Deutsche Frauen „Wie vieler Frauen herrliche Taten liegen im Dunkeln", sagt der Philosoph Seneca. Und in der Tat: Ihrem innersten Wesen gemäß bleibt ihre Wirksam keit, wie bedeutsam sic auch sein mochte, fast verborgen hinter dem glänzenden lauten Ruhm männlicher Taten. Doch eine Fülle edler Menschlichkeit, geistiger und körperlicher Anmut wird hcrausbeschwocen, da wir aus der Geschichte unseres Volkes die großen Fraucngestalten hervortrctcn lassen. In den deutschen Frauen ruht tief im Unterbewusstsein, in gesteigerter und vollendeter Ausbildung, das „Ewig-Weibliche", der unerschöpflich gespeicherte Hort der Lebenskraft un seres Volkes. - DaS Werk „Deutsche Frauen - Bildnisse und Lebensbeschrei bungen" umspannt den Zeitraum von 4500 biS 4900. Die Bildnisse, den besten zeitgenössischen entnommen, haben in diesem Bande eine ebenso große Bedeu tung wie die feinsinnigen, den berufensten Autoren anvcrtrautcn Darstellungen der Lebenswege. So vertiefen sic nicht mir unseren Einblick; sie sind oft der Schlüssel zu einem Fraucnlcben. In monumentaler Eindringlichkeit umrcißt endlich daS Vorwort nv-L 8LIVLI.8 Wesen und Weg der deutschen Frau. So entstand ein Werk, das in mustergültiger Form einen weithin gültigen Über blick verschafft Uber die andere, die mütterliche Seite des deutschen Wesens. Wir erkennen und sind dankbar dafür, daß unserem Volke nicht nur die heldische Seite, daß ihm auch jene Eigenschaften vollendet zuteil wurden, die es anmut voll und liebenswert erscheinen lassen. - 8LIVLI. schreibt in ihrer Ein leitung: „Unlösbar verbunden mit dem durch Äonen sich qlcichblcibendcn Um lauf der großen Gestirne, mit dem im Wandel der Jahreszeiten doch unver änderlichen Wesen der Erde, fühlt sich die Frau heute ihrem Volk gegenüber erwählt zur tiefsten Verantwortlichkeit, als die zur Wahrung der Schwelle zwischen Leben und Untergang berufene Hüterin. Diese Schwelle ist oftmals so schmal wie der Fußbreit Erde, der den Soldaten im Kriege vom Tode trennt. Immer vom Abgrund bedroht, bietet sich die Frau zum Gefäß der Erneuerung ihres Volkes dar. und was sic willig empfängt, geduldig austrägt und unter Schmerzen zur Welt bringt, damit speist sich der Strom der Kraft, der ein Volk unsterblich sein läßt, solange der mütterliche Quell nicht versiegt. Um diese eine Achse ihrer natürlichen Berufung weiß sic heute alles und jedes ungeordnet, was ihr sonst als Ausgabe, als Erfüllung von der Vorsehung zugctcilt ist. )a. auch die Kinderlose weiß alles, woran sie die Hand legen mag - sei cs eine menschliche Hingabe, eine künstlerische Werktätigkcit oder ein Auftrag im Ar- beitegcsüge des Staates - aus dem Geist der mütterlichen Raturanlaqc magne tisch im Gleichgewicht gehalten, genährt und durchdrungen, wenn es nicht von vornherein verdammt sein soll, ohne lebendige Wirkung vom Winde verweht zu werden als taube Frucht. Raturgcbundcn in einem anderen strengeren Sinne als der Mann weiß sich die Frau. In ihrer Mütterlichkeit besitzt die Frau ihre einzige, aber - wenn sie von ihr nur auch inS Seelisch-Geistige erhoben und mit Überlegenheit angewandt wird! - auch eine einzigartige Schlüsselstellung, nicht zur Eroberung, nicht zur Beherrschung, aber zur Durchdringung der Welt!" 244 Herker» - 56 örtrtrrreee - Oarrrterrrerr - 44^4 6.- T) 8ILI>I6LK-VLKl^6k: 8LKI.IX Nr. 268 Freitag, den 17. November 1»39