gefahndet und nebenher botanisiert, es wurde nach Spuren einstiger Nieder lassungen, Flucht- und Heiltumsstätten, Wehrlager, Warten, Kulturen und Kultivationen herumspekuliert, gestöbert und gestochert: und so fügte sich um das kleine Ereignis jedes noch so bescheidenen Denkmals das volle Lebensbild seiner Zeit. Don diesem vergessenen Professor Müllner hatte ein ständiger Begleiter auf einer einzigen seiner gemächlichen Hafersackfahrten rund durchs Land mehr lernen können als in sieben toten akademischen Jahren. Aber Krain ist auch danach; Kram, schönster aller Hörsäle, selbst Akademie weil exemplarischestes aller Lande, ist gleichzeitig Schloß, Schlüssel und Be hältnis vieler Dinge. Damals war der gute Professor mit seinem „Hadschi" auf Sondersuche nach alten Bergwerken und zumal Eisenhütten, wie solche mit ihrem Er zeugnis das südliche Noricum schon zu vorrömischen Zeiten berühmt gemacht. Eisenwerke heißen in Jllyrien vielfach „FuLine", ein Waldteil gegen die kroa tische Grenze hin trug einen anklingenden Namen, dieser Berg mußte also abgeklopft werden, und der Fünfzehnjährige, der sich inzwischen auf selb ständigen Erkundungsritten schon tüchtig in der engeren Heimat umgetan, jetzt eben zwischen überstandenem Caesar und Ovid, kommendem Livius und Vergil nebst dräuendem Xenophon frei und herrenlos, durfte den neuen, schon wegen seines „Hadschi" höchst anziehenden Onkel Professor führen. Die kleine Reise mit der Bummelfahrt durchs Waldtal der Bregana hinein und dem Anstieg durch die wilde Gabrowitza hinauf blieb ergebnislos, irgendwelche montanistische Anzeichen schienen sich auch dem geübten Aug nicht zu bieten, aber der Sekundaner oder, nach österreichischem Bezeich nungsbrauch, Quintaner brachte von dem Ausflug eine ganze Beschickung schmelzwürdigen Erzes heim. Wie beiläufig, mit dem zürgelnen Peitschenstiel bald dem fleißig hinzuckcln- den „Hadschi" die Bremsen abstreifend, bald den Lauf eines unsichtbaren Striches weisend, hatte der Professor auf dem Trabe nach dem Außenboden des Breganatales schon von der großen pannonischen Straße, dein späteren Schicksalswege der Völker, von der Tabula Peutingeriana und dem Anony mus von Ravenna, von Neviodunum Romula Ouadrata Siscia, von den beiden fruchtbaren illyropannonischen Ausstandskriegen erzählt, und als dann das Wägelchen unterm breitschattenden Nußbaum, um den wackeligen Hof zaun des Bauern Semenitsch herum nach dem eigentlichen Ziele einbog, wußte man bereits, was kein Lehrbuch erwähnte, daß Armin der erste Deutsche eben hier als Auxiliarrittmeister oder Oberst unterm gewaltigen Tiberius und General Caecina seine Felddienstübung gemacht. Und da war, bezeichnet durch eine Ouerschwelle des Talgrundes, offen sichtlich einst ein See, etwa Stausee zu Verteidigungszwecken, und dort der