Nicht Erzeuger und Empfängerinnen allein sind unsere Ahnen: sondern auch jene sind es, die mit ihren Trachten und Taten, mit Auftrag und Voll zug, mit ihrem Wesen und Werk, Meister oder selbst bloß Gerät, all den Gezeugten und Empfangenen ihre Lebensbeziehung entscheidend gestalten. Wer vom Knappen Pribe von Gawern erzählt, muß der Bedrängnis der Trutzstadt am Strelasund gedenken, und es eröffnet sich ihm der Blick in jene tiefe Klüftung, die damals, gleichzeitig mit dem süddeutschen Vetternkriege um Krone und Reich, den ganzen germanoslawischen Norden aufspaltete, in einen heißen Wundriß, der von Wladislav Lokietek herab bis in unsere Tage der Abrechnungen läuft, ins deutsche Herz und ins deutsche Verhängnis. Wer vom alten Cencius Frajapan spricht, kommt nicht vorüber an Gregor VII. und seinem schicksalsträchtigen Verhältnis zu Robert Guiskard, an Heinrich und Mathilde mit ihrer Schenkung, an Desiderius und Wibert; wer von den Frangepani berichtet, kann ihren römischen Weg vom Nor mannenbrand bis Astura nicht anders verfolgen als durch die Geschichte der Päpste und Kaiser, denen beiden sie gedient, der streitenden Führer, Vögte und Bildner des Abendlandes, Ahnen, an deren Nachlaß wir noch heute tragen und zehren. Wer den Grafen von Cilly nachgeht, stößt unausweichlich auf den Kaiser Sigismund; dieser Anstoß aber macht einen ganzen Strang der Ursachen und Folgen erklingen, bis hinauf zu Johanna von Neapel, in deren Geschichten selbst auch wieder Ahnen beschäftigt gewesen, weiter zurück bis Tagliacozzo und Astura, bis in den Schoß der Kaiserin und Erbkönigin Constanza, bis zur ersten süditalischen Belehnung der Normannen; er läuft über Krakau bis Tannenberg und Thorn, er treibt über Vissegrad und Novigrad, Nikopoli und Siklos in die ungarische Lage: und plötzlich steht vor uns der Sigismund enkel Ladislaus der Nachgeborene, Eingang und Ausgang, Schürzung und Auslösung, Mündung und Quell, ihm gegenüber der sagenhafte Hunyad, ein samer Held eines hohen abendländischen Gedankens, und an seinem Sarge Kaiser Friedrich III. der Vielgeschmähte, in den schwachen Händen das zu künftige, aus dem deutschen Zerfall gegen Asien hervortretende zusammen fassende Groß-Ostreich, das Hausreich, Oesterreich. So wachsen über die Vorfahren des Einzelnen wolkengroß die Ahnen der Gemeinschaft, des Abendlandes heraus; und hinter diesen steht dunkel, bisweilen im Barte auflächelnd, der Herr des Lebens, der Liebe Gott.