner Zauberbecher auf uns gekommen ist auf glühendem Eisenthron mit glühendem Eisenreif zutodegekrönt worden." Napoleon und die Pappeln, die Templer, der böse Tachy von Stattenberg, die große Glocke, Bärenburg und Gregoriancc mit den tausend Teppichen und sechs arabischen Zeltern, Ban Jellachich, ein toter Kardinal, Helm und Schwert des Heldenahnen, der glutgekrönte Dauernkönig auf dem Markus platz: genug für die Träume und wuchernden Einbildungen eines langen Kinderjahres. Eine aufgetane Welt, ein abendländiscbes Wcltalter: genug für eines ganzen Menschenlebens Wege, Webe und Werk. ,ie Aeltermutter mag sich hinterher ein Gewissen gemacht haben: durfte man eine Kinderseele mit solchen Vorstellungen aufregen? Es war das sonst nicht nach ihrer unendlich vorsichtigen Art; tadelte und verschmähte sie doch schon, im Gegensatz zur gerne gepflegten Sage, das Märchen mit seinen goldstreuenden Bäumen, Aschenbrödeln und verwunschenen Prinzen. Aber vielleicht ahnte oder wußte sie, wen sie über die Schwelle in sein künftiges Reich eingeführt; der Siebenjährige war nicht ganz unvorbereitet gewesen. Da stand hinter der rautenbemusterten Verglasung einer tiefen, inseits zum