Deutsche Männer 2SÜ Litckniere un<t I/ebenebeectli-erbunKen Unser Verhältnis zur Geschichte ist neu geworden seit dem erschütternden Er lebnis des Weltkrieges, des Zusammenbruchs und der völkischen und staatlichen Wicdcrauscrstehung. Bis reichte noch das Zeitalter des deutschen Privat- mcnschen. der seit dem ausgehenden Mittelalter in den deutschen Territorial st eingepfercht war, im konfessionellen Zeitalter und in der Epoche des fürst lichen Absolutismus unpolitisch wurde, sein Reich im Gedanken suchte und im liberalen ^9. Jahrhundert allen deutschen Eigensinn zu jenem .neuen deutsche» Dualismus' steigerte, von dem Bismarck bedauernd sprach als von dem Widerspruch des Individuums gegen den Staat'. Das immer weitergchcndc Spezialistentum verstärkte noch diese Neigung zum Abseitsstrhen von allem Politischen. Schließlich nahmen wirtschaftliche Sorgen den Deutschen gefangen. Aber da erfaßte uns ein ungeheures Schicksal- Weltkrieg und Weltrcvolution, nationale Not und neuer Aufstieg in atemberaubendem Wechsel! Die Politik als Schicksal, das Schicksal als Politik, das Bewußtsein, daß jeder einzelne mit dem Ganzen durch tausend Fäden verknüpft ist. endlich der Anblick echten Führcrtums und großer Entscheidungen - das alles hat unser Volk bis in die Tiefe politisiert. Nicht ästhetischer Genuß an dem bunten Wechsel menschlicher Daseinssormcn. nicht nur Erkenntnistricb veranlaßt uns so, die Vergangenheit zu suchen, sondern der brennende Wunsch, aus der Geschichte unser Schicksal, den Sinn unseres völkischen Daseins neu zu deuten." So kennzeichnet das Vorwort von 8c»D88i.k:k den Zweck dieses Buches. Es fährt fort- „Nichts erscheint uns heute notwendiger, als durch Erkenntnis un serer Vergangenheit unser eigenes Schicksal und Wesen besser zu begreifen. Allerdings kann eine rein politische Darstellung, und sei sic noch so glänzend abgcfaßt, niemals das Bild ersetzen, das durch eine, wenn auch noch so kurze Beschreibung eines Menschenlebens gewonnen wird, das in den Strom seiner Zeit gestellt ist. Was ist der Gewinn einer solchen Reihe von kurzen biographi schen Skizzen? Wir glauben- eine außerordentlich nationale Bereicherung! Die Überfülle von Genie und Talent wird kaum jemals so osscubar, die geistigen und politischen Bedingungen, unter denen jene Großen schufen, nie so deutlich wie beim Lesen einer ganzen Reihe von solchen Lebensbildern. Die Vergangen heit entschleiert sich dem erstaunten Blick, der Beitrag jedes einzelnen zu dem großen geistigen und politischen Gesamtbcsitz unseres Volkes wird offenbar, und wenn auch nur der Eindruck dieser Vielgestaltigkeit, dieser Größe, dieser Lebendigkeit, dieser so ganz verschiedenen geschichtlichen, politischen, gesellschaft lichen Bedingungen bleibt, unter denen sie alle geschaffen sind und geschaffen haben, in dem ergreifenden Wechsel von Nehmen und Geben zwischen dem ein zelnen und der Nation, so ist der Zweck dieses Buches erreicht- dem Leser das große Erbe der Vergangenheit einmal ins Bewußtsein gehoben zu haben. Dann wird auch wieder Wahrheit werden an dem einzelnen Leser, was Zakob Burckhardt als wichtigstes Ergebnis inniger Beschäftigung mit der Geschichte bezeichnet- daß sie uns nicht klüger für einmal macht, sondern weise für immer!" ^2^ Herren - 20t) Lit^nieee - 6anr/ernen - ^.§6 Nr. 268 Freitag, den 17. November 1V3S 6289