3n Ostpreußen, dicht neben der russischen Grenze, brachte die Terrierhündin Mona im Stalle eines gollwächters drei Welpen zur Welt, Das jüngste und schwächste der Tierchen hat den Frühling und Gottes Sonnenwelt nie gesehen. So, wie es unbewußt erschienen war, nahm es auch das Dunkelland wieder in seine Arme, Die beiden Rüden wuchsen und gediehen. Obwohl sie Brüder des gleichen Wurfs waren, ähnelten sie einander nicht sonderlich. Der eine war kleiner, schwarzgezeichnet und versprach ein grundehrlicher, in allen Teilen waschechter Terrier zu werden. Der zweite hakte fahlbraune Flecken auf Kopf und Rücken, auch wuchs er schneller, entsprach somit nicht dem Bilde, das rasse entstammt- Züchter sich von einem edlen Tier machen. Darum kam sein Bruder früher in die Fremde als er, Piefke war beinahe acht Wochen alt, als ein Hausfreund ihn entdeckte, genau so, wie verschiedene andere Talente entdeckt worden sind. Während aber bei Caruso zum Beispiel die Stimme ausschlaggebend gewesen war, hatte bei Piefke der Umstand entschieden, daß er keinen Versuch machte, auch nur „Buff" zu sagen, also nicht die geringste Anlage verriet, ein ebenso unleidlicher Kläffer zu werden wie seine Raffegenossen, Von anderen Vorzügen war in dem jugendlichen Alter noch wenig zu merken, nur seine glänzenden, lebhaften Augen sprachen besonders an. Wenn man, nach der alten Bauernregel, sich die Mutter ansehen muß, will man die Tochter freien, so genügte dem Hundefreund ein forschender Blick auf Mona, die Mutter Piefkes, Sie war in der Tat ein schnittiges, feingebautes Geschbpf. Also kam Piefke in eine große braune Papiertüte, sein Pflegevater kriegte ein „Danke schön", und die Reise zur nächsten Lebensstarion konnte angetreten werden. Auf dem Marsch bereits machte er sich in besonderer Weise bemerkbar. Er verstand es nicht, wieso er in einer so wenig bundemäßigen Tüte unter fortwährend schaukelnder Bewegung weitergeschafft werden sollt«. Also rumorte er in seinem Verlies nach Kräften, Und bald auch spürte sein neuer Herr, daß es da drinnen nicht ganz manierlich zuging; denn nun begann es feucht und warm durch den Ärmel des Lodenrockes zu rieseln. Doch der wackere Mann sagte sich: „Jugend hat keine Tugend" und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Eine Strecke ging da« gut. Dann stieg aber ein Dunst aus dem Wickelbund, der weit Ärgeres vermuten ließ. Nachdenklich setzte sich der Begleitmann auf einen Feldrain und packte aus. Es erwies sich, daß die braune Papiertüte ihre Fähigkeit als Transport mittel eingcbüßt hatte. Sie war nicht allein gänzlich aufgeweicht, sondern der unfrei willige Reisende war auch seekrank geworden und hatte dementsprechend gehandelt. Da lies denn nun das Unglückswurm, in der Ackerfurche ängstlich suchend, völlig ratlos hin und her und piefte dazu gar kläglich, „So", sagte sein Herr, „jetzt hast du dir wenig sten« den Namen selbst gegeben" und nannte ihn fortan „Piefke". Go beginnt bas soeben erschienene neueste Werk beS bekannten TierschriftstellerS Die abenteuerlichen Erlebnisse eines TerrierS, der während beS Russeneinfalls tZt» seinen Herrn verliert, sich auf der Suche nach dem Vermißten einer Kompanie deutscher Grenadiere anschließt und Freud und Leid mit ihnen teilt. Dieses Buch wird gerade heute großen Anklang finden. Mit ro Federzeichnungen des Verfassers. Ganzleinen RM 2.8» S Verlag „Die Wehrmacht" GmbH., Berlin-Charlottenburg 2, Uhlandstratze 7-8 soso