Wir liefern aus: Serverr Die „Sieger - nachher Gin Sittenbild aus Paris zz« Seiten / l« Bildseiten / RM 4.80 Don der Zeit der Nachkrkegs- jahre in Frankreich wissen wir so gut wie nichts - denn da- das, was sich in Deutschland abspielte, so unmittelbar in Anspruch genommen, daß man sich um die Vorgänge drüben nicht bekümmerte. Aber auch dort, im Lande der „Sieger", ging alles drunter und drüber, und es spielte sich ein geradezu ungeheuerlicher Vorgang ab: man feierte den Sieg, man feierte die Sieger, man berauschte sich an dem Milliardensegen, der durch diesen Sieg ins Land strömen sollte: aber dann kam die grenzenlose Enttäuschung, daß dieser „Sieg" nicht eine der verheißenen Er füllungen brachte. Aus der Furcht vor dieser Wahrheit, auf der Flucht vor den Erinnerungen des Krieges gibt sich Paris einem wahren Taumel hin; dies ist die Zeit, in welcher der Jazz zur Herrschaft kam, in der Paris Tag und Nacht tanzte... Hinter den Kulissen der äußeren Ereignisse aber spielten die Intrigen der Politiker - in der Erkenntnis, daß der Krieg gewonnen, der Frieden aber so gut wie verloren war, schiebt jeder der führen den Männer die Schuld auf den andern: da verweigert Marschall Foch den Gehorsam, da kämpft in zähem Haß der Präsident Poincarö gegen den „Tiger", den alten Clemenceau, da stürzt Briand den Mann, der sich schon als kommen der Präsident fühlt, und da lähmt der Tiger seinen Geg ner Briand wieder durch die Drohung mit einem Hoch verratsverfahren - und so fallen die „Führer derNation" im nackten Kampf um die Macht sich gegenseitig an und zerfleischen sich, indessen Frankreich in immer wildere Strudel gerät. Dies es Sitten bild der Nachkriegszeit gibt das Buch auf Grund der Tagebücher, Memoiren, Briefe der Beteiligten, auf Grund der Zeitungen und Dokumente der Epoche. Der Verfasser hatte auch die Möglich keit, in Paris noch Persönlichkeiten zu befragen, welche die hier geschilderten Männer und Frauen aus nächster Nähe kannten. Aus den lebendigen Schilderungen, aus den amüsanten Einzel zügen, aus den oft verblüffenden Mitteilungen ergibt sich eine dramatische Darstellung menschlicher Leidenschaften, in deren Mittelpunkt das aufregende Leben Clemenceaus steht; unmittel bar in die Gegenwart schlägt der schicksalhafte Zug, den das Buch enthüllt: alle die Männer, die am Versailler Vertrag schuldig sind, sind ihres Lebens nicht wieder froh geworden... Soeietäts-Verlag Frankfurt a. M. 6208 Nr. 266 Mittwoch, den 15. November 1939