Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1939

Nörsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Nr. 261 (R. 118) Leipzig, Donnerstag den 9.November 1939 168. Jahrgang Bekanntmachungen Amtliche Bekanntmachung der Neichsschrifttumskammer Nr. 137 Verlängerung der Geltungsdauer der Anordnungen Nr. 116, 120 und 123 Nach 8 25 der Ersten Durchführungsverordnung zum Reichs kulturkammergesetz vom 1. November 1933 (RGBl. I, S. 797) ordne ich mit Zustimmung des Herrn Reichsministers für Volks aufklärung und Propaganda und des Herrn Reichswirtschasts- ministers an: - 8 1 Die Geltungsdauer der Anordnungen Nr. 116, 120 und 123 wird bis zum 30. September 1940 verlängert. 8 2 Die Anordnung tritt mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 in Kraft. B e r l i n - Charlottcnburg, den 30. Oktober 1939 Der Präsident der Reichsschristtuoiskammcr gez.: HannsJohst Anmerkung der Schriftleitung: Mit den Anordnungen Nr. 118,128 und 123 wurden GrnndungSsperrcn fiirReise-unb Versand- buchhandlungen, für Leihbüchereien sowie für Buch großhandlungen und Kommissionsbuchhandlungcn ausgesprochen. Wegen des genauen Wortlautes der Anordnungen verweisen wir aus: »Gentz, Das Recht der Reichsschristtumskammer« (Verlag des Börsenvereins). Bekanntmachung zur Ausfuhrregelung 5/39 Lieferungen in die Rcichsgaue Posen u. Westpreußen (Wiederh.) Mit Wirkung vom 10. November 1939 sind Lieferungen in die Reichsgaue Posen und Westpreußen als Jnlandlieferungen zu behandeln. Maßgebend ist der Tag des Auftragseinganges. Auslieferung und Berechnung der bis einschließlich 9. November 1939 eingegangenen Aufträge muß bis 31. Januar 1940 vor genommen werden. Vom gleichen Tage an unterstehen die in den Reichsgauen Posen und Westpreußen erscheinenden Verlagswerke der Ausfuhrregelung. Wegen der Beibringung von Zahlungsnachweisen und der Behandlung von Kommissionsgut erfolgen weitere Anordnungen. Aufschluß über die Zugehörigkeit einzelner Orte zu den neuen Reichsgauen gibt das Amtsblatt des Reichspostministe riums. Berlin, den 4. November 1939 Wirtschastsstelle des deutschen Buchhandels Der Leiter: Or. Hövel Den Veteranen des deutschen Buchhandels Feierstunde in Strausberg Eine Fahrtstunde von Berlin liegt das märkische Städtchen Strausberg, das sich den Teilnehmern an der Eröffnungsfeier des ersten Altersheimes des deutschen Buchhan dels im Schmuck des bunten Herbstlaubes bot, ein Bild des stillen und ruhigen Lebens. Diesen Eindruck vermittelt auch das Altersheim zwischen den herbstlichen Bäumen in dem weiten Garten, der — zwar abgeerntet — trotzdem noch die Gewißheit reicher Frucht schenkt. Wir sind durch diesen Garten gegangen, vorbei an den sauber gepflegten Beeten, dem noch grünen Rasen, über die kleine Brücke, unter der das Wasser sprudelt, sahen die Waldbäume, die sich hinter dem Garten erheben, und jeder spürte deutlich: das ist ein Ort des Ausruhens, der Sicherheit und des Erinnerns, so wie ihn jene verdient haben, deren Leben der Arbeit ge hörte. Zahlreiche Berliner Buchhändler und Verleger, der Landes leiter Berlin, Pg. Wülfing, Karl Heinrich Bischofs als Vertreter der Reichsschrifttumskammer, ein Vertreter des Reichsministe riums für Volksaufklärung und Propaganda, der Leiter der Fachschast Leihbücherei, Mau, die Betreuer des Hauses und die ersten Insassen wohnten der kurzen Feier bei, mit der Haupt amtsleiter Wilhelm Baur, der Leiter des Deutschen Buchhan dels und als Vorsitzender des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler, dieses Haus seiner eigentlichen Bestimmung übergab. Eine Feierstunde, »fern vom buchhändlerischen Alltag-, aber doch der buchhändlerischen Arbeit eng verbunden, nannte Wil helm Baur diese Stunde und sprach dann von dem Stolz, der uns erfüllt, wenn wir bedenken, daß der Buchhandel zu den ältesten wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen gehört. Immer sei es so gewesen, daß diesem Stand mehr Idealisten als geschäftstüchtige Realisten angehört hätten. Es sei kein Zufall, daß die Namen der großen deutschen Buchhändler nicht durch deren materielle Verdienste, sondern durch die ideellen Leistun gen bekannt geworden seien. So sei es auch kein Zufall, daß schon vor mehr als hundert Jahren die Angehörigen des buchhänd- lcrischen Berussstandes die Gründung eines Unterstützungs- Vereins für deutsche Buchhändler Vornahmen. Dieser Name zeuge für die Gemeinschaft von hohem Sinn, wenn sie selbst versuche, die Schwierigkeiten zu meistern, die sonst der breiten Öffentlich keit aufgebürdct werden müßten. »So wird nun schon seit Gene rationen-, fuhr Pg. Baur fort, »vom Verein, dessen Führung ich selbst übernommen habe, an der Verwirklichung einer Auf gabe, die zu den edelsten und hehrsten gehört, gearbeitet. Der Nationalsozialismus hat gleich nach der Macht ergreifung die Lösung des sozialen Problems in jeder Form auf gegriffen. Die Schaffung des Winterhilfswerks zeugte von einer Tat, die ihresgleichen in der Welt sucht. Wenn es hier die Auf gabe aller Volksgenossen ist, denjenigen helfend und beratend unter die Arme zu greisen, die als Angehörige unserer Nation der Hilfe bedürfen, so darf uns dies innerhalb unseres Berufs standes nicht davon abhalten, auch unsererseits dafür zu sorgen, daß aus unseren Reihen so wenig wie nur möglich solche Mittel der Gesamtheit in Anspruch genommen werden müssen. Wir müssen selb st unsere ganze Ehre darein setzen, dem wirklich für die deutsche Kulturarbeit 7>S